«Best of»: Polen entdeckt seine jüdische Seite
In Polen lebten einst mehr Jüdinnen und Juden als in jedem anderen
europäischen Land. Holocaust und Auswanderungswellen machten das
zunichte. Doch der verlorene Teil der eigenen Kultur stösst auf
neues Interesse. Und manche in Polen entdecken sogar, d ...
28 Minuten
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Beschreibung
vor 5 Monaten
In Polen lebten einst mehr Jüdinnen und Juden als in jedem anderen
europäischen Land. Holocaust und Auswanderungswellen machten das
zunichte. Doch der verlorene Teil der eigenen Kultur stösst auf
neues Interesse. Und manche in Polen entdecken sogar, dass sie
selbst jüdischer Abstammung sind. Als Teenagerin stiess Magda
Dorosz auf die Familienmemoiren ihres verstorbenen Grossvaters. Und
darin auf Namen von Verwandten, von denen sie bisher nie gehört
hatte. Sie forschte nach und fand heraus, was ihr Grossvater
verschwiegen hatte – dass ihre Familie eigentlich jüdisch ist. Vor
dem Zweiten Weltkrieg hatte Warschau nach New York die zweitgrösste
jüdische Gemeinde weltweit. Von den knapp dreieinhalb Millionen
polnischen Jüdinnen und Juden lebten nach dem Völkermord durch die
Nazis nur noch ein Zehntel. Und die allermeisten Überlebenden
verliessen Polen in den kommunistischen Nachkriegsjahren. Mit ihnen
verschwand die jahrhundertealte jüdische Kultur Polens. Doch
zunehmend mehr Polinnen und Polen beginnen sich für das verlorene
Erbe zu interessieren. Der Spitzensportler Dariusz Popiela
restauriert zusammen mit Freiwilligen jüdische Friedhöfe. «Das ist
mein ganz persönliches Aufbegehren gegen das Vergessen», sagt er.
Die Gastro-Unternehmerin Justyna Kosmala serviert in einem
Warschauer Bistro jüdisch geprägte Gerichte. Sie ist überzeugt:
«Essen ist ein guter Ausgangspunkt, um sich über die vielen
Gemeinsamkeiten in Polen auszutauschen.» In Kazimierz, dem
historischen jüdischen Viertel von Krakau, sind manche Gassen so
voll von Touristen, dass man sich wie in einem jiddischen
Disneyland vorkommt. Janusz Makuch, Organisator des jüdischen
Kulturfestivals in Kazimierz, sagt: «Ich will der ganzen Welt
zeigen, dass die sechs Jahre Völkermord an den Juden die tausend
Jahre gelebter jüdischer Kultur hier nicht auslöschen können.» Den
Rummel in Kazimierz nimmt er gern in Kauf, wenn dafür das jüdische
Erbe Polens sichtbarer wird. (Erstausstrahlung: 16. Dezember 2023)
europäischen Land. Holocaust und Auswanderungswellen machten das
zunichte. Doch der verlorene Teil der eigenen Kultur stösst auf
neues Interesse. Und manche in Polen entdecken sogar, dass sie
selbst jüdischer Abstammung sind. Als Teenagerin stiess Magda
Dorosz auf die Familienmemoiren ihres verstorbenen Grossvaters. Und
darin auf Namen von Verwandten, von denen sie bisher nie gehört
hatte. Sie forschte nach und fand heraus, was ihr Grossvater
verschwiegen hatte – dass ihre Familie eigentlich jüdisch ist. Vor
dem Zweiten Weltkrieg hatte Warschau nach New York die zweitgrösste
jüdische Gemeinde weltweit. Von den knapp dreieinhalb Millionen
polnischen Jüdinnen und Juden lebten nach dem Völkermord durch die
Nazis nur noch ein Zehntel. Und die allermeisten Überlebenden
verliessen Polen in den kommunistischen Nachkriegsjahren. Mit ihnen
verschwand die jahrhundertealte jüdische Kultur Polens. Doch
zunehmend mehr Polinnen und Polen beginnen sich für das verlorene
Erbe zu interessieren. Der Spitzensportler Dariusz Popiela
restauriert zusammen mit Freiwilligen jüdische Friedhöfe. «Das ist
mein ganz persönliches Aufbegehren gegen das Vergessen», sagt er.
Die Gastro-Unternehmerin Justyna Kosmala serviert in einem
Warschauer Bistro jüdisch geprägte Gerichte. Sie ist überzeugt:
«Essen ist ein guter Ausgangspunkt, um sich über die vielen
Gemeinsamkeiten in Polen auszutauschen.» In Kazimierz, dem
historischen jüdischen Viertel von Krakau, sind manche Gassen so
voll von Touristen, dass man sich wie in einem jiddischen
Disneyland vorkommt. Janusz Makuch, Organisator des jüdischen
Kulturfestivals in Kazimierz, sagt: «Ich will der ganzen Welt
zeigen, dass die sechs Jahre Völkermord an den Juden die tausend
Jahre gelebter jüdischer Kultur hier nicht auslöschen können.» Den
Rummel in Kazimierz nimmt er gern in Kauf, wenn dafür das jüdische
Erbe Polens sichtbarer wird. (Erstausstrahlung: 16. Dezember 2023)
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