Gedanken am frühen Morgen - Postgeheimnis gebrochen
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Beschreibung
vor 4 Monaten
Seine teure Mutter Bassula grüßt Sulpicius Severus.
Ginge es an, Eltern gerichtlich zu belangen, so würde ich
entschieden dich mit wohlberechtigtem Schmerze wegen Diebstahl
und Raub vor den Richterstuhl des Prätor ziehen. Warum sollte ich
nicht Klage führen? Welches Unrecht erleide ich von dir! Du hast
mir kein Blatt Papier, keine Abhandlung, keinen Brief im Hause
gelassen, so raubst du alles, so bringst du alles an die
Öffentlichkeit. Schreibe ich ein vertrauliches Wort an einen
Freund, diktiere ich zufällig etwas zum Zeitvertreib, was ganz
unter uns bleiben sollte, alles kommt doch, beinahe noch bevor es
geschrieben oder diktiert ist, in deine Hände. Natürlich! Du hast
ja meine Schreiber bestochen; sie spielen dir meine wertlosen
Träumereien in die Hände. Doch nicht gegen diese kann ich mich
ereifern, wenn sie dir zu Willen sind; brachte sie ja gerade
deine Freigebigkeit in meinen Dienst, und deshalb mussten sie
sich mehr als deine denn meine Diener betrachten. Du allein
trägst die Schuld, du allein verdienst Strafe. Mich hintergehst
du, und jene umgarnst du, dass sie dir ohne Auswahl vertrauliche
oder nachlässig hingeworfene Zeilen ausliefern, bevor sie gehörig
durchgearbeitet und gefeilt sind. Denn, um von anderem zu
schweigen, ich frage dich, wie konnte jener Brief so rasch in
deine Hände kommen, den ich kürzlich an den Diakon Aurelius
schrieb? Ich war in Toulouse, du befandst dich zu Trier und
wärest soweit vom heimatlichen Boden getrennt, dass sich dein
Sohn darüber beunruhigte. Wie war es dir denn möglich, jenen
Freundesbrief zu stehlen?
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