Episode 151: 12 Uhr nachts - Midnight Express (Midnight Express), 1978
Alan Parker, leider gerade verstorben, zeigt sich in seinem zweiten
Film als Meister der Inszenierung, voller brillanter Einfälle. Er
nutzt aber auch Aspekte aus dem Gothic, die heute problematisch
wirken.
59 Minuten
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Beschreibung
vor 4 Jahren
Nach der British New Wave, die basierend auf dem Dokumentar-Gestus
der Generation Ken Loach möglichst viel Realismuseffekt setzen
will, folgt auch in England die radikale Gegenwehr der
Nachfolgegeneration. Da es außerhalb des TV kaum Möglichkeiten
gibt, das Filmen zu lernen, setzen sich nun junge Regisseure aus
der Welt des Werbefilms durch: die beiden Scott-Brüder, Adrian Lyne
und eben Alan Parker, der leider vor kurzem verstorben ist: Kino
soll effektvoll sein, ästhetisch, spannend und Publikums-nah.
Parker setzt dies in MIDNIGHT EXPRESS meisterhaft um, versetzt uns
effektvoll und visuell atemberaubend in die Welt seines durchaus
unsympathischen Protagonisten, dem wir mit viel Willen zur
Subjektivierung in ein türkisches Gefängnis folgen. Dabei sind
Parker alle Mittel recht: es soll „knallen“ (Zitat nach Dr. Ecke).
Er legt effektiv Machtkonstruktionen offen, macht diese fühlbar,
täuscht Genre-Strukturen an, um sie uns dann wieder zu verwehren,
sodass wir uns neu zum Schicksal seines Gefangenen positionieren
müssen, der alle Kontrolle über seine Individualität entzogen
bekommt. Ein wichtiges Mittel ist dabei der Bezug zum Gothic, den
Parker immer weiter ausbaut, wobei er sich damit Elemente reinholt,
die besser im 19. Jahrhundert geblieben wären: Exotismus, Ekel vor
dem Anderen, Körper als Nachweis des Bösen, alles Aspekte, die wir
heute nur schwer ertragen können und die auch Rassismus als Lesart
erlauben, wobei dies mehr naiver Unfall, denn wirklich
eingeschriebener Wille das Macher ist. Denn dies wurde erst Ende
der 70er Jahre wirklich als Problem in der kulturellen Elite und
Philosophie identifiziert. Der Film, eigentlich in seinen Techniken
seiner Zeit weit voraus, wirkt deshalb wie aus einer anderen Welt,
und verlangt von uns, ihn auf verschiedenen Ebenen zu sehen: als
Film mit problematischen Aspekten in der modernen Lesart, aber auch
als das, was er in seiner Zeit sein will: ein dezidiert
links-liberales Pamphlet gegen Freiheitsbeschränkungen im Mantel
des effekthaften, Publikums-zugewandten Kinos.
der Generation Ken Loach möglichst viel Realismuseffekt setzen
will, folgt auch in England die radikale Gegenwehr der
Nachfolgegeneration. Da es außerhalb des TV kaum Möglichkeiten
gibt, das Filmen zu lernen, setzen sich nun junge Regisseure aus
der Welt des Werbefilms durch: die beiden Scott-Brüder, Adrian Lyne
und eben Alan Parker, der leider vor kurzem verstorben ist: Kino
soll effektvoll sein, ästhetisch, spannend und Publikums-nah.
Parker setzt dies in MIDNIGHT EXPRESS meisterhaft um, versetzt uns
effektvoll und visuell atemberaubend in die Welt seines durchaus
unsympathischen Protagonisten, dem wir mit viel Willen zur
Subjektivierung in ein türkisches Gefängnis folgen. Dabei sind
Parker alle Mittel recht: es soll „knallen“ (Zitat nach Dr. Ecke).
Er legt effektiv Machtkonstruktionen offen, macht diese fühlbar,
täuscht Genre-Strukturen an, um sie uns dann wieder zu verwehren,
sodass wir uns neu zum Schicksal seines Gefangenen positionieren
müssen, der alle Kontrolle über seine Individualität entzogen
bekommt. Ein wichtiges Mittel ist dabei der Bezug zum Gothic, den
Parker immer weiter ausbaut, wobei er sich damit Elemente reinholt,
die besser im 19. Jahrhundert geblieben wären: Exotismus, Ekel vor
dem Anderen, Körper als Nachweis des Bösen, alles Aspekte, die wir
heute nur schwer ertragen können und die auch Rassismus als Lesart
erlauben, wobei dies mehr naiver Unfall, denn wirklich
eingeschriebener Wille das Macher ist. Denn dies wurde erst Ende
der 70er Jahre wirklich als Problem in der kulturellen Elite und
Philosophie identifiziert. Der Film, eigentlich in seinen Techniken
seiner Zeit weit voraus, wirkt deshalb wie aus einer anderen Welt,
und verlangt von uns, ihn auf verschiedenen Ebenen zu sehen: als
Film mit problematischen Aspekten in der modernen Lesart, aber auch
als das, was er in seiner Zeit sein will: ein dezidiert
links-liberales Pamphlet gegen Freiheitsbeschränkungen im Mantel
des effekthaften, Publikums-zugewandten Kinos.
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