Anne Weber über literarische Unerschrockenheit

Anne Weber über literarische Unerschrockenheit

1 Stunde 15 Minuten

Beschreibung

vor 1 Monat
Dieses Mal ist Anne Weber bei Mascha Jacobs zu Gast. Die Autorin
und literarische Übersetzerin schreibt schon viele Jahre tolle
Bücher. Keines gleicht dem anderen, jedes verlangt nach einer
anderen literarischen Form. Zwei der Bücher, die ihr gezeigt haben,
welchen Zugewinn an Freiheit manche Lektüren in uns auslösen
können, hat sie zu DEAR READER mitgebracht. Der Räuber von Robert
Walser posthum bei Suhrkamp erschienen und Plume und andere Prosa
von Henri Michaux in einer autorisierten Übertragung von Kurt
Leonhard im Limes Verlag veröffentlicht. Zwei rätselhafte Texte,
die trotz aller Lücken und Sprunghaftigkeiten nicht gänzlich
hermetisch bleiben. Das Undurchsichtige ist sogar verführerisch und
die Frechheiten dieser Texte ansteckend, auch wenn sich vieles in
ihnen einem schnellen Verstehen entzieht. In ihrem aktuellen Buch
Bannmeilen. Ein Roman in Streifzügen in diesem Jahr bei Matthes und
Seitz erschienen, beschreibt Anne Weber, die seit vierzig Jahren in
Paris lebt, Spaziergänge durch das Département de la
Seine-Saint-Denis. Ein Zusammenschluss von Gemeinden in Paris, die
außerhalb des Autobahnrings liegen, Banlieues genannt werden und
mit Bildern von Gewalt und Armut verbunden sind. Anne Weber schaut
in ihren Streifzügen sehr genau und möglichst vorbehaltlos hin und
findet auf den Streifzügen durch die Vorstädte einer weiblichen
weißen Europäerin mit einem franko-algerischen Freund viel
Unerwartetes: »Tausend andere von Kolonialismus und Leid, von
Hoffnung und Fortschritt erzählende Orte.« »Es beginnt sich ihr
eine Welt zu eröffnen, für die sie, wie sie sich eingestehen muss,
jahrzehntelang blind gewesen ist«, heißt es im Klappentext. Auch
für die Leser*innen ist die Welt nach den zu Literatur geronnenen
Streifzügen widersprüchlicher und weiter. Mascha Jacobs und Anne
Weber sprechen über das Wagnis, sich in die nahe gelegene Fremde zu
begeben, über Form- und Gewissensfragen, Humor, Dialoge und das
Übersetzen. Es geht um Sprachen und Machtverhältnisse,
Verwandlungen, Ironie und unerbittliche Logiken, die groteske
Nebenrealitäten erzeugen. Die mitgebrachten Lieblingstexte führen
das Gespräch in ein vorsichtiges Nachdenken über literarische
Sprünge, »Auseinandergelegenheiten« (Robert Walser) Erfindungslust
und Unerschrockenheit. Anne Weber, 1964 in Offenbach geboren, lebt
seit 1983 als freie Autorin und Übersetzerin in Paris. Sie hat
sowohl aus dem Deutschen ins Französische übersetzt als auch
umgekehrt. Auch ihre eigenen Bücher schreibt sie sowohl in
deutscher als auch in französischer Sprache. Ihre Werke wurden u.
a. mit dem Heimito von Doderer-Literaturpreis und dem Preis der
Leipziger Buchmesse ausgezeichnet. Für Annette, ein Heldinnenepos
erhielt sie den Deutschen Buchpreis. 2024 bekam sie außerdem den
Annette-von-Droste-Hülshoff-Preis für ihr Gesamtwerk verliehen

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