Herbert Diess: Bidirektionales Laden mehr als die Kirsche auf der Torte?
Ein Gespräch mit Dr. Herbert Diess, Verwaltungsratsvorsitzender von
The Mobility House
34 Minuten
Podcast
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Die Elektromobilität wächst – und wir schauen hinter die Kulissen, beleuchten Trends und Kontroversen.
Beschreibung
vor 4 Monaten
Welches Potenzial hat das bidirektionale Laden? Wie steht es um
die Elektromobilität in Deutschland und der Welt? Und warum
wollen Teile der Politik unbedingt am Verbrenner festhalten? Das
und noch viel mehr haben wir Ex-Volkswagen-Konzernchef Herbert
Diess gefragt.
Der weltweit bestens vernetzte Automobil-Manager ist heute
Verwaltungsratsvorsitzender bei The Mobility House. Das
Unternehmen aus München verbindet seit 2019 die Automobil- und
Energiebranche mit intelligenten Lade- und Energielösungen. Die
Vision: zero emission und zero costs.
Und genau dieses Ziel bekräftigt auch Herbert Diess: "Umsonst
fahren ohne Emissionen – das ist wirklich möglich!"
Bidirektionales Laden sei "wahrscheinlich der größte Hebel
in der Energiewende" und eine echte "Wunderformel". "Die Zeit ist
reif dafür", sagt Diess im Gespräch mit electrive-Chefredakteur
Peter Schwierz. Schließlich fahre man im Elektroauto einen
Großteil der Zeit "eine völlig überdimensionierte Batterie
herum". Da liege es nahe, diese zu nutzen, rät Herbert Diess.
Natürlich sei noch viel zu tun, doch das bidirektionale Laden sei
jetzt nur noch ganz wenige Jahre vom Massenmarkt entfernt, ist
Diess überzeugt. "Aber es erfordert natürlich Arbeit, auch
politische Arbeit."
Apropos Politik: Die sei, so Herbert Diess, bei der
Elektromobilität im Europawahlkamp dem Populismus verfallen. Aus
Angst, noch mehr Wähler an rechte Parteien zu verlieren, hätten
sich Konservative und Liberale an den Verbrenner geklammert – und
sich alternativer Fakten bedient. "Was wir jetzt erleben, ist
eindeutig Populismus", sagt Herbert Diess. Er habe deshalb
vollstes Verständnis für verunsicherte Kunden, die jetzt doch
wieder am Elektroauto zweifeln.
Die Debatte um Technologieoffenheit und ein Aufheben des
Verbrenner-Aus in Europa ordnet der Ex-VW-Chef so ein: "Das kann
man schon machen und es ist vielleicht volkswirtschaftlich gar
nicht so unsinnig, weil man natürlich damit auch eine sehr
ertragsstarke Industrie schützt." Es seien nicht nur die
Autohersteller und Zulieferer, sondern auch die Tankstellen. Oder
wie Diess es formuliert: die ganze fossile Kraftstoffindustrie.
"Je länger des profitabel lebt, desto länger werden Steuern
bezahlt. Man muss nur aufpassen, dass man dann eben die Zukunft
nicht verliert."
In der Folge – und auch verbunden mit der Haushaltskrise – habe
Deutschland aber genau diesen Anschluss gerade verpasst. "Der
Leitmarkt für Elektromobilität ist jetzt sicherlich China", so
Diess. Und das sei die Tragik der aktuellen Entwicklung. "Das ist
die Gefahr, wenn man zu lang an einer bestehenden, sehr
erfolgreichen Technologie festhält, dass man die neue versäumt."
Und doch räumt Herbert Diess der deutschen Automobilindustrie
noch Chancen ein: Wer das nächste superschnell ladende und extrem
leichte Premium-Elektrofahrzeuge baue, sei völlig offen. "Das
kann gut BMW, Daimler oder auch Porsche oder Audi sein."
Und er wirbt am Ende des Podcasts nochmal klar für das
bidirektionale Laden und die konsequente Umsetzung dieser
Technologie hierzulande. "Der Nutzen, den wir damit für den
Kunden, aber auch für die Volkswirtschaft, für Deutschland
stiften können, ist immens."
Viel Vergnügen beim Hören! Diese Folge von "eMobility Insights"
ist der Auftakt für eine kleine Sommer-Staffel rund um das
bidirektionale Laden. Die Reihe umfasst vier Podcast-Folgen und
wird Ihnen präsentiert von The Mobility House. In jeder Ausgabe
kommen auch weitere Experten zu Wort. In diesem Fall ist das Jörg
Heuer von EcoG, der erklärt, was die Interoperabilität beim
bidirektionalen Laden rein praktisch funktioniert.
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