Episode 154: Anatomie eines Mordes (Anatomy of a Murder), 1959

Episode 154: Anatomie eines Mordes (Anatomy of a Murder), 1959

Otto Preminger und Jimmy Stewart nehmen sich des Hays-Code und der Stewart’schen Rollengeschichte an, um ein Gerichtsdrama zu inszenieren, das seine Zuschauer mit der Ambivalenz von Rechtsprechung, Moral und Gerechtigkeit konfrontiert.
58 Minuten
Podcast
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Ein Podcast über interessante und ältere Filme für die Bluray-Sammlung

Beschreibung

vor 4 Jahren
Mit seiner eigenen Produktionsfirma schafft sich Otto Preminger
sehr viel Freiraum innerhalb eines Hollywoods im Umbruch, schwer
angeschlagen durch das TV und die Entscheidung, dass Studios keine
Kinos mehr besitzen dürfen. Während seit den 30ern und erst Recht
nach McCarthy die allermeisten Filme die moralischen
selbstzensorischen Regeln des Hays Code einhalten, setzt sich
Preminger so radikal wie bewusst über diese hinweg: In seinem
Gerichtssaal wird klar über die Details von Sex und Vergewaltigung
geredet. Zudem zeigt er, wie vor Gericht das Recht zumindest
gebeugt wird, um einen Fall zu gewinnen. Recht wird gesprochen,
aber die Gerechtigkeit muss außen vor bleiben. Auch weil alle
Figuren ambivalent bleiben, vor allem der Angeklagte und seine
sexuell für die Zeit sehr offene Frau. Besonders gemein für das
zeitgenössische Publikum: Jimmy Stewart spielt sein eigenes Image
aus; wir sehen zu Anfang den rechtschaffenen Jimmy, den Tom Hanks
seiner Zeit, bevor er uns dann klar macht, dass hinter der
bewussten Fassade des gutherzigen Kleinbürgers ein kalkulierender
Anwalt steckt, dem Gerechtigkeit nicht wichtig ist, gewinnen dafür
umso mehr. Was heute üblicher Topos im Gerichtsdrama ist, war 1959
ein riesiger Skandal; nur wenige Jahre später musste Hollywood
nachgeben: der Hays-Code verschwand Anfang der 60er aus der Praxis,
1967 wurde er auch offiziell eingemottet. Wie der Film Ambivalenz
nutzt, wie die Narration sich als etwas konstruiert, dem wir nie
voraus sind, warum es wichtig ist, dass der Film on location
gedreht wurde und warum Schauspielstile und die Darsteller selbst
zentral für den Wirkungseffekt sind – das alles hat uns so
beschäftigt, dass wir zum Thema Inszenierungsoptionen ausnahmsweise
einfach auf unser Mise en Scène-Special verweisen.

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