Literaricum 2024: Philipp Hübl über Gendern als moralisches Statussymbol
Moral ist zur wichtigen Kategorie im Statusspiel geworden. Wie
fügen sich Reizthemen wie Gendern, Sensitivity Reading oder
Triggerwarnungen in dieses »Moralspektakel« ein?
34 Minuten
Podcast
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Interviews, Tipps und akustische Eindrücke aus der Welt der Bücher und Hörbücher.
Beschreibung
vor 2 Monaten
Was wäre, wenn heutzutage ein älterer Schriftsteller ankündigen
würde, dass es in seinem kommenden Buch über eine pädophile
Beziehung geht, die aus Sicht des Täters beschrieben wird? Würde
allein diese Ankündigung zu einem Shitstorm führen? Schon Ende der
1950er-Jahre wurde über das Buch »Lolita« diskutiert, aber was wäre
heute in den Sozialen Netzwerken los? Über diese Fragen kann nur
spekuliert werden und dennoch erhalten immer mehr Bücher
Triggerwarnungen, und Sensitivity Reader überprüfen den Text, ob
Minderheiten oder Opfergruppen korrekt dargestellt sind. Fürsorge
sei im Bereich von Kunst und Kultur ein besonders hoher Wert, sagt
Philipp Hübl. Obwohl man anhand von Studien zeigen könne, dass
Triggerwarnungen ihren Zweck selten erfüllen, zeige man als Verlag
mit diesen Hinweisen dennoch, dass man behutsam sei und an die
Lesenden denke. Oder an die Leser? Die Leserinnen und Leser? Die
Leser:innen? Gendern ist das Triggerthema Nummer 1 und Philipp Hübl
hat sich hierzu ebenfalls viele Studien angesehen. Gendern sei auch
ein moralisches Statussymbol, sagt Hübl im Podcast des
literaturcafe.de, wer gendert – so zeigen es die Studien – ist eher
gebildet, wohlhabend, urban, jung und weiblich. In seinem Buch
»Moralspektakel« betrachtet Philipp Hübl all diese Fragen aus
»moralischer« Sicht. Allerdings geht es bei diesen Fragen nicht um
eine messbare Moral. Moralische Taten seien im Alltag selten zu
beobachten, stellt Hübl fest. Daher werde Moral in
Auseinandersetzungen oder in Kommentaren in den Sozialen Netzwerken
oft behauptet. Man signalisiert »seiner« Gruppe, dass man auf der
richtigen Seite steht. Moral ist eine Angriffssrategie und billig
zu haben, da man sie einfach behaupten oder andere leicht für eine
vermeintlich fehlende Moral verurteilen kann. Moral ist ein Faktor
im Statusspiel, bei dem auch die nach außen signalisierte eigene
Opferrolle immer wichtiger wird. Wolfgang Tischer sprach mit dem
Philosophen und Publizisten Philipp Hübl am Rande des Literaricum
2024 in Lech über viele der Themen, die oft für Aufregung sorgen.
Dabei, so Hübl, zeigen Studien ebenfalls, dass die Gesellschaft in
den meisten Fragen gar nicht so gespalten sei, wie es oft den
Anschein habe. Philipp Hübl bezeichnet Personen am Rand, die häufig
andere mit entgegengesetzen extremen Meinungen angreifen, als
»Polarisierungsunternehmer«. Doch gerade diesen sollten wir nicht
den öffentlichen Diskurs überlassen. Hören Sie das vollständige
Gespräch mit dem Philosophen und Publizisten Philipp Hübl in dieser
Podcast-Folge vom Literaricum 2024 in Lech am Arlberg.
würde, dass es in seinem kommenden Buch über eine pädophile
Beziehung geht, die aus Sicht des Täters beschrieben wird? Würde
allein diese Ankündigung zu einem Shitstorm führen? Schon Ende der
1950er-Jahre wurde über das Buch »Lolita« diskutiert, aber was wäre
heute in den Sozialen Netzwerken los? Über diese Fragen kann nur
spekuliert werden und dennoch erhalten immer mehr Bücher
Triggerwarnungen, und Sensitivity Reader überprüfen den Text, ob
Minderheiten oder Opfergruppen korrekt dargestellt sind. Fürsorge
sei im Bereich von Kunst und Kultur ein besonders hoher Wert, sagt
Philipp Hübl. Obwohl man anhand von Studien zeigen könne, dass
Triggerwarnungen ihren Zweck selten erfüllen, zeige man als Verlag
mit diesen Hinweisen dennoch, dass man behutsam sei und an die
Lesenden denke. Oder an die Leser? Die Leserinnen und Leser? Die
Leser:innen? Gendern ist das Triggerthema Nummer 1 und Philipp Hübl
hat sich hierzu ebenfalls viele Studien angesehen. Gendern sei auch
ein moralisches Statussymbol, sagt Hübl im Podcast des
literaturcafe.de, wer gendert – so zeigen es die Studien – ist eher
gebildet, wohlhabend, urban, jung und weiblich. In seinem Buch
»Moralspektakel« betrachtet Philipp Hübl all diese Fragen aus
»moralischer« Sicht. Allerdings geht es bei diesen Fragen nicht um
eine messbare Moral. Moralische Taten seien im Alltag selten zu
beobachten, stellt Hübl fest. Daher werde Moral in
Auseinandersetzungen oder in Kommentaren in den Sozialen Netzwerken
oft behauptet. Man signalisiert »seiner« Gruppe, dass man auf der
richtigen Seite steht. Moral ist eine Angriffssrategie und billig
zu haben, da man sie einfach behaupten oder andere leicht für eine
vermeintlich fehlende Moral verurteilen kann. Moral ist ein Faktor
im Statusspiel, bei dem auch die nach außen signalisierte eigene
Opferrolle immer wichtiger wird. Wolfgang Tischer sprach mit dem
Philosophen und Publizisten Philipp Hübl am Rande des Literaricum
2024 in Lech über viele der Themen, die oft für Aufregung sorgen.
Dabei, so Hübl, zeigen Studien ebenfalls, dass die Gesellschaft in
den meisten Fragen gar nicht so gespalten sei, wie es oft den
Anschein habe. Philipp Hübl bezeichnet Personen am Rand, die häufig
andere mit entgegengesetzen extremen Meinungen angreifen, als
»Polarisierungsunternehmer«. Doch gerade diesen sollten wir nicht
den öffentlichen Diskurs überlassen. Hören Sie das vollständige
Gespräch mit dem Philosophen und Publizisten Philipp Hübl in dieser
Podcast-Folge vom Literaricum 2024 in Lech am Arlberg.
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