Maren Kames über Zeitlichkeit und Texte, die atmen

Maren Kames über Zeitlichkeit und Texte, die atmen

1 Stunde 3 Minuten

Beschreibung

vor 3 Wochen
Dieses Mal ist Maren Kames bei DEAR READER zu Gast. Hasenprosa
heißt ihr dieses Jahr bei Suhrkamp erschienenes Buch, in dem ein
Hase eine Ich-Erzählerin antreibt, Verwirrung stiftet oder Dinge
klarstellt. Auf einer gemeinsamen Reise durch Jahrhunderte,
Kontinente, Zeiten, Sprachtemperamente, durch Familien- und
Sternkonstellationen, mal in einem Strichflieger plötzlich auf
einem Hoverboard. „Ein Kippbild zwischen Abenteuer und Memoir,
Magie und Alltag“, heißt es im Klappentext und eine gute
Zusammenfassung für einen Text, der auch deshalb so wunderschön
ist, weil er sich nicht zusammenfassen lässt. Friederike Mayröcker
ist in der Hasenprosa von Maren Kames so etwas wie ein „Zweithase“
(Paul Jandl in einer Rezension über den Roman). Friederike
Mayröckers Mein Herz mein Zimmer mein Name, 1988 ebenfalls im
Suhrkamp Verlag erschienen, ist deswegen auch einer der
mitgebrachten Lieblingstexte, der Autorin und Übersetzerin. Einige
Sätze aus Mein Herz mein Zimmer mein Name werden explizit zitiert,
manchmal wird Mayröcker direkt angesprochen, die Texte nähern sich
streckenweise auch strukturell an, etwa in ihrem Umgang mit
Zeitlichkeit. Mal tropft die Sprache, bis sie fast stillsteht,
plötzlich rast, ergießt sich schwallartig. Mascha Jacobs und Maren
Kames denken an einem heißen Sommerabend über die Verbindungen
zwischen den beiden Texten nach, darüber wie sie Profundes und
Profanes mischen, Abstraktes und Konkretes verwirren, „also dem
Abstrakten die Maske des Konkreten verleihen und umgekehrt“ (wie es
Friederike Mayröcker Mein Herz mein Zimmer mein Name formuliert
hat). Aber auch wann es einen Rhythmus braucht und wann er gestört
werden sollte. Maren Kames kennt sich mit Rhythmen und Stimmen
besonders gut aus, das zeigen schon ihre früheren Texte, die an der
Schnittstelle von Stimme, Sound und Raum wohnen. Die 1984 geborene
Autorin und Übersetzerin liebt Musik, das weiß man, wenn man ihre
Texte gelesen hat. Sie hat als zweiten mitgebrachten Text einen
Song von Die Firma, Die Eine mitgebracht, der zunächst 1996 als
Single und dann 1998 auf dem Debütalbum der Band Spiel des
Lebens/Spiel des Todes bei La Cosa Mia (Rough Trade) veröffentlicht
wurde. Maren Kames, 1984 in Überlingen am Bodensee geboren, lebt
als freie Autorin und Übersetzerin in Berlin. Ihre Bücher HALB
TAUBE HALB PFAU (2016) und LUNA LUNA (2019) wurden viel beachtet
und mehrfach ausgezeichnet. Beide Bücher wurden als Hörspiele
umgesetzt, und LUNA LUNA wurde zur Spielzeiteröffnung 2022 am
Schauspiel Leipzig uraufgeführt. Hasenprosa ist ihr erstes Buch im
Suhrkamp Verlag. Rezension von Paul Jandl über Hasenprosa von Maren
Kames:
https://www.nzz.ch/feuilleton/maren-kames-schreibt-wie-alice-im-wunderland-und-friederike-mayroecker-im-duo-ld.1836656
Die Firma „Die Eine“ (1996 als Single und dann 1998 auf dem
Debütalbum der Band Spiel des Lebens/Spiel des Todes bei La Cosa
Mia (Rough Trade) veröffentlicht):
https://www.youtube.com/watch?v=B_UubU2rxJw
https://genius.com/Die-firma-die-eine-1996-lyrics Wespennest
Sonderheft: Friederike Mayröcker. Die herrschenden Zustände:
https://wespennest.at/w_zeitschrift.php?id=UzAz

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