Heinz Schott:Audimax: Heinz Schott – Kann menschliches Sexualleben kultiviert werden?
Die bis ins 20. Jahrhundert anhaltende Debatte über die
Schädlichkeit der Onanie zeigt beispielhaft die Unterdrückung der
Sexualität aus heutiger Sicht, die leidvoll erfahren wurde. Frauen
in prekären Verhältnissen waren in besonderer Weise vom...
54 Minuten
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Während sich der akademische Diskurs verengt, findet sich hier ein Forum des freien Geistes. Renommierte Kultur- und Sozialwissenschaftler halten Vorträge mit universitärem Anspruch – exklusiv im Kontrafunk. Für alle, die noch konzentriertes Zuhören...
Beschreibung
vor 5 Monaten
Die bis ins 20. Jahrhundert anhaltende Debatte über die
Schädlichkeit der Onanie zeigt beispielhaft die Unterdrückung der
Sexualität aus heutiger Sicht, die leidvoll erfahren wurde. Frauen
in prekären Verhältnissen waren in besonderer Weise vom sexuellen
Elend betroffen, da es keine zuverlässige Methode der
Empfängnisverhütung gab und sie das unkontrollierte Kinderkriegen
vielfach als Fluch erleben mussten. War dieses Elend mit der
sexuellen Revolution (»Antibabypille«) im ausgehenden 20.
Jahrhundert behoben? Angesichts von rund 100.000 Abtreibungen pro
Jahr in Deutschland sind Zweifel angebracht. Offenbar läuft das
Sexualleben weiterhin »unkultiviert« ab – als ein scheinbar
reflexhafter »Trieb der Natur«. Demgegenüber zeigte das Konzept der
US-amerikanischen Frauenärztin und Sozialreformerin Alice B.
Stockham (1833-1912), wie der Sexualverkehr geistig beeinflusst,
gewissermaßen kultiviert werden könnte – eine bedenkenswerte
Anregung für die heutige Diskussion.
Schädlichkeit der Onanie zeigt beispielhaft die Unterdrückung der
Sexualität aus heutiger Sicht, die leidvoll erfahren wurde. Frauen
in prekären Verhältnissen waren in besonderer Weise vom sexuellen
Elend betroffen, da es keine zuverlässige Methode der
Empfängnisverhütung gab und sie das unkontrollierte Kinderkriegen
vielfach als Fluch erleben mussten. War dieses Elend mit der
sexuellen Revolution (»Antibabypille«) im ausgehenden 20.
Jahrhundert behoben? Angesichts von rund 100.000 Abtreibungen pro
Jahr in Deutschland sind Zweifel angebracht. Offenbar läuft das
Sexualleben weiterhin »unkultiviert« ab – als ein scheinbar
reflexhafter »Trieb der Natur«. Demgegenüber zeigte das Konzept der
US-amerikanischen Frauenärztin und Sozialreformerin Alice B.
Stockham (1833-1912), wie der Sexualverkehr geistig beeinflusst,
gewissermaßen kultiviert werden könnte – eine bedenkenswerte
Anregung für die heutige Diskussion.
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