Bestimmt verpasst: Mit ihm trauen sich alle ins Wasser
31 Minuten
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Beschreibung
vor 4 Monaten
Heute sprechen wir mit einem Schwimmer, der uns schon vorher,
währenddessen und auch danach außerordentlich beeindruckt hat:
Mohammad Shaban ist Syrer und lebt seit 2016 in Deutschland.
Während seiner Flucht, im Schlauchboot zwischen der Türkei und
Griechenland, hat er etwas gesehen, was er nie vergessen wird und
was fortan der wichtigste Antrieb seines Handelns werden soll -
die Angst in den Augen der anderen Insassen. Weil sie nicht
schwimmen können. Nicht wissen, ob sie den Weg über das offene
Meer überleben werden. Darunter auch sein bester Freund. Mohammad
selbst hat mit vier Jahren das Schwimmen gelernt, sein Vater hat
es ihm damals beigebracht. Während der Fahrt mit dem Schlauchboot
nimmt er sich vor: Ich will in Zukunft anderen Menschen das
Schwimmen beibringen. Damit sie niemals solch eine Angst vorm
Wasser haben müssen! Doch erstmal landet Mohammad in Augsburg,
lernt deutsch, freundet sich mit einer Augsburger Familie an, die
ihm beibringt, wie die Deutschen so ticken und was alles wichtig
ist in Sachen deutscher Kultur und deutscher Mentalität. Doch
dann hört er eines Tages von dem bundesweit einzigartigen
Berliner Projekt SPORTBUNT. Menschen mit Fluchthintergrund können
hier einen Trainerschein machen, auch einen Schwimmtrainerschein.
Für Mohammad ist klar: Das will er machen, er muss nach Berlin.
Also verlässt er 2019 Augsburg, zieht in die Hauptstadt, lebt
zunächst mit mehreren Menschen in einem Zimmer, zieht von
Unterkunft zu WG, bis er eines Tages tatsächlich eine kleine
Wohnung findet. Viel wichtiger ist für ihn ohnehin etwas anderes:
Anderen Menschen das Schwimmen beibringen. Durch SPORTBUNT macht
er seinen Trainerschein, wird zudem Rettungsschwimmer und
arbeitet bald darauf in einem der zu Coronazeiten eingerichteten
Schulschwimmzentren. Alle, die ihn dort bei seiner Arbeit mit den
Kindern beobachten, geraten sofort ins Schwärmen - denn der
35jährige Syrer hat eine ganz besondere Gabe: Er kann den Kindern
die Angst nehmen. Mit Mohammad trauen sich alle ins Wasser. Weil
er den Kindern auf Augenhöhe begegnet. Und manchmal auch, weil er
ihre Sprache spricht. Die deutsche Sprache hat er durchs
Schwimmen auch noch viel besser gelernt - wenn ihm auch Worte wie
"Seepferdchen" oder "Poolnudel" erst einmal ein ziemliches Rätsel
waren. Manchmal tauscht er mit den Kindern auch die Rolle - und
er ist der Schüler, der noch besser deutsch lernen will und die
Kinder seine Lehrer. Mittlerweile ist Mohammad selbst
Trainerschein-Ausbilder und angestellt beim Berliner
Schwimmverband. Sein Traum ist es, eines Tages als Schwimmlehrer
an einer Schule angestellt zu sein. Und was ihn besonders freut:
Alle Menschen auf dem Schlauchboot damals haben überlebt. Sein
Freund besucht ihn mittlerweile regelmäßig in Berlin. Und dann
gehen sie gemeinsam schwimmen.
https://www.radiodrei.de/programm/schema/sendungen/das_gespraech/archiv/20240707_1900.html
https://www.spiegel.de/panorama/gesellschaft/mohammad-shaban-fluechtete-im-schlauchboot-uebers-mittelmeer-jetzt-ist-er-schwimmlehrer-a-b5e9b516-baec-4e3d-9cb1-d17083653be0?giftToken=9aadfef8-2c0e-4f5d-9b00-e3ca4c278574
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