Episode 107: Augen ohne Gesicht (Les yeux sans visage), 1960
George Franju erzeugt mit Kameramann Eugen Schüfftan und Komponist
Maurice Jarre eine mal ironische, mal erschreckende Vermengung aus
Expressionismus, Universal Horror, Nouvelle Vague und Surrealismus.
53 Minuten
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Beschreibung
vor 5 Jahren
Eine junge Frau ist entführt worden. Im Keller einer
großbürgerlichen Villa liegt sie auf dem Operationstisch. Ihr soll
das Gesicht entfernt werden, damit die bei einem Unfall entstellte
Christiane (Edith Scob) dank des Transplantats wieder schön sein
kann. Christianes Vater, der geniale Chirurg Doktor Génessier
(Pierre Brasseur), ist der Operateur. Und Christiane sitzt, mit
weißer Maske vor dem Gesicht, hübsch auf einem Sofa drapiert
daneben und schaut zu. Zu solch unmittelbaren Alptraumbildern
findet Georges Franju in seinem berühmtesten Film erst spät. Lange
Teile von AUGEN OHNE GESICHT verbringt er stattdessen damit, uns in
die Perspektive seiner abgründigen Figuren zu zwingen: wenn Doktor
Génessier etwa auf dem Weg zu seiner Tochter fast ohne zeitliche
oder räumliche Auslassung durch sein gesamtes Anwesen läuft lernen
wir nicht nur die Geografie des Hauses kennen – wir werden selbst
zu Génessier. Der legendäre Kameramann Eugen Schüfftan findet für
diese methodische Inszenierung des Kaputten und Unheimlichen eine
neue Bildsprache: wir spüren noch den von ihm maßgeblich
mitgestalteten Expressionismus und den Universal Horror, aber
Schüfftan und Franju haben diese Inszenierungsoptionen mit den
Mitteln der Nouvelle Vague angejazzt, bauen Bilder, die oft unruhig
und gewollt grobschlächtig sind. Ein völlig eigener, zutiefst
seltsamer Film, der seine V-Effekte immer wieder neu denkt und
umsetzt.
großbürgerlichen Villa liegt sie auf dem Operationstisch. Ihr soll
das Gesicht entfernt werden, damit die bei einem Unfall entstellte
Christiane (Edith Scob) dank des Transplantats wieder schön sein
kann. Christianes Vater, der geniale Chirurg Doktor Génessier
(Pierre Brasseur), ist der Operateur. Und Christiane sitzt, mit
weißer Maske vor dem Gesicht, hübsch auf einem Sofa drapiert
daneben und schaut zu. Zu solch unmittelbaren Alptraumbildern
findet Georges Franju in seinem berühmtesten Film erst spät. Lange
Teile von AUGEN OHNE GESICHT verbringt er stattdessen damit, uns in
die Perspektive seiner abgründigen Figuren zu zwingen: wenn Doktor
Génessier etwa auf dem Weg zu seiner Tochter fast ohne zeitliche
oder räumliche Auslassung durch sein gesamtes Anwesen läuft lernen
wir nicht nur die Geografie des Hauses kennen – wir werden selbst
zu Génessier. Der legendäre Kameramann Eugen Schüfftan findet für
diese methodische Inszenierung des Kaputten und Unheimlichen eine
neue Bildsprache: wir spüren noch den von ihm maßgeblich
mitgestalteten Expressionismus und den Universal Horror, aber
Schüfftan und Franju haben diese Inszenierungsoptionen mit den
Mitteln der Nouvelle Vague angejazzt, bauen Bilder, die oft unruhig
und gewollt grobschlächtig sind. Ein völlig eigener, zutiefst
seltsamer Film, der seine V-Effekte immer wieder neu denkt und
umsetzt.
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