Literaricum 2024: Nora Bossong über »Lolita« von Vladimir Nabokov
Nora Bossong hielt in diesem Jahr die Eröffnungsrede beim
Literaricum 2024 und sprach über »Lolita« von Vladimir Nabokov. Was
fasziniert so an diesem Werk über ein furchtbares Verbrechen?
20 Minuten
Podcast
Podcaster
Interviews, Tipps und akustische Eindrücke aus der Welt der Bücher und Hörbücher.
Beschreibung
vor 3 Monaten
Wo fängt man an und wo setzt man an, wenn man eine Rede über
»Lolita« von Vladimir Nabokov halten soll? Ein Bezug zu aktuellen
Missbrauchsberichten und #MeToo war für Nora Bossong fast schon zu
naheliegend, sodass sie sich auf einen anderen Aspekt und ein
einzelnes Wort konzentriert hat. »Die Bekenntnisse eines Witwers
weißer Rasse« lautet der fiktive Untertitel des Berichts von
Humbert Humbert, dem Ich-Erzähler aus Nabokovs Roman. Es gehört zum
literarischen Spiel, dass den Bekenntnissen des pädophilen
Vergewaltigers Humbert Humbert ein Vorwort eines Psychiaters
vorangestellt ist, der betont, wie wichtig es sei, dass dieser Text
veröffentlicht wird. Doch »confession« heißt im englischen Original
nicht nur Bekenntnis, es kann auch das Geständnis oder gar die
Beichte sein. Bossong weist in ihrer Rede darauf hin, dass damals
in den 50er- und 60er-Jahren des letzten Jahrhunderts literarische
Bekenntnisse sehr populär waren, von Stiller über Oskar Matzerath
bis hin zu – natürlich – Felix Krull. Bossong richtet ihren Blick
jedoch auf die religiösen Motive in Nabokovs Roman, die gleich am
Anfang auftauchen: die Seraphim, das Licht und das Dornengestrüpp.
Und plötzlich ist der Weg zu einem der wichtigsten religiösen
Bekenntnisse nicht mehr weit: den Confessiones des Kirchenvaters
Augustinus. Im Podcast-Gespräch in den Lechwelten nach ihrer Rede
erläutert Nora Bossong diese Referenz, und sie berichtet, welche
Rolle der Roman »Lolita« in ihrem Leben spielte und spielt und
warum man ihn unbedingt lesen sollte. Natürlich ist Lolita der
Roman über eine schreckliche Tat. Aber warum sollte man das nicht
lesen? Literatur über Wohlfühlthemen, so Bossong, interessiere sie
wenig. Abonnieren Sie den Podcast des literaturcafe.de überall, wo
es Podcasts gibt, um keine Folge zu verpassen
»Lolita« von Vladimir Nabokov halten soll? Ein Bezug zu aktuellen
Missbrauchsberichten und #MeToo war für Nora Bossong fast schon zu
naheliegend, sodass sie sich auf einen anderen Aspekt und ein
einzelnes Wort konzentriert hat. »Die Bekenntnisse eines Witwers
weißer Rasse« lautet der fiktive Untertitel des Berichts von
Humbert Humbert, dem Ich-Erzähler aus Nabokovs Roman. Es gehört zum
literarischen Spiel, dass den Bekenntnissen des pädophilen
Vergewaltigers Humbert Humbert ein Vorwort eines Psychiaters
vorangestellt ist, der betont, wie wichtig es sei, dass dieser Text
veröffentlicht wird. Doch »confession« heißt im englischen Original
nicht nur Bekenntnis, es kann auch das Geständnis oder gar die
Beichte sein. Bossong weist in ihrer Rede darauf hin, dass damals
in den 50er- und 60er-Jahren des letzten Jahrhunderts literarische
Bekenntnisse sehr populär waren, von Stiller über Oskar Matzerath
bis hin zu – natürlich – Felix Krull. Bossong richtet ihren Blick
jedoch auf die religiösen Motive in Nabokovs Roman, die gleich am
Anfang auftauchen: die Seraphim, das Licht und das Dornengestrüpp.
Und plötzlich ist der Weg zu einem der wichtigsten religiösen
Bekenntnisse nicht mehr weit: den Confessiones des Kirchenvaters
Augustinus. Im Podcast-Gespräch in den Lechwelten nach ihrer Rede
erläutert Nora Bossong diese Referenz, und sie berichtet, welche
Rolle der Roman »Lolita« in ihrem Leben spielte und spielt und
warum man ihn unbedingt lesen sollte. Natürlich ist Lolita der
Roman über eine schreckliche Tat. Aber warum sollte man das nicht
lesen? Literatur über Wohlfühlthemen, so Bossong, interessiere sie
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