Episode 083: Spiel mir das Lied vom Tod (C'era una volt il West, 1968)
Sergio Leone kann sich seiner Liebe zum Western dank eines großen
Filmbudgets erstmals in voller Breite nähern: als Filmfan, als
kritischer Geist und als Meister der Kino-Ästhetik.
57 Minuten
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Beschreibung
vor 5 Jahren
Gerade einmal vier Jahre liegen zwischen Sergio Leones erstem
„Italo-Western“ PER UN PUGNO DI DOLLARI (FÜR EINE HANDVOLL DOLLAR,
1964) und seinem postmodern durchwebtem Abgesang auf Mythen des
amerikanischen Ur-Genres und seiner europäischen Interpretation,
die er selbst erst mit in Gang gebracht hatte: C’ERA UNA VOLTA IL
WEST (SPIEL MIR DAS LIED VOM TOD, 1968). Der Topos des mystischen
Helden, schon im italienischen Sinne katholisch aufgeladen und auch
sichtbar vernarbt und verdreckt durch seine moralisch verwerflichen
Taten, wird hier vollkommen aufgelöst. Dank des Drehbuchs,
geschrieben mit Hilfe des erfahrenen Autoren Sergio Donati, aber
als Stoff entwickelt mit den jungen Noch-Filmkritikern Bernardo
Bertolucci und Dario Argento, legt der Film mit aller
Ernsthaftigkeit die Finger in moralische Wunden und entzieht jedem
Akteur in diesem Werk seine Rechtfertigung: der Westen baut seine
Zivilisation auf den Ruinen der Ungerechtigkeit auf. Wir besprechen
die grundlegenden Strategien, mit denen Leone Motive und
Genre-Mechaniken offen legt, uns immer wieder überrascht und das
Genre zugleich überhöht und kritisiert, wie er auch dazu seinen
fantastischen Cast einsetzt und uns mit unseren Erwartungen ins
Leere laufen lässt. Wir reden zudem über die Nähe zum Kunstmärchen,
die der Original-Titel schon offenbart, und beschäftigen uns mit
der Konstruktion der Narration als Abfolge von in sich geschlossen
funktionierenden Kurzfilmen. Uns interessiert auch die
tiefgreifende politische Linie, die uns Leone mit seinem Zugriff
auf die Genre-Motivik offenlegt, und wie er sich mal dem alten
Genre, mal einem Realismus-Begriff und dann wieder der europäischen
Verarbeitung eines ur-amerikanischen Filmthemas mit dem Auge eines
Filmfans annähert.
„Italo-Western“ PER UN PUGNO DI DOLLARI (FÜR EINE HANDVOLL DOLLAR,
1964) und seinem postmodern durchwebtem Abgesang auf Mythen des
amerikanischen Ur-Genres und seiner europäischen Interpretation,
die er selbst erst mit in Gang gebracht hatte: C’ERA UNA VOLTA IL
WEST (SPIEL MIR DAS LIED VOM TOD, 1968). Der Topos des mystischen
Helden, schon im italienischen Sinne katholisch aufgeladen und auch
sichtbar vernarbt und verdreckt durch seine moralisch verwerflichen
Taten, wird hier vollkommen aufgelöst. Dank des Drehbuchs,
geschrieben mit Hilfe des erfahrenen Autoren Sergio Donati, aber
als Stoff entwickelt mit den jungen Noch-Filmkritikern Bernardo
Bertolucci und Dario Argento, legt der Film mit aller
Ernsthaftigkeit die Finger in moralische Wunden und entzieht jedem
Akteur in diesem Werk seine Rechtfertigung: der Westen baut seine
Zivilisation auf den Ruinen der Ungerechtigkeit auf. Wir besprechen
die grundlegenden Strategien, mit denen Leone Motive und
Genre-Mechaniken offen legt, uns immer wieder überrascht und das
Genre zugleich überhöht und kritisiert, wie er auch dazu seinen
fantastischen Cast einsetzt und uns mit unseren Erwartungen ins
Leere laufen lässt. Wir reden zudem über die Nähe zum Kunstmärchen,
die der Original-Titel schon offenbart, und beschäftigen uns mit
der Konstruktion der Narration als Abfolge von in sich geschlossen
funktionierenden Kurzfilmen. Uns interessiert auch die
tiefgreifende politische Linie, die uns Leone mit seinem Zugriff
auf die Genre-Motivik offenlegt, und wie er sich mal dem alten
Genre, mal einem Realismus-Begriff und dann wieder der europäischen
Verarbeitung eines ur-amerikanischen Filmthemas mit dem Auge eines
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