Kursker Botschaften | Von Rüdiger Rauls
11 Minuten
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Beschreibung
vor 3 Monaten
Der Name der Stadt Kursk war des öfteren verbunden mit
bedeutenden Ereignissen in der russischen Geschichte. Nun hat die
ukrainische Armee dort die Grenze überschritten. Im Westen findet
Selenskij dafür Zuspruch. Aber viele rätseln auch über seine
Motive und Erfolgsaussichten.
Ein Standpunkt von Rüdiger Rauls.
Neue Hoffnung
Am 8. August meldeten die Nachrichtenagenturen, dass ukrainische
Einheiten bei Kursk die russische Grenze überschritten und
Landstriche mit mehreren Ortschaften erobert haben, darunter die
Kleinstadt Sudscha. Bis zuletzt war die Rede von einem Gebiet in
der Größe von etwa tausend Quadratkilometern. Angesichts der
gewaltigen Ausdehnungen Russlands ist das unbedeutend. Wesentlich
größer ist die propagandistische Reichweite dieser Meldung.
Erstmals seit über 80 Jahren stehen fremde Truppen in Russland.
Nachdem westliche Medien in der letzten Zeit immer häufiger
eingestehen mussten, dass ihre hochtrabenden Träume nach dem
Beginn des Krieges nicht Wirklichkeit geworden waren und die
Ukraine den Krieg zu verlieren drohe, sprudelten manche nun
wieder über vor Zuversicht. Der britische Telegraph trumpfte auf,
„mit dieser Aktion wurde im Krieg gegen Putin der Spieß
umgedreht“(1).
De Volkskrant aus Amsterdam meinte sogar,
„wenn die Drohungen selbst nach dem Vordringen auf russisches
Territorium nicht wahr werden, erscheinen Putins rote Linien
erneut als Bluff“(2).
Gibt also keinen Grund mehr zur Zurückhaltung gegenüber Russland?
Jedenfalls scheint der Übermut der Warschauer Gazeta Wybrocza
noch weiter zu gehen. Sie stellt fest, dass all die Angst vor
einer Ausweitung des Krieges, die besonders Deutschland von der
Lieferung der Taurus-Marschflugkörper abgehalten hatte, durch den
ukrainischen Vormarsch auf russisches Gebiet sich als unbegründet
erwiesen habe. Die atomare Abschreckung Russlands sieht sie als
Papiertiger an. Denn die
„Drohungen des Kremls sind irgendwie verstummt“ (3).
Was sie als Beweis für Moskaus Zahnlosigkeit anzusehen scheint,
macht sie tollkühn: „Denn wenn es so einfach war, in russisches
Gebiet hinter der Front einzudringen, wie gut bewacht ist dann
zum Beispiel (die russische Enklave) Kaliningrad an der Grenze
zur NATO?“ (4). Für sie ist nach den Ereignissen von Kursk klar,
dass man vor Russlands Drohungen keine Angst haben sollte und
sich vielleicht sogar noch etwas mehr herausnehmen könnte. Träumt
man allen Ernstes davon, dass man sich ohne Konsequenzen die
russische Enklave einverleiben könnte, nur weil Russland an
seiner Grenze Schwäche zeigte?...
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Rüdiger Rauls ist Reprofotograf und Buchautor. Er betreibt den
Blog Politische Analyse
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Bildquelle: Nitiphonphat / shutterstock
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