#94 »Hamburger Hafen ist nicht in einer Krise!« – »Offen für private Investitionen sein!«

#94 »Hamburger Hafen ist nicht in einer Krise!« – »Offen für private Investitionen sein!«

Ulfert Cornelius: Neuer Chef des Hafenverbands UVHH über Wettbewerb, politischen Support, Resilienz
27 Minuten
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Beschreibung

vor 1 Woche
Seit rund einem halben Jahr ist Ulfert Cornelius Präsident des
Unternehmensverbands Hafen Hamburg (UVHH). Der (Noch-)Leiter des
Hamburger Standorts des niederländischen Tanklagerunternehmen Evos
hat sich für seine Amtszeit als Nachfolger von Gunter Bonz einige
Ziele gesetzt. »Letztlich geht es auch darum, den Hamburger Hafen
in der Öffentlichkeit etwas anders darzustellen«. Stets heiße es,
der Hafen sei in einer Krise. »Nein, der Hafen ist nicht in einer
Krise«, sagt Cornelius in der neuen Episode des HANSA PODCASTs und
erklärt ausführlich, wie er zu der Einschätzung kommt. Ein weiteres
Ziel ist es, das Thema »Resilienz« stärker voranzutreiben, da dies
in Deutschland bisweilen recht stiefmütterlich behandelt werde.
»Der Ukraine-Krieg hat deutlich gemacht, wie wichtig das Thema ist.
Die Seehäfen werden eine zentrale Rolle spielen«, sagt der
UVHH-Präsident. Nicht zuletzt sind die großen
Infrastrukturprojekte, die den Hafen derzeit beschäftigen, ein
Schwerpunkt seiner Tätigkeit beim Wirtschaftsverband. Cornelius
spricht über die Köhlbrandquerung (»Ich hätte mir einen Tunnel
gewünscht, aber ich begrüße es, dass nun nach den vielen
Diskussionen eine Entscheidung getroffen wurde.«), die sogenannte
Hafenautobahn A26 Ost oder die Y-Trasse (»Sie fehlt für die
Hafenanbindung«). Zentral ist dabei die politische Unterstützung
und Flankierung. Einerseits wünscht sich Cornelius schlankere und
effizientere Planungs- und Genehmigungsverfahren. Andererseits geht
es aber auch ums Geld: »Es kann nicht sein, dass in einem Land wie
Deutschland als Exportweltmeister, das aber auch auf den Import
angewiesen ist, der Bund sich nur mit 38 Mio. € an der Förderung
der Seehäfen beteiligt. Hier ist ein deutlich stärkeres Engagement
erforderlich!« Cornelius spricht über seine Einschätzungen zur
Bundes- und zur Hamburger Landespolitik für den Hafen (»Wir
brauchen verlässliche Rahmenbedingungen für Investitionen«) sowie
das »Zusammenleben« von Wirtschaft, Industrie und Bevölkerung in
einem city-nahen Hafen. Grundsätzlich finde er es »klasse, wenn
auch über den Hafen diskutiert wird, weil sich darin die
Verbundenheit spiegelt, die die Hamburger mit dem Hafen haben.« Ab
und an würde er sich aber schon mehr Verständnis wünschen.
Cornelius kommt dabei auch auf die umstrittenen Einstiege der
Reedereien Cosco aus China (beim Containerterminal Tollerort) und
MSC (beim Terminalbetreiber HHLA) zu sprechen. Die intensiven
Debatten seien durchaus interessant zu verfolgen gewesen. Manchmal
habe er den Eindruck gehabt, »dass der Untergang des Abendlandes
unmittelbar bevorsteht«. Der Hamburger Hafen sei das Tor zur Welt,
man lebe vom Austausch. »Ich glaube, dass wir hier grundsätzlich
offen sein müssen auch für Investitionen von Dritten. Wir müssen
offen sein für eine Diskussion, wie wir den Hafen Hamburg gemeinsam
weiter voranbringen können.« Unabhängig seines eigenen beruflichen
Backgrounds ist dem UVHH-Chef wichtig, dass man in Debatten über
den Hamburger neben den Containern auch andere Segmente im Blick
behält – mit Blick auf die Energiewende und den nötigen Import von
Energieträgern etwa die Tanker-Schifffahrt. Er sehe zum Beispiel
mit Sorge auf die Bestrebung der EU, das Terminal-Investitionen im
Bereich der Wasserstoffderivate geöffnet werden sollen. »Das kann
meiner Meinung nach dazu führen, dass viele Investitionen nicht
getätigt werden«, so Cornelius, der seine Einschätzung erläutert.
Entsprechende Signale habe er bereits vernommen. Der Manager
spricht außerdem über die ersten Monate im Amt, seine eigene
Zukunft, eine andere Herangehensweise als sein Vorgänger (»In der
Regel führe ich Konflikte auf eine andere Art und Weise«), warum er
seinen morgendlichen Kaffee auch bei negativen Nachrichten genießen
kann, das Für und Wider von Terminal-Investitionen, das sogenannte
»Deutschland-Tempo«, Chancen und Herausforderungen in den Bereichen
Bahn und Binnenschiff, den intensiver gewordenen Hafen-Wettbewerb
und eine potenzielle Zusammenarbeit verschiedener Hafenstandor

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