Episode 048: Die Liebe der Jeanne Ney, 1927
Pabsts Stummfilm ist ein mitreißendes, visuell erstaunliches
politisches Traktat für den damals noch positiv wahrgenommen
Kommunismus, bei dem das Melodram vom Genre zum heftig kritisierten
Symbol wird.
53 Minuten
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Beschreibung
vor 6 Jahren
G.W. Pabst Literaturverfilmung beginnt auf der Krim, die im Laufe
der ersten Minuten von der Roten Armee besetzt wird. Dort liebt die
titelgebende Jeanne (Édith Jéhanne), Tochter eines französischen
Auslandskorrespondenten und damit Kapitalisten, den jungen
Bolschewik Andreas (Uno Henning). Als ihr Vater in Notwehr
erschossen und Odessa von den Revolutionstruppen übernommen wurde,
flieht sie zurück nach Paris. Andreas folgt, um im Untergrund auch
Frankreich auf die Revolution vorzubereiten: DIE LIEBE DER JEANNE
NEY klingt wie ein Melodram, aber Regisseur G.W. Pabst nutzt dessen
Regeln, um uns und die Zensur davon abzulenken, dass hier im Rahmen
großen Attraktionskinos vor allem politische Optionen verhandelt
werden. Dabei wird schnell klar, dass Pabst zu einer Verbrüderung
zwischen Bürgertum und Kommunismus aufruft, denn seine Welt des
Kapitalismus ist einer der reinen Unterdrückung und Gewalt gegen
Arme, Frauen und andere Schwache der Gesellschaft. Dabei schafft es
der Film, ein ganzes Füllhorn visueller Optionen auszuschütten,
sich schlafwandlerisch zwischen sowjetischem Montagekino, deutschem
Expressionismus und melodramatischer Genremotivik zu bewegen, dabei
die Grenzen der Kameraarbeit auszuloten und brillante filmische
Optionen im Minutentakt zu erfinden. Gleichzeitig bleibt Pabst
immer subversiv und etabliert von Sekunde 1 an eine doppelte
Lesart, die aus heutiger Sicht politisch naiv wirken mag, aber in
der Weimarer Republik, als in Berlin kommunistische und
faschistische Kräfte ihre Politik und Weltsicht mit Gewalt auf die
Straße brachten, war dies ein mutiger, hochintelligenter Film mit
klarer Botschaft und durchaus detaillierten, ätzenden Abrechnung
mit der aktuellen westeuropäischen Gesellschaft.
der ersten Minuten von der Roten Armee besetzt wird. Dort liebt die
titelgebende Jeanne (Édith Jéhanne), Tochter eines französischen
Auslandskorrespondenten und damit Kapitalisten, den jungen
Bolschewik Andreas (Uno Henning). Als ihr Vater in Notwehr
erschossen und Odessa von den Revolutionstruppen übernommen wurde,
flieht sie zurück nach Paris. Andreas folgt, um im Untergrund auch
Frankreich auf die Revolution vorzubereiten: DIE LIEBE DER JEANNE
NEY klingt wie ein Melodram, aber Regisseur G.W. Pabst nutzt dessen
Regeln, um uns und die Zensur davon abzulenken, dass hier im Rahmen
großen Attraktionskinos vor allem politische Optionen verhandelt
werden. Dabei wird schnell klar, dass Pabst zu einer Verbrüderung
zwischen Bürgertum und Kommunismus aufruft, denn seine Welt des
Kapitalismus ist einer der reinen Unterdrückung und Gewalt gegen
Arme, Frauen und andere Schwache der Gesellschaft. Dabei schafft es
der Film, ein ganzes Füllhorn visueller Optionen auszuschütten,
sich schlafwandlerisch zwischen sowjetischem Montagekino, deutschem
Expressionismus und melodramatischer Genremotivik zu bewegen, dabei
die Grenzen der Kameraarbeit auszuloten und brillante filmische
Optionen im Minutentakt zu erfinden. Gleichzeitig bleibt Pabst
immer subversiv und etabliert von Sekunde 1 an eine doppelte
Lesart, die aus heutiger Sicht politisch naiv wirken mag, aber in
der Weimarer Republik, als in Berlin kommunistische und
faschistische Kräfte ihre Politik und Weltsicht mit Gewalt auf die
Straße brachten, war dies ein mutiger, hochintelligenter Film mit
klarer Botschaft und durchaus detaillierten, ätzenden Abrechnung
mit der aktuellen westeuropäischen Gesellschaft.
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