Rainer Maria Rilke: Duineser Elegien - Die erste Elegie
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vor 5 Monaten
Die erste Duineser Elegie von Rainer Maria Rilke ist der Auftakt
einer Serie von zehn Gedichten, die als Höhepunkt Rilkes
poetischen Schaffens gelten. Sie entstand im Januar 1912 während
eines Aufenthalts auf Schloss Duino an der Adria in der Nähe von
Triest, als Rilke sich von der Landschaft und der Atmosphäre
inspirieren ließ. Obwohl Rilke die Arbeit an den Duineser Elegien
1912 begann, vollendete er sie erst 1922 nach einer mehrjährigen
Schaffenskrise. Die lange Entstehungszeit spiegelt die intensiven
persönlichen und künstlerischen Kämpfe (u.A. den Militärdienst
und Kriegstraumata) wider, die Rilke während dieser Jahre
durchlebte. Die Elegien wurden schließlich 1923 veröffentlicht
und sind heute ein Schlüsselwerk der modernen Lyrik.
Inhaltlich thematisiert die erste Elegie die Existenz des
Menschen zwischen den Polen der irdischen und der transzendenten
Welt. Der Sprecher beklagt die Einsamkeit und Unsicherheit der
menschlichen Existenz und sucht nach einem höheren Sinn. Er ruft
die Engel an, die als Symbole einer höheren, unerreichbaren
Sphäre fungieren, und stellt die Frage nach dem Platz des
Menschen im Universum. Die Elegie ist von einem tiefen Gefühl der
Melancholie und Verzweiflung durchzogen, doch auch von der
Sehnsucht nach Erkenntnis und Sinn. Besonders nachhallend ist
dabei die Klage "Ein jeder Engel ist schrecklich".
Strukturell zeichnet sich die erste Duineser Elegie durch einen
freien Versrhythmus und eine komplexe, oft elliptische Syntax
aus. Rilkes Sprache ist, wie in seinem gesamten lyrischen Œuvre,
reich an Metaphern und Symbolen, die eine vielschichtige
Interpretation ermöglichen. Von seinen anderen Gedichten heben
sich die Elegien jedoch durch die chiffrierte Sprache und die
Länge ab.
Text: Isabel Schwab
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