Regenbogen-Ramsch | Von Anke Behrend

Regenbogen-Ramsch | Von Anke Behrend

10 Minuten

Beschreibung

vor 3 Monaten

Ein Kommentar von Anke Behrend.


Auch bei den diesjährigen CSDs werden große Unternehmen mit ihren
Trucks vertreten sein und ihr Engagement für die Anliegen queerer
Menschen bekunden. In Berlin bemühten sich unter anderem Mercedes
Benz, die Deutsche Telekom, Amazon, Siemens Energy, Vattenfall,
Allianz, die Commerzbank, IKEA und die Deutsche Bahn um die Gunst
der bunten Community. (1) Diesem Boom der kommerzialisierten
Identitätspolitik könnte marktlogisch bald der Absturz folgen –
Eine heilsame Herausforderung für postmoderne Aktivisten?


Jeder Trend geht irgendwann zu Ende, jede Mode wird früher oder
später hässlich, verschleißt und landet auf dem Müll. Nun könnte
diese Zwangsläufigkeit die postmoderne Identitätspolitik
erwischen. Das war absehbar, denn spätestens als aus einem
legitimen politischen Anliegen – der Emanzipation Menschen mit
nichtweißer Hautfarbe und sexuellen Minderheiten – eine
PR-Strategie wurde, hatten linke Kräfte die Deutungshoheit über
ihre progressiven Ziele den Marktinteressen ihrer eigentlichen
Widersacher überlassen. Sie ließen sich vor den Karren spannen
und wurden zu bloßen Symbolen degradiert, zu Tokens –
Erfüllungsgehilfen, die nur den Anschein von Fortschritt
erwecken, ohne nachhaltige Veränderung zu bewirken. Denn – und
das mag vielleicht verwundern – eine echte emanzipatorische
Bewegung würde grundsätzliche Machtfragen stellen, statt im
Dschungel der postmodernen Theorien immer neue Interessengruppen
aufzuspüren und sich um bunte Glasperlen zu balgen, die man aus
den Chefetagen der Konzernzentralen gönnerhaft auf sie herab
regnen lässt.


Falsche Freunde


Eine solche Bewegung würde die Identität von Menschen nicht auf
die zwei unveränderlichen Unterschiede Geschlecht und Hautfarbe
reduzieren, sondern sich der komplizierten Aufgabe widmen, die
gemeinsamen Interessen herauszuarbeiten. Stattdessen wurde in den
letzten Jahren das Gegenteil betrieben und eine wohlfeile aber
triviale Vielfalt beschworen...


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