tl;dr #39: Wilhelm Reich: Massenpsychologie des Faschismus | mit Helmut Dahmer
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Beschreibung
vor 4 Monaten
Wilhelm Reich lieferte mit dem Buch die erste
psychologisch-gesellschaftskritische Analyse des Erfolgs der Nazis.
Wie hängen autoritäre Triebunterdrückung und faschistische
Ideologie zusammen? Anders als die meisten Vertreter der KPD war
Reich überzeugt davon, dass der Faschismus 1933 einen dauerhaften
Sieg errungen hatte. Er fragte sich, warum die Arbeiter*innen
bereit waren, gegen ihre ökonomischen Interessen zu wählen. Sie
sahen offensichtlich den Widerspruch nicht, dass Hitler allen alles
versprach, also dem Proletariat auch die Revolution, aber am Ende
nur die Politik des Großkapitals verfolgte. Seine Antwort rückte
die Rolle der Ideologie in den Blick; ideologische Reproduktion von
Ausbeutung und Herrschaft will er durch Psychoanalyse erklären. Die
linke Praxis, propagandistisch auf das soziale Elend hinzuweisen,
erschien ihm verkürzt. Er betonte, wie die Nazis durch ihre
Propaganda das rationale Denken umgingen und Gefühle mobilisierten.
Der kulturelle Kampf ging darum, wie die Arbeiter*innen ihre
soziale Lage deuteten. Auf der Grundlage seiner kommunistischen
Jugendarbeit und der Erfahrungen, die er mit der sexuellen Not der
Jugendlichen und ihren alltäglichen Praktiken gemacht hatte,
brachte Reich die Psychoanalyse Sigmund Freuds ins Spiel. Der
kleinbürgerliche Alltag müsste geändert werden, die Macht der
Familie, der Kirchen müsste kritisiert werden. Es wäre Aufklärung
notwendig, mit der autoritären Sexualmoral müsste gebrochen werden.
Reich argumentiert dafür, dass die Linke sich für Abtreibung,
vorehelichen Geschlechtsverkehr, für sexuell befriedigende
Beziehungen einsetzte, um den Autoritarismus zu überwinden. Im
Gespräch mit Alex Demirović ist Prof. Helmut Dahmer, studierte bei
Horkheimer und Adorno in Frankfurt am Main, war Professor für
Soziologie in Darmstadt und lebt in Wien.
psychologisch-gesellschaftskritische Analyse des Erfolgs der Nazis.
Wie hängen autoritäre Triebunterdrückung und faschistische
Ideologie zusammen? Anders als die meisten Vertreter der KPD war
Reich überzeugt davon, dass der Faschismus 1933 einen dauerhaften
Sieg errungen hatte. Er fragte sich, warum die Arbeiter*innen
bereit waren, gegen ihre ökonomischen Interessen zu wählen. Sie
sahen offensichtlich den Widerspruch nicht, dass Hitler allen alles
versprach, also dem Proletariat auch die Revolution, aber am Ende
nur die Politik des Großkapitals verfolgte. Seine Antwort rückte
die Rolle der Ideologie in den Blick; ideologische Reproduktion von
Ausbeutung und Herrschaft will er durch Psychoanalyse erklären. Die
linke Praxis, propagandistisch auf das soziale Elend hinzuweisen,
erschien ihm verkürzt. Er betonte, wie die Nazis durch ihre
Propaganda das rationale Denken umgingen und Gefühle mobilisierten.
Der kulturelle Kampf ging darum, wie die Arbeiter*innen ihre
soziale Lage deuteten. Auf der Grundlage seiner kommunistischen
Jugendarbeit und der Erfahrungen, die er mit der sexuellen Not der
Jugendlichen und ihren alltäglichen Praktiken gemacht hatte,
brachte Reich die Psychoanalyse Sigmund Freuds ins Spiel. Der
kleinbürgerliche Alltag müsste geändert werden, die Macht der
Familie, der Kirchen müsste kritisiert werden. Es wäre Aufklärung
notwendig, mit der autoritären Sexualmoral müsste gebrochen werden.
Reich argumentiert dafür, dass die Linke sich für Abtreibung,
vorehelichen Geschlechtsverkehr, für sexuell befriedigende
Beziehungen einsetzte, um den Autoritarismus zu überwinden. Im
Gespräch mit Alex Demirović ist Prof. Helmut Dahmer, studierte bei
Horkheimer und Adorno in Frankfurt am Main, war Professor für
Soziologie in Darmstadt und lebt in Wien.
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