Ist Österreichs Politik ein Witz?
Satiriker Peter Klien spricht im Interview über ÖVP-Scheinpolitik,
die handgreifliche FPÖ, rote Millionäre, ein grünes Talent und fade
Liberale
50 Minuten
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Beschreibung
vor 3 Monaten
"Herbert Kickl will kein Selfie mit mir", sagt der österreichische
Satiriker Peter Klien. Im ersten von drei Sommerinterviews des
STANDARD-Podcasts "Inside Austria" erzählt Klien über seine
Erfahrungen als Spaßreporter mit der heimischen Spitzenpolitik. Und
darüber, wie die Vertreterinnen und Vertreter der Republik im
Wahlkampf ticken – und in unbequemen Situationen. Ist Österreichs
Politik zwischen Skandalen und Scheindebatten mittlerweile zum Witz
verkommen? **Blauer Spaßverderber** Klien ist bekannt als
Moderator der ORF-Late-Night-Show Gute Nacht Österreich und
für seine giftigen Fragen bei Parteiveranstaltungen. Das Schöne an
ihm sei, dass er zu allen gleich gemein sei, soll einmal ein
FPÖ-Mitglied über ihn gesagt haben. Ausgerechnet der Chef der
Rechtspopulisten, Herbert Kickl, verstehe jedoch keinen Spaß. Als
ein FPÖ-Securitymann gegenüber Klien einmal handgreiflich wurde,
schlug die Parteispitze eine Versöhnung aus. "An der Aufklärung der
Wahrheit ist niemand in der FPÖ interessiert. Die brauchen das
Problem, um ihre eigene Wählerschaft an sich zu halten. Wenn das
Problem verschwinden würde, würden auch ihre Stimmen verschwinden."
Während die rechtsrechte Führung offenbar schlecht über sich selbst
lachen kann, sieht Klien beim spaßverstehenden Bundeskanzler Karl
Nehammer ein anderes Problem. "Ich glaube, der größte Fehler,
den er macht, ist, dass er sich nicht von Sebastian Kurz losgesagt
hat zum Zeitpunkt, wo es schlau gewesen wäre", meint Klien. "Ein
anderer Klotz, der Nehammer in die Tiefe zieht, ist natürlich
Nationalratspräsident Sobotka, der, glaube ich, im Vertrauensindex
ganz, ganz hinten rangiert. Ich glaube noch hinter Darth Vader."
**Rote Millionäre** Kann bei griesgrämigen Blauen und verklärten
Türkisen dann vielleicht von links frischer Wind ins Parlament
wehen? "Wenn Andreas Babler mal auftaucht, dann könnte es durch
viel Zufall wieder mal passieren, dass Österreich eine linke
Regierung bekommt", sagt Klien. Ob man dafür die nötigen Stimmen
aus der Arbeiterschaft wieder zurückgewinnen könne, sei fraglich.
Grund dafür seien ehemalige SPÖ-Kanzler wie Alfred Gusenbauer und
Christian Kern, die als Multimillionäre die sozialdemokratischen
Parolen nach gerechter Vermögensverteilung weniger glaubhaft
machen. "Es ist ganz klar, dass da der kleine Mann, die kleine
Frau, der kleine Arbeiter, der kleine Hund das Vertrauen in die
Sozialdemokratie verloren hat." Das hieße laut Klien aber nicht,
dass Glaubwürdigkeit zwingend der Schlüssel zum Erfolg sei. Ein
Beweis dafür sei die grüne EU-Abgeordnete Lena Schilling. "Also
wenn man hört, dass jemand eine notorische Lügnerin ist, Probleme
mit der Wahrheit hat und die Dinge zum eigenen Vorteil verdreht,
dann kann man natürlich nur eines sagen: So jemand wird es weit
bringen in der Politik." **Liberales Drama** Fest stehe laut Klien,
dass die Wochen vor der Nationalratswahl Ende September noch sehr
schmutzig und aufgeheizt würden. Vielleicht brauche es gerade jetzt
eine stabilere, ruhigere Alternative? Was zum Beispiel ist denn
eigentlich das Drama der Neos? "Dass die Neos also in letzter
Konsequenz a bisserl uninteressant bleiben", sagt der Satiriker.
"Den Neos fehlt das Drama. Das ist natürlich schlecht, was die
Medien anbelangt."
Satiriker Peter Klien. Im ersten von drei Sommerinterviews des
STANDARD-Podcasts "Inside Austria" erzählt Klien über seine
Erfahrungen als Spaßreporter mit der heimischen Spitzenpolitik. Und
darüber, wie die Vertreterinnen und Vertreter der Republik im
Wahlkampf ticken – und in unbequemen Situationen. Ist Österreichs
Politik zwischen Skandalen und Scheindebatten mittlerweile zum Witz
verkommen? **Blauer Spaßverderber** Klien ist bekannt als
Moderator der ORF-Late-Night-Show Gute Nacht Österreich und
für seine giftigen Fragen bei Parteiveranstaltungen. Das Schöne an
ihm sei, dass er zu allen gleich gemein sei, soll einmal ein
FPÖ-Mitglied über ihn gesagt haben. Ausgerechnet der Chef der
Rechtspopulisten, Herbert Kickl, verstehe jedoch keinen Spaß. Als
ein FPÖ-Securitymann gegenüber Klien einmal handgreiflich wurde,
schlug die Parteispitze eine Versöhnung aus. "An der Aufklärung der
Wahrheit ist niemand in der FPÖ interessiert. Die brauchen das
Problem, um ihre eigene Wählerschaft an sich zu halten. Wenn das
Problem verschwinden würde, würden auch ihre Stimmen verschwinden."
Während die rechtsrechte Führung offenbar schlecht über sich selbst
lachen kann, sieht Klien beim spaßverstehenden Bundeskanzler Karl
Nehammer ein anderes Problem. "Ich glaube, der größte Fehler,
den er macht, ist, dass er sich nicht von Sebastian Kurz losgesagt
hat zum Zeitpunkt, wo es schlau gewesen wäre", meint Klien. "Ein
anderer Klotz, der Nehammer in die Tiefe zieht, ist natürlich
Nationalratspräsident Sobotka, der, glaube ich, im Vertrauensindex
ganz, ganz hinten rangiert. Ich glaube noch hinter Darth Vader."
**Rote Millionäre** Kann bei griesgrämigen Blauen und verklärten
Türkisen dann vielleicht von links frischer Wind ins Parlament
wehen? "Wenn Andreas Babler mal auftaucht, dann könnte es durch
viel Zufall wieder mal passieren, dass Österreich eine linke
Regierung bekommt", sagt Klien. Ob man dafür die nötigen Stimmen
aus der Arbeiterschaft wieder zurückgewinnen könne, sei fraglich.
Grund dafür seien ehemalige SPÖ-Kanzler wie Alfred Gusenbauer und
Christian Kern, die als Multimillionäre die sozialdemokratischen
Parolen nach gerechter Vermögensverteilung weniger glaubhaft
machen. "Es ist ganz klar, dass da der kleine Mann, die kleine
Frau, der kleine Arbeiter, der kleine Hund das Vertrauen in die
Sozialdemokratie verloren hat." Das hieße laut Klien aber nicht,
dass Glaubwürdigkeit zwingend der Schlüssel zum Erfolg sei. Ein
Beweis dafür sei die grüne EU-Abgeordnete Lena Schilling. "Also
wenn man hört, dass jemand eine notorische Lügnerin ist, Probleme
mit der Wahrheit hat und die Dinge zum eigenen Vorteil verdreht,
dann kann man natürlich nur eines sagen: So jemand wird es weit
bringen in der Politik." **Liberales Drama** Fest stehe laut Klien,
dass die Wochen vor der Nationalratswahl Ende September noch sehr
schmutzig und aufgeheizt würden. Vielleicht brauche es gerade jetzt
eine stabilere, ruhigere Alternative? Was zum Beispiel ist denn
eigentlich das Drama der Neos? "Dass die Neos also in letzter
Konsequenz a bisserl uninteressant bleiben", sagt der Satiriker.
"Den Neos fehlt das Drama. Das ist natürlich schlecht, was die
Medien anbelangt."
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