Spezial: "Mir bleibt ja nichts anderes übrig, als den Rassemblement zu wählen"
Die Bretagne galt in Frankreich lange als immun gegen
Rechtspopulisten. Das hat sich geändert. Eine Reise zu frustrierten
Dorfbewohnern und sorgenvollen Bauern
30 Minuten
Podcast
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Beschreibung
vor 4 Monaten
In Frankreich steht am Sonntag die Stichwahl der Parlamentswahlen
an. Und zum ersten Mal könnten auch in der Bretagne
rechtspopulistische Abgeordnete des Rassemblement National (RN)
gewählt werden. Denn die exception bretonne, die bretonische
Ausnahme, gibt es nicht mehr. Lange galt die Region als
unempfänglich gegen die Ideen der Rechtspopulisten. Aber in der
traditionell links und konservativ wählenden Region im Nordwesten
des Landes ist der Frust groß. In dieser
Podcastfolge gehen wir auf eine Reise in die Bretagne. Genauer: in
den vierten Wahlkreis des Départements Côtes-d'Armor. Bisher
stellte der Wahlkreis eine linke Abgeordnete. Jetzt hat der
Kandidat des Rassemblement im ersten Wahlgang die Mehrheit
bekommen. Wie kommt das? In einer Bar in Callac treffen wir
Catherine und Paulo, die sich beklagen, dass alles zu teuer
geworden ist. Das Geld vieler Menschen reiche nicht mehr zum Leben.
Supermärkte schließen, die Dörfer verfallen. Liberté, égalité,
fraternité? Das gibt es nicht mehr, sagt Catherine. Die Franzosen
und Französinnen sind gekränkt und wütend. Die junge
Aktivistin Marie-Alice will sich dafür einsetzen, dass die Leute
mehr darüber sprechen, wie es ihnen geht, sie sagt, wenn man
verstehen will, warum die Leute RN wählen, ist das wichtig.
Gefühle, sagt auch die Politikwissenschaftlerin Claire Demesmay,
spielten in diesem Wahlkampf eine große Rolle. Für Mathieu,
den Kuhzüchter in seinem kleinen Dorf, spielt vor allem eine Rolle,
ob er von seiner Arbeit einigermaßen gut leben kann. Und ob er
seine Arbeit so machen kann, wie er es gerne tut. Er hält seine
Kühe draußen, auf der Weide, sie ernähren sich von Gras, wachsen
deshalb langsamer als ihre Artgenossinnen in den Mastställen. Aber,
sagt Mathieu, das sei nicht mehr rentabel. Wenn er sich zwischen
links und rechtsextrem entscheiden müsse, sagt Mathieu, dann wähle
er eben rechtsextrem. Zum ersten Mal in seinem Leben. Moderation
und Produktion: Simone Gaul Redaktion: Elise Landschek Fragen,
Kritik, Anregungen? Sie erreichen uns unter wasjetzt@zeit.de.
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an. Und zum ersten Mal könnten auch in der Bretagne
rechtspopulistische Abgeordnete des Rassemblement National (RN)
gewählt werden. Denn die exception bretonne, die bretonische
Ausnahme, gibt es nicht mehr. Lange galt die Region als
unempfänglich gegen die Ideen der Rechtspopulisten. Aber in der
traditionell links und konservativ wählenden Region im Nordwesten
des Landes ist der Frust groß. In dieser
Podcastfolge gehen wir auf eine Reise in die Bretagne. Genauer: in
den vierten Wahlkreis des Départements Côtes-d'Armor. Bisher
stellte der Wahlkreis eine linke Abgeordnete. Jetzt hat der
Kandidat des Rassemblement im ersten Wahlgang die Mehrheit
bekommen. Wie kommt das? In einer Bar in Callac treffen wir
Catherine und Paulo, die sich beklagen, dass alles zu teuer
geworden ist. Das Geld vieler Menschen reiche nicht mehr zum Leben.
Supermärkte schließen, die Dörfer verfallen. Liberté, égalité,
fraternité? Das gibt es nicht mehr, sagt Catherine. Die Franzosen
und Französinnen sind gekränkt und wütend. Die junge
Aktivistin Marie-Alice will sich dafür einsetzen, dass die Leute
mehr darüber sprechen, wie es ihnen geht, sie sagt, wenn man
verstehen will, warum die Leute RN wählen, ist das wichtig.
Gefühle, sagt auch die Politikwissenschaftlerin Claire Demesmay,
spielten in diesem Wahlkampf eine große Rolle. Für Mathieu,
den Kuhzüchter in seinem kleinen Dorf, spielt vor allem eine Rolle,
ob er von seiner Arbeit einigermaßen gut leben kann. Und ob er
seine Arbeit so machen kann, wie er es gerne tut. Er hält seine
Kühe draußen, auf der Weide, sie ernähren sich von Gras, wachsen
deshalb langsamer als ihre Artgenossinnen in den Mastställen. Aber,
sagt Mathieu, das sei nicht mehr rentabel. Wenn er sich zwischen
links und rechtsextrem entscheiden müsse, sagt Mathieu, dann wähle
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