Episode 073: Ein gewisser Herr Gran, 1933

Episode 073: Ein gewisser Herr Gran, 1933

Gerhard Lamprechts Spionagefilm ist so routiniert gediegen, dass Spannung gar nicht aufkommen mag. Passt auch so, denn der Film ist für sein spätweimarer Publikum vor allem ein Kurzurlaub im exotischen Italien.
44 Minuten
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Ein Podcast über interessante und ältere Filme für die Bluray-Sammlung

Beschreibung

vor 5 Jahren
Ode an das Mittelmaß: vielleicht beschäftigen wir uns als Cinephile
und Filmhistoriker viel zu sehr mit Klassikern, anerkannten
Geniestreichen und überhaupt sehr wichtigen Filmen. Dabei besteht
der Großteil der Filmgeschichte aus dem Durchschnitt. Filmen,
welche vielleicht ein, zwei hübsche Ideen haben, aber ansonsten
erzählerische Normen sklavisch erfüllen, handwerklich routiniert
gemacht sind, gerne in ihrer Gediegenheit auch mal langweilen.
Genau so ein Film ist Gerhard Lamprechts EIN GEWISSER HERR GRAN,
mit gelegentlichen Ausschlägen des Qualitätsmeters nach oben. Hans
Albers gibt hier den deutschen Geheimagenten Gran, der hinter einem
abstrusen MacGuffin her ist. Natürlich bemühen sich darum auch
diverse zwielichtige Gestalten auf der Gegenseite. Herr Gran ist
ein Proto-Bond – immer unerhört lässig, unbedingt modern und
hervorragend gekleidet. Klingt alles spannend, ist es aber eher
weniger. Lamprecht inszeniert eher einen Urlaubsfilm vor (echter)
italienischer Kulisse als spannendes Genre, die Handlung wird immer
wirrer, Set Pieces geht das Drehbuch geschickt aus dem Weg und
überhaupt wird großer Wert daraufgelegt, dass niemand im Kinosaal
vor Aufregung den Herztod stirbt. Warum also über diesen Film
reden? Weil doch ab und an Ambition aufblitzt: etwa bei der
bisweilen halsbrecherischen Fotografie on location. Und weil wir
historisches Mittelmaß viel zu selten zu sehen bekommen. Wie will
man sich denn ohne Kenntnis des Durchschnitts ein sicheres Urteil
über die wirklichen Höhepunkte bilden?

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