EP 45 _ Sei nicht perfekt - Sei Wabi Sabi

EP 45 _ Sei nicht perfekt - Sei Wabi Sabi

Perfektionismus ablegen
11 Minuten

Beschreibung

vor 3 Jahren

Die Idee zu dieser Episode kam mir,  nachdem ich immer mehr
graue Haare entdeckt habe und ich in Zeiten des Lockdowns und des
Haare selber Färbens  mit diesen immer mehr kämpfte.


Ich rannte in die Drogerie kaufte Haarfarbe und nach 2 Wochen
machten sich am Ansatz wieder graue Haare bemerkbar. Ich war
entnervt. Irgendwann dachte ich, was tue ich hier eigentlich,
warum tue ich mir das an?


Dann fiel mir plötzlich Wabi Sabi ein, diese Japanische
Lebensphilosophie, dieses Konzept, dass man Schönheit im
Imperfekten findet. Und davon möchte ich  heute
erzählen. 


Wabi Sabi ist die Ansicht oder der Gedanke, Schönheit in jedem
Aspekt der Unvollkommenheit in der Natur zu finden. Es geht um
die Ästhetik der Dinge, die als unvollkommen, unbeständig und
unvollständig wahrgenommen werden. 


Es ist im Wesentlichen ein Konzept oder eine Ideologie, die sich
aus der “buddhistischen Lehre” der drei Existenzmerkmale
ableitet, nämlich Vergänglichkeit, Leiden und Leere. 


Wabi drückt den Teil der Einfachheit, Vergänglichkeit, Fehler und
Unvollkommenheit aus, während Sabi die Wirkung der Zeit auf ein
beliebiges Objekt ausdrückt.  Zusammen ist Wabi Sabi die
Idee der ästhetischen Wertschätzung des Alterns, der Fehler und
der Schönheit mit all den Auswirkungen der Zeit und der
Unvollkommenheiten.


Es steht also im krassen Gegensatz zu dem, was wir in der
westlichen Kultur als schön und als perfekt empfinden. 


Wir leben in einer Zeit, wo wir pausenlos und zwar von früh bis
spät mit idealisierten Körpern, Autos  oder Häusern
bombardiert werden, Nicht nur in Social Media. Auf jeder
Cremepackung wird uns versprochen noch jünger und schöner
auszusehen. 


Ganz im Gegenteil zu Wabi Sabi vergöttern wir  einen Zustand
der Perfektion, der eigentlich unerreichbar und unnatürlich ist.


Und dieser Drang nach Perfektion kann uns tatsächlich krank
machen. Durch die vielen geschönten und positiven Posts und Fotos
in Social Media erhalten wir den Eindruck, dass andere
glücklicher sind als wir,  und es ihnen besser geht als uns.
Was wir dabei aber oft vergessen: Die Online-Plattformen bilden
nicht die reale Welt ab. Viele Fotos sind stark bearbeitet,
entsprechen nicht der Wirklichkeit – aber wir vergleichen unsere
eigene Realität trotzdem damit. Dadurch wird unsere eigene
Wahrnehmung möglicherweise verzerrt. Minderwertigkeitskomplexe
oder Depressionen können  sogar die Folgen sein.


Darum empfehle ich,  lass etwas mehr Wabi Sabi in dein
Leben. Auch du solltest aufhören, dir Gedanken über andere zu
machen und zu versuchen das Leben der anderen zu leben. Du
solltest anfangen dich umzuschauen und zu entdecken, was du schon
besitzt, worauf du stolz sein kannst. Einen Gang zurückschalten
mehr Zeit in der  Natur verbringen. Wir alle sollten
aufhören, die schönsten Momente in unseren Leben damit zu
unterbrechen, das perfekte Foto zu machen um den Moment
festzuhalten, besser sollten wir diesen wunderbaren Moment
genießen. Mehr im Hier und Jetzt sein. 


Auch in deine Wohnung kannst du Wabi Sabi einziehen lassen. Die
Zeitschrift Schöner Wohnen beschreibt es so:


die Abkehr vom seelenlosen Konsum und das Sichhinwenden zur
Natur

das Sichbesinnen aufs Wesentliche

das Verwenden einfacher,lokaler Produkte und Naturmaterialien
von bester Qualität

das Wertschätzen, Pflegen und Vererben altgedienter
Gegenstände

das Genießen von optischer Leere



Das alles ist für uns Europäer nicht so leicht zu verstehen und
in dieser Zeit der Selbstoptimierung vielleicht auch nicht so
einfach umzusetzen.


Aber ich denke es lohnt sich, sich näher mit dieser fernöstlichen
Lebensphilosophie zu beschäftigen. Wer noch tiefer mit Wabi Sabi
beschäftigen möchte dem empfehle ich das Buch von Beth Kempton
„Wabi Sabi“.


Übrigens habe ich mich dazu entschieden meine grauen Haare
zumindest teilweise Teil meines äußeren Ichs werden zu lassen.
Ganz Wabi Sabi halt. 

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