Johann Wolfgang Goethe: Gesang der drei Erzengel

Johann Wolfgang Goethe: Gesang der drei Erzengel

2 Minuten

Beschreibung

vor 2 Monaten

Johann Wolfgang Goethe veröffentlichte sein Drama Werk "Faust" in
zwei Teilen, wobei der erste Teil 1808 erschien. Der "Gesang der
drei Erzengel" gehört zu den eindrucksvollsten Passagen der
sogenannten "Prolog im Himmel"-Szene.


In diesem Gesang treten die Erzengel Raphael, Gabriel und Michael
auf. Sie preisen die Schöpfung und Macht Gottes, wobei jeder
Erzengel eine spezifische Facette des göttlichen Wirkens
beschreibt. Raphael besingt die Harmonie der Himmelskörper,
Gabriel die dynamische Kraft der Naturgewalten und Michael die
Majestät der kriegerischen Elemente.


Raphael: Er beginnt den Gesang und hebt die
ewige, harmonische Bewegung der Gestirne hervor. Der Kosmos wird
als geordnetes, stabiles und dennoch dynamisches System
beschrieben.


Gabriel: Gabriel setzt den Gesang fort und
fokussiert sich auf die kraftvollen, natürlichen Prozesse auf der
Erde. Die bildhafte Sprache erweckt die Vorstellung von
unaufhaltsamen, gewaltigen Naturphänomenen, die ebenfalls in
einer höheren Ordnung eingebunden sind.


Michael: Michael schließt den Gesang ab, indem
er die kriegerischen und destruktiven Kräfte der Natur besingt.
Die Energie und Gewalt, die er beschreibt, zeigen die Macht und
das Potenzial der Natur, aber auch die Notwendigkeit göttlicher
Kontrolle und Harmonie.


Auch Goethes eigenes Leben und Denken spiegeln sich in den Zeilen
des Gesangs der Erzengel wider. Als Universalgelehrter und
Naturwissenschaftler war Goethe tief beeindruckt von der
Schönheit und Komplexität der Natur. Gleichzeitig war er sich der
Zerbrechlichkeit und der oft chaotischen Natur des menschlichen
Daseins bewusst. Insbesondere mit dem Erdbeben von Lissabon aus
dem Jahr 1755 hatte sich der junge Goethe intensiv
auseinandergesetzt. In seinen autobiographischen Aufzeichnungen
"Dichtung und Wahrheit" bezeugt er, dass ihn die Frage
umgetrieben habe, wie eine solche Katastrophe mit dem Glauben an
einen liebenden Vater-Gott vereinbar sei. Der "Gesang der
Erzengel" lässt sich - wie der "Faust" insgesamt - als Ausdruck
einer Antwort lesen, die Goethe im fortgeschrittenen Alter
gefunden hat.


In der wiederholten Bekräftigungsformel, die "unbegreiflich hohen
Werke" Gottes seien "herrlich wie am ersten Tag" deutet sich so
bereits die Theodizee an, die den metaphysischen Kern des Werkes
bildet und die sich im weiteren Verlauf des Prologs im Himmel
darlegt: In der hier beschriebenen Ordnung, in der schaffende wie
zerstörerische Kräfte ihren Platz haben, ist Mephistopheles, der
Faust verführen will, kein ebenbürtiger Wett-Partner des Herrn,
sondern lediglich ein göttliches Instrument dazu, Fausts Streben
vital zu halten.


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