Episode 193: Liebe ist stärker (Viaggio in Italia), 1954
Sehr geehrter Herr Rossellini, wie viele Memento Mori-Szenen können
Sie realistisch in einem Film von 85 Minuten unterbringen? Roberto
Rossellini: Ja.
57 Minuten
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Beschreibung
vor 3 Jahren
Spurensuche: wann kommt der Modernismus in den Film? Zum Beispiel
in Roberto Rossellinis Bergman-Trilogie in den frühen 50ern, zu der
Viaggio in Italia gehört (dem dämlichen deutschen Titel verweigern
wir uns einfach). Das merkt man schon, wenn man sich an einer
Inhaltsangabe versucht. Ein reiches britisches Ehepaar (Ingrid
Bergman und George Sanders) kommt nach Italien, um die Villa eines
verstorbenen Onkels zu veräußern. Auf der Reise stellen beide fest,
dass ihre Ehe sich überlebt hat. Katherine Joyce (!) versucht sich
als Touristin, Alex Joyce hat Lust auf Ehebruch. Eine halbe Stunde
müssen wir uns mit den beiden durch die zerrüttete Zweisamkeit
quälen, dann wandern wir parallel montiert und stark subjektiv
gefärbt mit beiden durch das katholische Italien und werden
zusammen mit den mittelalten Herrschaften konstant an unseren
baldigen Tod erinnert. Was daran modernistisch ist? Es geht nicht
um äußere Handlung, sondern um subjektive Realitätskonstruktionen.
Italien steht für Katholizismus und Mythologie, die Begegnung
zweier Moderner mit deep time, dem Erhabenen und der Vormoderne,
die allesamt nicht mehr sinnstiftend werden können. Wir unterhalten
uns ungefähr so fragmentiert über den Film, wie Viaggio in Italia
auch selbst ist. Und fragen uns zwischendrin, wer eine so
fantastische Villa am Fuß des Vesuvs überhaupt verkaufen würde.
in Roberto Rossellinis Bergman-Trilogie in den frühen 50ern, zu der
Viaggio in Italia gehört (dem dämlichen deutschen Titel verweigern
wir uns einfach). Das merkt man schon, wenn man sich an einer
Inhaltsangabe versucht. Ein reiches britisches Ehepaar (Ingrid
Bergman und George Sanders) kommt nach Italien, um die Villa eines
verstorbenen Onkels zu veräußern. Auf der Reise stellen beide fest,
dass ihre Ehe sich überlebt hat. Katherine Joyce (!) versucht sich
als Touristin, Alex Joyce hat Lust auf Ehebruch. Eine halbe Stunde
müssen wir uns mit den beiden durch die zerrüttete Zweisamkeit
quälen, dann wandern wir parallel montiert und stark subjektiv
gefärbt mit beiden durch das katholische Italien und werden
zusammen mit den mittelalten Herrschaften konstant an unseren
baldigen Tod erinnert. Was daran modernistisch ist? Es geht nicht
um äußere Handlung, sondern um subjektive Realitätskonstruktionen.
Italien steht für Katholizismus und Mythologie, die Begegnung
zweier Moderner mit deep time, dem Erhabenen und der Vormoderne,
die allesamt nicht mehr sinnstiftend werden können. Wir unterhalten
uns ungefähr so fragmentiert über den Film, wie Viaggio in Italia
auch selbst ist. Und fragen uns zwischendrin, wer eine so
fantastische Villa am Fuß des Vesuvs überhaupt verkaufen würde.
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