047 – Marlene Wagner: Räume gerecht gestalten

047 – Marlene Wagner: Räume gerecht gestalten

Marlene formt mit ihren Projekten gerechte Räume und appelliert an die kollektive Verantwortung von uns allen. Wir müssen aufeinander schauen, denn noch immer sind nicht alle gleich.
60 Minuten

Beschreibung

vor 4 Monaten
Marlene ist Kärntnerin und nach ihrer Großmutter benannt. Ihr
Großvater war Architekt und ihre Großmutter eine der ersten
Bauingenieurinnen in Kärnten. Marlene ist um die Jahrtausendwende
nach Wien „geflohen“, beschreibt sie, weil sie das Bedürfnis hatte,
dass sie dringend weg muss, nicht zuletzt aus politischen Gründen.
Das hat wiederum damit zu tun, dass sie in einer politischen
Familie aufgewachsen ist und ihr schon früh klar war, dass die Welt
nicht nur gerecht ist. Sie ging nach Wien ohne konkret zu wissen
was sie studieren sollte: die Architektur ist es geworden. Die
Gründe dafür sind vielfältig, einerseits gibt es familiäre Wurzeln
dieser Thematik, andererseits meint sie, ob es vielleicht auch
damit zu tun hat, dass sie etwas „Solides“ machen wollte und um
Kunst zu studieren vielleicht zu feig war. Sie hat sich auf der Uni
politisch und feministisch engagiert und etwas zur Mitte des
Studiums die Liebe und Leidenschaft für „Design Build Projekte“
entdeckt. Studierende planen dabei keine fiktiven Projekte, sondern
Bauwerke, die im Anschluss 1:1 umgesetzt werden. Dies geschieht mit
viel Engagement und Idealismus. Um solche Projekte Realität werden
zu lassen muss man einerseits oft das Angelernte wieder verlernen,
man muss sich aber vor allem mit den lokalen Voraussetzungen
auseinandersetzen. Die Studierenden sind auch dafür verantwortlich
Sponsoren aufzutreiben. Marlene hat solche Projekte zuerst als
Studentin erlebt und sie später als Projektleiterin vor Ort
betreut, denn es ist wichtig, dass es vor Ort Vorbereitungen und
Koordinationen gibt. Diese Rolle hat sie zuletzt nicht nur für
Universitäten eingenommen, sondern auch für NGOs. Da ihr das
Hin-und-Her irgendwann zu anstrengend wurde hat sie sieben Jahre in
Südafrika gelebt. Ihre erste Erfahrung in Südafrika kann sie schwer
in Worte fassen, denn man erlebt diesen Moment mit allen Sinnen und
dabei ist nicht nur das Licht und der Geruch anders, es gibt auch
ganz andere Gepflogenheiten. Nicht zuletzt hat sie sich zum ersten
Mal in ihrem „weiß“ gefühlt und am eigenen Leib erfahren, wie es
ist anders behandelt zu werden. Es ist für sie unmöglich
Verflechtungen, politische Zusammenhänge und Ungerechtigkeiten in
ihrer Umgebung nicht mehr wahrzunehmen. Der Raum, der uns umgibt,
drückt gesellschaftliche Rollen aus, mehr als uns allen oft bewusst
ist. Deshalb ist Marlenes Forschungsschwerpunkt auch die „soziale
Architektur“ und sie setzt sich für feministische Themen in der
Raumgestaltung ein, wo sie betont, dass es ihr dabei nicht nur um
weibliche Anliegen geht. Sie bringt dies schön auf den Punkt und
erklärt: „Menschen haben alle ähnliche Bedürfnisse, egal ob
weiblich, transgender, queer,… aber sie finden nicht alle die
gleichen Rahmenbedingungen vor.“ Marlene brennt für die Themen, die
sie macht und das spürt man. Sie spricht auch von ihren selbst
gewählten Projektfamilien. Beruf und Privates zu trennen ist da
manchmal nicht einfach und auch oft nicht gewünscht oder notwendig.
Trotzdem ist es auch ein Thema darauf zu achten, dass private
Bedürfnisse nicht zu kurz kommen, wenn man so viel in Gruppen
agiert. Mittlerweile hat sich ihr Bezug zum ländlichen Raum
insofern verändert, als dass sie die Ruhe dort schätzen kann, es
schade findet, dass sie damals die Netzwerke so abrupt abgebrochen
hat – etwas das sie heute vielleicht anders machen würde. In jedem
Fall meint sie, dass es am Land eine andere Verbundenheit zur Natur
gibt, die man mit dem Bepflanzen von Baumscheiben in der Stadt und
den Besuchen in den Bioläden nicht kompensieren kann. Wir finden
Marlenes Ansätze großartig und wünschen ihr für ihre weiteren
Forschungen und ihr Doktorat alles Gute! Sie zeigt wichtige Themen
auf und transformiert diese wieder in die Mitte der Menschen!

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