Ölboom: Wird Guyana das Katar Lateinamerikas?
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vor 4 Monaten
Guyana ist reich an Erdöl. Vor der Küste der Essequibo-Region
liegen riesige Ölfelder, die erst in den letzten neun Jahren
entdeckt wurden. Und das schwarze Gold lässt die Wirtschaft des
Landes boomen: Im Jahr 2022 war Guyana mit einem Plus von rund 62
Prozent die am schnellsten wachsende Volkswirtschaft
weltweit.
Aktuell legt Guyanas Wirtschaft um knapp ein Drittel jährlich zu.
Bis zum Jahr 2029 erwarten Experten weiteres Wachstum von 20
Prozent pro Jahr. Für Edwin Schuh, Wirtschaftsexperte von Germany
Trade & Invest, könnte Guyana im optimalen Fall vielleicht
sogar "eine Art lateinamerikanischer Golfstaat" werden, sagt
Schuh im Podcast "Wirtschaft Welt & Weit".
Größter Player beim guyanischen Ölboom ist das US-Unternehmen
Exxon Mobile, das über die Förderlizenzen verfügt. Guyana selbst
profitiert von Förderabgaben in Milliardenhöhe. Fließen diese
Gelder künftig in den Ausbau des Gesundheitssektors, in
Straßenbau und Infrastrukturprojekte, können laut Schuh auch
deutsche Unternehmen profitieren.
Doch anders als etwa der Bau von Krankenhäusern spalten
Straßenbauprojekte die Bevölkerung. Denn Guyana besteht zu mehr
als 80 Prozent aus schützenswertem Regenwald. Klimaschützer
lehnen derartige Eingriffe vehement ab. Auch dem
Lateinamerika-Kenner Christian Cwik liegt Guyanas Natur sehr am
Herzen. Darüber hinaus hält Cwik eine Autobahn durch den
Regenwald generell für wenig praktikabel: Diese Pläne kenne er
schon seit Jahrzehnten, erzählt er im Podcast, und nicht mal eine
Brücke sei bisher fertiggestellt worden: "Da ist das Geld in
Korruptionssümpfen versunken", so seine Beobachtungen.
Zudem warnt Cwik vor radikalen Veränderungen in Guyana: Die
Einnahmen aus dem Ölboom sollten seiner Ansicht nach so verteilt
werden, dass Guyana eine "sanfte Entwicklung" nehmen kann: "Wir
werden sehen, ob sowas im 21. Jahrhundert vielleicht möglich
ist", sagt der Historiker. "Im 20. Jahrhundert war das nicht
möglich."
Ist das Öl Fluch und Segen gleichermaßen? Welche Rolle spielt
Deutschland vor dem Hintergrund der Energiewende als Abnehmer
fossiler Energieträger? Und wie brisant ist eigentlich der
Grenzstreit zwischen Guyana und seinem westlichen Nachbarland
Venezuela, das die rohstoffreiche Essequibo-Region für sich
beansprucht? Diese und viele weitere Fragen bespricht Host Andrea
Sellmann mit ihren Gästen Edwin Schuh und Christian Cwik in der
neuen Podcast-Folge.
Edwin Schuh ist Wirtschaftsexperte für Mexiko und die Karibik bei
Germany Trade & Invest, der Außenwirtschaftsagentur des
Bundes. Er beobachtet die Entwicklung in Guyana von Mexiko aus.
Christian Cwik ist Historiker am Zentrum für Inter-Amerikanische
Studien an der Universität Graz. Auf seinen Forschungsreisen war
er selbst in Guyana unterwegs. Er berichtet also aus eigener
Erfahrung über das Land.
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