Serbien wirft den Lithium-Turbo an

Serbien wirft den Lithium-Turbo an

47 Minuten

Beschreibung

vor 3 Monaten

Serbien ist ein Land zwischen Ost und West. Deutschland war im
vergangenen Jahr wichtigster Import- und Exportpartner und seit
2012 ist der Balkanstaat EU-Beitrittskandidat. Andererseits
pflegt Serbien freundschaftliche Beziehungen zu Russland und
China ist ein wichtiger strategischer Partner.


Beim Thema Lithium setzt Serbien nun aber auf die Europäische
Union. Gerade erst wurde ein Rohstoffabkommen geschlossen, um die
Lithium-Vorkommen im serbischen Jadar-Tal gemeinsam zu
erschließen. Für Michael Harms, Geschäftsführer beim
Ost-Ausschuss der Deutschen Wirtschaft, ist dieser Deal nicht nur
wirtschaftlich, sondern auch geopolitisch bedeutsam. "Man hat
damit eine stärkere Rolle Chinas durchkreuzt", sagt Harms im
Podcast "Wirtschaft Welt & Weit".  


Durch den Lithium-Deal könnte Serbien zum ersten europäischen
Land werden, das über die gesamte Wertschöpfungskette verfügt -
vom Abbau des für Batterien so wichtigen Leichtmetalls bis hin
zur Produktion von E-Autos. Zudem reduziert die EU ihre
Abhängigkeit von China - und profitiert auch von kurzen
Wegen. 


Wirtschaftlich lohnt sich der Deal demnach für beide Seiten. Doch
wie steht es um die politische Bedeutung? Mario Holzner ist
Balkan-Experte und Direktor des Wiener Instituts für
Internationale Wirtschaftsvergleiche. Im Podcast spricht er vom
Versuch des serbischen Präsidenten Aleksandar Vučić, sich die
Rosinen herauszupicken, "wohl wissend, dass man der Europäischen
Union nicht beitreten werde, solange das Kosovo-Problem nicht
gelöst ist". Serbien erkennt die Unabhängigkeit des Kosovo anders
als viele EU-Länder nicht an.


Für Holzner gibt es bei dem Lithium-Deal um politische
Interessen. "Wenn man bedenkt, dass Serbien den Westen dabei
unterstützt, die Ukraine zu bewaffnen, dann gibt es hier
Vorleistungen von der serbischen Seite, die natürlich
entsprechende politische Gegengeschäfte einbeziehen", so Holzner.
Beim Thema "Rechtsstaatlichkeit in Serbien" würden "beide Augen
verschlossen", ebenso in der Causa Kosovo und bei der Frage, wie
frei die Wahlen im Land sind.


Derweil protestieren serbische Umweltaktivisten aus Sorge um
Ackerböden und Grundwasser weiter gegen das Lithium-Projekt.
Schieben wir diese Probleme einfach in ein Nicht-EU-Land ab? Und
wer wird eigentlich die europäischen Abbaustandards in Serbien
kontrollieren? Diese und viele weitere Fragen diskutiert Host
Andrea Sellmann mit Michael Harms und Mario Holzner in der neuen
Podcast-Folge.


Schreiben Sie Ihre Fragen, Kritik und Anmerkungen gerne an
www@n-tv.de.


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