Episode 105: Wiegenlied für eine Leiche (Hush... Hush, Sweet Charlotte), 1964
Robert Aldrich, beruflich Regie-Maverick in Hollywood, lässt die
große Bette Davis mit über 50 ihre alte Debütantinnen-Rolle
persiflieren. Southern Gothic mit politischem Effekt und viel
Humor.
51 Minuten
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Beschreibung
vor 5 Jahren
Bette Davis spielt die junge Debütantin, die bald im Süden der USA
verheiratet werden soll. Soweit bekannt aus den großen Tagen
Hollywoods. Problem nur: sie ist bei HUSH… HUSH, SWEET CHARLOTTE
weit über 50 und soll sogar eine Frau über 60 spielen. Wir sehen
schon, hier wird reflektiert und schon postmodern mit der
Filmgeschichte gearbeitet, sogar noch bevor New Hollywood dies zur
Norm macht. Robert Aldrich, zu dieser Zeit einer der wenigen
Regisseure, die auch ihre Filme produzieren dürfen, merkt aber,
dass er nur so Leute vom TV in das Kino ziehen kann. Und er schafft
es auch, politischen Subtext zu bieten, denn er erschafft einen
Film, der tief im Southern Gothic verankert ist und so auch die
aktuellen Rassenunruhen kommentiert, indem er zeigt, wie die
schwarze Bevölkerung im Süden immer noch die Diener sind, aber
auch, indem er mit Agnes Moorhead eine weiße Schauspielerin die
Rolle im gleichen, rassistisch geprägten Stil spielen lässt, die in
Filmen wie GONE WITH THE WIND (1939) noch schwarze Darsteller
spielen mussten. Aber der Film ist weit mehr Komödie, klassisches
Schauspiel auf 12 gedreht und eine radikale Selbstparodie der
Schauspieler, neben Davis auch Joseph Cotton oder Olivia De
Havilland, die ihre Klischee-Rolle alter Zeiten auseinandernehmen
dürfen. Man merkt: Aldrich ist einer dieser Mavericks in Hollywood,
die den Weg für die jungen Wilden frei gemacht hat, die schon bald
das US-Kino auf links drehen werden.
verheiratet werden soll. Soweit bekannt aus den großen Tagen
Hollywoods. Problem nur: sie ist bei HUSH… HUSH, SWEET CHARLOTTE
weit über 50 und soll sogar eine Frau über 60 spielen. Wir sehen
schon, hier wird reflektiert und schon postmodern mit der
Filmgeschichte gearbeitet, sogar noch bevor New Hollywood dies zur
Norm macht. Robert Aldrich, zu dieser Zeit einer der wenigen
Regisseure, die auch ihre Filme produzieren dürfen, merkt aber,
dass er nur so Leute vom TV in das Kino ziehen kann. Und er schafft
es auch, politischen Subtext zu bieten, denn er erschafft einen
Film, der tief im Southern Gothic verankert ist und so auch die
aktuellen Rassenunruhen kommentiert, indem er zeigt, wie die
schwarze Bevölkerung im Süden immer noch die Diener sind, aber
auch, indem er mit Agnes Moorhead eine weiße Schauspielerin die
Rolle im gleichen, rassistisch geprägten Stil spielen lässt, die in
Filmen wie GONE WITH THE WIND (1939) noch schwarze Darsteller
spielen mussten. Aber der Film ist weit mehr Komödie, klassisches
Schauspiel auf 12 gedreht und eine radikale Selbstparodie der
Schauspieler, neben Davis auch Joseph Cotton oder Olivia De
Havilland, die ihre Klischee-Rolle alter Zeiten auseinandernehmen
dürfen. Man merkt: Aldrich ist einer dieser Mavericks in Hollywood,
die den Weg für die jungen Wilden frei gemacht hat, die schon bald
das US-Kino auf links drehen werden.
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