Episode 24: Ohne Zugehörigkeitsgefühl ist die deutsche Staatsbürgerschaft nur ein Pass // mit Saber Romdhani

Episode 24: Ohne Zugehörigkeitsgefühl ist die deutsche Staatsbürgerschaft nur ein Pass // mit Saber Romdhani

1 Stunde 28 Minuten

Beschreibung

vor 1 Monat

Was bedeutet es wirklich, deutsch zu sein? Ist es nur die
Staatsbürgerschaft, die unsere Zugehörigkeit definiert, oder
steckt da mehr dahinter? Diese Frage habe ich mir oft gestellt,
und in dieser Episode hatte ich die Gelegenheit, zusammen mit
meinem Gast Saber darüber nachzudenken und zu diskutieren.


Saber, dessen Eltern aus Tunesien kommen, ist deutscher
Staatsbürger. Er wurde in Braunschweig geboren und ist dort
aufgewachsen. Heute lebt er mit seiner Frau, deren Familie aus
der Türkei stammt, und ihren Kindern in Düsseldorf. Ein Satz von
ihm, der mich besonders berührt und zum Nachdenken gebracht hat,
lautet: „Ich war bei der Bundeswehr und hab all das getan. Heißt
das, ich bin deutsch? Nein, würde ich nicht sagen.“


Dieser Satz verdeutlicht, dass es in unserer Gesellschaft oft
nicht ausreicht, eine deutsche Staatsangehörigkeit zu haben –
Deutschsein wird von vielen nicht allein durch einen Pass oder
bestimmte Leistungen definiert. Es geht um mehr – es geht darum,
wie man in dieser Gesellschaft wahrgenommen und behandelt wird
und wie man sich selbst in ihr sieht.


In unserem Gespräch haben Saber und ich über die tiefgehende
Sehnsucht nach Zugehörigkeit gesprochen. Es geht nicht nur um
formale Aspekte, sondern um das Gefühl, tatsächlich in dieser
Gesellschaft angenommen zu sein, ohne dass ständig nach der
„wahren“ Herkunft gefragt wird. Warum müssen wir uns ständig
erklären, nur weil wir vielleicht eine andere Sprache sprechen
oder eine andere Religion praktizieren?


Ich frage mich: Warum trennen wir nicht einfach unsere
persönliche Identität – die Sprachen, die wir sprechen, unsere
religiösen Ansichten, unsere Essgewohnheiten – von unserer
nationalen Identität? Deutsch sollte doch jeder sein, der eine
deutsche Staatsangehörigkeit hat. Warum reicht das nicht aus?
Warum wird immer wieder die Frage gestellt: „Woher kommst du
wirklich?“ – als ob das, was auf unserem Pass steht, nicht genug
wäre. Warum müssen wir uns ständig beweisen und rechtfertigen,
dass wir „wirklich“ aus Deutschland kommen und deutsch sind?


Saber und ich teilen die gleichen Gefühle, die wir aus
unterschiedlichen Perspektiven ausdrücken und diskutieren.
Deutschsein sollte nicht an äußeren Merkmalen oder an einer
vermuteten Herkunft festgemacht werden, sondern allein an der
Staatsbürgerschaft. Alles andere – unsere persönlichen
Überzeugungen, unsere Vorlieben und unsere Kultur – sollten als
das gesehen werden, was sie sind: individuelle Merkmale, die uns
als Menschen einzigartig machen, aber nichts an unserer
nationalen Identität ändern.


Diese Episode soll dazu anregen, offen über Identität und
Zugehörigkeit zu sprechen und gemeinsam nach Wegen zu suchen, wie
wir eine Gesellschaft schaffen können, in der sich jeder zu Hause
fühlt, unabhängig davon, welche Sprache er spricht oder woher
seine Familie stammt.

Infos über Saber:
Saber Romdhani ist Transformationsbegleiter und vereint
technisches Know-how mit einem tiefen Verständnis für
zwischenmenschliche Dynamiken. Er unterstützt Führungskräfte und
Teams durch praxisorientierte Workshops, Keynotes und Management
Trainings bei der erfolgreichen Umsetzung von
Veränderungsprozessen.

https://www.linkedin.com/in/saberromdhani/


Bitte Feedback oder Fragen an Erdal Ahlatci per Mail ,
LinkedIn oder Instagram

Podcast LinkedIn Profil:
https://www.linkedin.com/company/woher-kommst-du-wirklich/

Musik & Postproduktion:
Joscha Grunewald

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