E24: "Chronik der 600 angekündigten Tode"
49 Minuten
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Beschreibung
vor 3 Jahren
00:30: Der diskursive Glühweinstand öffnet wieder!
01:00: Das Menü ist schnell erklärt, es geht heute "nur" um
Corona, Merkel, Klima. Also die generelle Lage, Merkels
emotionale Worte, das Klima als noch viel größeres Problem, bei
dem wir genau so versagen. Yeah!
01:30 Samira fasst Merkels Rede, Appell, Flehen zusammen. So
emotional hat man die Kanzlerin kaum jemals gesehen, das kann man
feststellen. Ein rhetorischer Ausschlag. Aber war das nun ein
guter Auftritt? Wir sind unentschieden.
04:50 Friedemann mag nochmal die Wörter genauer anschauen, die
sie benutzt hat. Die historische Dimension, die sie aufmacht; die
Wissenschaft, die sie bemüht; die Symbole des Verzichts
"Waffelbäckereien und Glühweinstände", für deren Ausfall sie sich
entschuldigt. Was bedeutet das alles?
08:30 Ghostwriterin Samira hätte ihr genau dazu geraten, also
Wortwahl, Emphase, Sprechhaltung. Und dass sie sich eine
Subjektivität getraut hat. Und analysiert kurz, wie Merkel sonst
gerne redet. Und wovon eher nicht.
09:10 Friedemann fand den Auftritt auch bemerkenswert, aber auf
vielen Ebenen auch problematisch, fast unwürdig. Sich selbst
erhebend, gleichzeitig aber pathetisch, ohne die eigene
Verantwortung adäquat zu etablieren. Man könnte dabei fast
vergessen, dass sie die Bundeskanzlerin ist, Chefin einer
Regierung, die sehenden Auges in diese Katastrophe gesteuert ist.
12:40 Der Spin, dass die Bevölkerung eben nicht (mehr) mitgemacht
hätte, ist falsch. Dass die Ministerpräsident*innen alles
ausgebremst hätten? Schon eher. Aber hat Merkel alles getan, früh
genug, was sie konnte? Wir sind unsicher. Sicherlich erlebt sie
die Geister, die sie rief mit ihrer konsequent
wirtschaftsorientierten Politik, auch bei Corona und lange
vorher.
17:15 Diese Rede als Rückschau auf die eigene Performanz lässt
wissentlich Lücken. Das System, was uns soweit in den Schlamassel
führte, wird (natürlich) nicht kritisiert. Das "wegmerkeln" von
Problemen funktioniert bei Corona katastrophal nicht, man kann
das Virus nicht aussitzen.
21:05 Die Wissenschaft zu bemühen, auf die man doch unbedingt
hören solle – das stößt bitte auf wegen weil Klimakrise. Corona
ist das alles in klein, diese Art von Politik versagt angesichts
der unbeugsamen Mathematik des Problems. Aber: Kann man versagen,
ohne etwas falsch gemacht zu haben? Was hätte sie besser machen
können?
28:10 Oder ist die Bevölkerung schuld? Das glaubt nicht mal Horst
Seehofer. Dieses Narrativ als Ausdruck der Angst, zu viel an
Maßnahmen durchzusetzen, ist irgendwas zwischen Schutzbehauptung
und Angst vor einem neuerlichen Rechtsruck. Und ist letztlich ein
halbes Eingeständnis der eigenen Überflüssigkeit.
31:05 Und auf der Grundlage kann man Klimaschutz absagen, denn
der muss auch immer wieder gegen einen gewissen Unmut mancher
durchgesetzt werden. Wo ist hier eigentlich die Dringlichkeit,
die Emphase, das Flehen der Wissenschaft zu glauben? Und was
heißen eigentlich "Vernunft" und "Verhältnismäßigkeit" in diesem
Kontext?
37:00 Und weiter: was ist eine "konservative" Position angesichts
dieser Bedrohungen wert, wenn sie Verantwortung in die Zukunft
verschiebt? Was bewahrt sie – außer Privilegien, Wirtschaft und
Macht? Wohin will sie, außer zurück zu einem alten Normal?
42:10 Und wir "christlich" ist sie, wenn sie zugunsten der
Wirtschaft ihre Armen und Schwachen vergisst? Man argumentiert
fast schon antiautoritär und links, die Menschen bloß zu nichts
zwingen zu wollen, inkl. magisch-opportunistischem Hoffen, dass
es schon nicht so schlimm wird. Die dringend anstehenden
Transformationen schafft dieser Politikstil nicht, niemals. Und
waren wir hinsichtlich Corona eigentlich "deutsch" im Sinne von
erfinderisch, innovativ, clever, effizient? Haha.
45:10 Samira versucht trotzdem noch einmal, eine bessere Rede für
Merkel zu entwerfen. Und hat eine Idee für Januar: vielleicht
einfach kondolieren. Sich bei den Angehörigen der Toten
entschuldigen. Was bleibt sonst von Merkels Kanzlerschaft?Und
damit verabschieden wir uns.
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