#18 Wunderkinder - Bassi, Mendelssohn & Picasso

#18 Wunderkinder - Bassi, Mendelssohn & Picasso

Töne & Temperamente - das wohltherapierte Klavier
37 Minuten

Beschreibung

vor 3 Monaten
Wunderkind „Als Genie wird man geboren, zum Wunderkind gemacht
Wunderkinder können häufig schon vor dem Schulanfang lesen und
rechnen beherrschen, schnell Fremdsprachen und verstehen in
Windeseile komplexe Zusammenhänge oder erlernen ein Musikinstrument
rasant bis zur Konzert-Reife. Aber Pädagogik und Wissenschaft tun
sich schwer mit dem Begriff „Wunderkind“ - sie sprechen lieber von
Hochbegabung. Ist ein Kind auf vielen Gebieten talentiert,
bezeichnen sie es als mehrfachbegabt, während exzellente
Fähigkeiten auf ausschließlich einem Gebiet als Inselbegabung
gelten. In jüngster Zeit betont die Forschung wieder stärker
genetische Faktoren, da bei Eltern von Hochbegabten oft ähnliche
Begabungen beobachtet werden. Gerade wenn Ihnen selbst die
Entwicklung ihrer Fähigkeiten nicht gestattet wurde, beauftragen
sie symbolisch ihre Kinder den eigenen Weg fortzusetzen. So spielt
folglich auch die Erziehung einen großen Einfluss, weil der
Nachwuchs sein ererbtes Potential eben nur dann voll ausschöpfen
kann, wenn er schon vom Kleinkindalter an damit gefüttert &
gefördert wird. Es ist folgerichtig, dass die Lebensläufe der
meisten Wunderkinder mehr über die Eltern als über die Kinder
aussagen, denn fast immer sind es Eltern, die den Grundstock dafür
legen, dass ein überdurch-schnittliches Talent auch
überdurchschnittliche Leistungen erbringt. UND nicht selten ordnen
sie dem Erfolg ihres Kindes dabei ihr eigenes Leben unter. Die
Gründe dafür mögen vielschichtig sein, historisch ist der
wichtigste zweifellos das Geld. So wie Leopold Mozart im 18.
Jahrhundert den Lebensunterhalt u.a. oder schließlich vorwiegend
mit seinem Sohn verdiente, so tat dies mehr als 200 Jahre später
auch der Vater von Lang Lang - beide Väter planten den Erfolg mit
wenig Rücksicht auf die kindliche Gesundheit. Abraham Mendelssohn
der Sohn des Philosophen Moses Mendelssohn und Vater des
Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy klagte einst, erst der Sohn
eines berühmten Vaters und dann der Vater eines berühmten Sohnes
gewesen zu sein. So vielschichtig das Phänomen der Wunderkinder
ist, so unterschiedlich sind auch ihre Lebenswege und ihre
persönlichen Entwicklungen. In diesem Podcast werden drei
Wunderkinder vorgestellt und als Musik haben wir dafür die
Kinderszenen von Robert Schumann gewählt. Als Wunderkinder wählten
wir Europas erste Professorin Laura Bassi, den Komponisten Felix
Mendelssohn Bartholdy und den schließlich den Maler, Grafiker und
Bildhauer Pablo Picasso. Schumanns Kinderszenen sind 13 Gedichte
ohne Worte - dieser Zyklus von kurzen Klavierstücken ist das Werk
eines jungen Kompo-zenen als „Rückspiegelungen eines Älteren für
Ältere“, als Darstellung der Kinderwelt aus der Perspektive des
Erwachsenen. Vielleicht auch eine Rückprojektion der ewigen
Sehnsucht des Romantikers Schumann in die verlorene Welt der
Kindheit. Es sind auffallend viele Stück heiteren Charakters, die
Robert Schumann hier komponiert hat. An Clara schreibt er im März
1838 dazu, dass er "an die 30 kleine putzige Dinger geschrieben"
habe, und davon "zwölf ausgelesen und „Kinderscenen“ genannt" habe.
Außerdem, so fügt er mit Blick auf die bekannte Pianistin Clara
Wieck hinzu, "musst Du Dich, liebes Clärchen aber freilich als
Virtuosin vergessen." Warum Schumann dies schrieb? Nun
spieltechnisch sind diese Werke nicht so schwer, dafür verlangen
sie jedem Pianisten im Ausdruck alles ab. Jede Form von
Verharmlosung oder Verniedlichung würde Schumanns Idee von Poesie
komplett zuwiderlaufen. Deswegen sind die "Kinderszenen" auch nicht
für Kinder als Vortragende gedacht ... Hören Sie mehr im Podcast -
viel Freude & Spaß! Mit wohltemperierten Grüßen Andreas
Lucewicz & Claudia Lutschewitz

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