#216 Jutta Rump – Zwischen Freizeithunger und Arbeitsunlust
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Beschreibung
vor 4 Monaten
Kurzfassung: Das mit der Arbeit wird gerade wirklich
komplex. Für Unternehmen bedeutet das: Sie müssen den
Umgang mit den Menschen erheblich professionalisieren. Sonst
ziehen sie auf dem Jobmarkt bald nicht mal mehr den Kürzeren und
gefährden ihre Existenz. So einfach. Das sagt Jutta Rump. Sie ist
Professorin an der Hochschule für Wirtschaft und Gesellschaft
Ludwigshafen und leitet das Institut für Beschäftigung und
Employability.
Etwas längere Fassung: Wir sehen einen Trend zu
mehr Selbstbestimmung im Beruf. Und gleichzeitig den Gegentrend
zu mehr Fremdbestimmung. Einerseits partizipative Führung,
mobiles Arbeiten, Führen über Aufgaben, etc. Der Gegentrend ist
besonders dort sichtbar, wo Automatisierung im Spiel ist. Exakt
definierte Prozesse, ohne die Möglichkeit, heute mal abzuweichen.
KI verstärkt das noch und ist da im Moment gerade wenig
kooperativ. Welcher Trend wird sich durchsetzen? Jutta sagt:
Beide. Wir haben es mit einer Polarisierung zu tun und die
Extreme verstärken sich.
Worüber wir nachzudenken haben, ist der Begriff der
Zeit. Warum heißt es Frei-Zeit? Ist diese Zeit frei,
also verfügbar, nur weil sie nicht bezahlt wird? Man frage
kurz alle Alleinerziehenden. Oder die Menschen, die Angehörige
pflegen. Oder oder oder. Freizeit ist meist pure Fiktion.
Insofern hilft es auch nicht, wenn Unternehmen über den
angeblichen „Freizeithunger“ der Menschen lamentieren. Denn
zugleich: Was ist mit der Arbeitszeit? Wem kommt es eigentlich zu
Gute, wenn eine Aufgabe dank KI in der halben Zeit zu erledigen
ist? Hier entsteht Zeitwohlstand. Gehört der dem Unternehmen, das
weitere Aufgaben verteilen kann? Oder den Mitarbeiter:innen, die
früher Schluss haben? Oder müssen wir über diese Fragen
verhandeln? Ja absolut, sagt Jutta. Und da, wo wir dazu noch
nicht die Fähigkeiten und die Kultur in Unternehmen haben, da
brauchen wir eben: mehr Professionalität.
Jutta nennt es den Klebe-Effekt. Menschen sollen
im Bewerbungsprozess am Unternehmen kleben bleiben. Und später
auch. Und dafür braucht es nicht das Jobrad, sondern:
Professionelles Lernen, Führung, Teamkultur, Gesundheit, Balance.
Natürlich ist das kein Wunschkonzert; es geht darum, gemeinsam zu
erarbeiten, was passt und was nicht geht.
Für Jutta läuft es letztlich auf eine Frage
hinaus: Wie gibst du Menschen Sicherheit, in einer Welt,
in der es keine Sicherheit mehr gibt? Transparente Kommunikation
und professioneller Umgang miteinander sind nötig. Diese
Notwendigkeit besteht heute schon - und sie wird noch wachsen,
dank der Demografie. Wer hier nicht mithalten kann, wird seine
Stellen nicht besetzen können. Dann landet die Arbeit auf den
Schultern derer, die noch da sind - bis die dann auch gehen.
Ende.
Der Artikel aus der FAZ, über den Jutta und Michael sprechen, ist
hier abrufbar: https://archive.is/CfVKD
Zu Gast: Prof. Dr. Jutta Rump, Professorin für Allgemeine
Betriebswirtschaftslehre mit Schwerpunkt Internationales
Personalmanagement und Organisationsentwicklung an der Hochschule
für Wirtschaft und Gesellschaft Ludwigshafen. Darüber hinaus ist
sie Direktorin des Instituts für Beschäftigung und Employability
in Ludwigshafen (IBE)
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