Die faulen Deutschen | Von Felix Feistel

Die faulen Deutschen | Von Felix Feistel

23 Minuten

Beschreibung

vor 4 Monaten

Ein Standpunkt von Felix Feistel.


In jüngster Zeit werden aus der Regierung immer wieder Vorwürfe
an die Bevölkerung laut. Die Deutschen, so sind sich
Finanzminister Christian Lindner und Wirtschaftsminister Robert
Habeck einig, seien zu faul. Sie arbeiteten zu wenig, deshalb
will Lindner den Deutschen wieder „Lust auf zusätzliche Leistung
machen“. (1) Der Leistungsfetisch, eine typisch deutsche
Geisteskrankheit, die zu einer moralischen Kategorie aufgeblasen
wird, hält wieder Einzug in die gesellschaftspolitische Debatte.
Nachdem in den vergangenen Jahren der Trend eher zur
Arbeitsverkürzung und Bedingungslosem Grundeinkommen ging, ist
der Deutsche nun plötzlich wieder zu faul, soll mehr arbeiten und
dazu zu „zusätzlichen Leistungen“ angespornt werden.


Was das bedeutet hat sich in der Vergangenheit schon häufiger
gezeigt. Denn das Narrativ von der Faulheit wird stets benutzt,
um einschneidende Maßnahmen in die Sozialpolitik vorzunehmen. Die
Deutschen zu zusätzlichen Leistungen anzuspornen bedeutet, die
Sozialhilfe, die Bezüge der Arbeitslosen, und vielleicht auch die
Leistungen der Krankenkassen zu kürzen, und den Mindestlohn
abzusenken, dafür aber Beiträge und Steuern zu erhöhen. Denn wer
faul ist, der benötigt, so die Idee, einen kräftigen Tritt in den
Hintern, da er es sich ansonsten in der sozialen Hängematte
bequem macht.


Schon die Einführung von Hartz IV unter dem vorgeblichen
Sozialdemokraten Schröder und der massive Zwang, der mit diesem
System einherging, wurden damit gerechtfertigt. Die faulen
Arbeitslosen, so das Mantra damals, würden von allein einfach
nicht mehr in die Gänge kommen. Sie seien es gewohnt, sich in der
sozialen Hängematte auszuruhen, und dort auf unser aller Tasche
zu liegen. So wurde der Hass auf Arbeitslose geschürt, und die
Akzeptanz für den Abbruch der sozialen Errungenschaften dieses
Landes gefördert. Anstatt die strukturellen Ursachen der
Arbeitslosigkeit und vielleicht auch die damit einhergehenden,
psychischen Krankheiten anzugehen und zu beseitigen, wird die
Schuld einfach auf die Arbeitslosen verlagert, und der
Arbeitslose zu einem Parasiten erklärt, der uns alle aussauge.


Auch die finanzielle Erpressung Griechenlands im Zuge der
Eurokrise wurde auf diese Weise gerechtfertigt. Die Griechen, so
damals der Tenor, seien einfach faul, und deshalb pleite. Sie
würden sich auf Kosten anderer EU-Länder einfach in der
Hängematte ausruhen und Ouzo trinken. Echte, harte Arbeit kennen
sie einfach nicht, und das konnte ja nur in einer Pleite dieses
Landes enden. Die Bildzeitung verstieg sich dabei gar zu der
Forderung, „Verkauft doch eure Inseln, ihr Pleite-Griechen.“ Es
war wieder das Narrativ von der Faulheit einer bestimmten
Menschengruppe, die auf Kosten anderer leben würde, denen man
jetzt einfach mal den Geldhahn abdrehen müsste.


Unter diesem Vorwand wurden den Griechen extreme Sparmaßnahmen
aufgezwungen. Die Troika aus EZB, EU-Kommission und IWF, allesamt
demokratisch nicht legitimierte Organe, haben den Griechen die
Renten gekürzt, die Arbeitszeit verlängert und den Ausverkauf des
Landes gefördert, unterstützt von der damaligen deutschen
Bundeskanzlerin Angela Merkel und dem damaligen Finanzminister
Wolfgang Schäuble. Die Folgen waren stark wachsende Armut,
Hunger, Arbeitslosigkeit, ein Anstieg der Suizidraten und des
Drogenmissbrauchs. Das Land wurde an ausländische Konzerne
ausverkauft, und selbst die durch die Syriza-Regierung
einberufene Volksabstimmung, die sich mehrheitlich gegen die
Maßnahmen aussprach, konnte diese Zerstörung des Landes nicht
aufhalten....


... hier weiterlesen:
https://apolut.net/multimedia_apolut/podcast/standpunkte-20240716-apolut_2.mp3





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