tl;dr #40: Vološinov: Marxismus und Sprachphilosophie | mit Sylvia Sasse

tl;dr #40: Vološinov: Marxismus und Sprachphilosophie | mit Sylvia Sasse

1 Stunde 1 Minute

Beschreibung

vor 1 Monat
Wir sprechen. Aber was tun wir, wenn wir sprechen? Drücken wir
unser Inneres aus? Wenden wir ein äußeres Sprachsystem an? Sprechen
ist eine materielle Praxis, sie ist an Töne, an den Körper und
häufig an Medien gebunden. Unser Sprechen ist Teil unserer
täglichen Praktiken, ohne zu sprechen, könnten wir diese gar nicht
ausführen. In der kritischen Gesellschaftstheorie wurde von den
einen vertreten, dass die Sprache auf Verständigung zielt, demnach
können wir alle die Sprache wie einen gemeinsamen Schatz verwenden.
Andere vertraten die Ansicht, dass jede Klasse eine eigene Sprache
ausbildet, die Beherrschten hätten dann keine Sprache, in der sie
sich über ihre Freiheitsbestrebungen verständigen könnten.
Vološinovs Buch ist ein wichtiger Beitrag, der im Zusammenhang des
legendären Bachtin-Kreises in den 1920er Jahren in Leningrad
entstanden ist. Ihm zufolge besteht die Sprache aus Zeichen,
Zeichen sind ideologisches Material. Wir verstehen Zeichen, indem
wir Zeichen auf andere Zeichen beziehen. Wörter sind Zeichen par
excellence. Das Reden findet zeichenhaft statt, mit der Äußerung
von Wörtern beziehen wir uns immer dialogisch auf andere und geben
ihnen überkreuzte Bedeutungen. Wir nehmen die Zeichen als innere
Rede in unser Bewusstsein hinein, das sich dadurch überhaupt erst
bildet und aus Zeichen besteht. Der Klassenkampf findet im Inneren
des Zeichenmaterials statt und wird um die Bedeutungen der Zeichen
geführt. Zu Gast bei Alex Demirović ist in dieser Folge Sylvia
Sasse, Slawistin und Literaturwissenschaftlerin, die das Buch
„Michail Bachtin zur Einführung“ geschrieben hat.

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