Wie man sich in der Bibel zurechtfindet und Entdeckungen macht

Wie man sich in der Bibel zurechtfindet und Entdeckungen macht

35 Minuten

Beschreibung

vor 1 Monat

Wie kürzlich angekündigt, plane ich eine Podcast-Reihe über den
Römerbrief. Vorab werde ich einige Vorüberlegungen
veröffentlichen, die darüber Auskunft geben, mit welch einer
Sicht und Haltung ich dieses Vorhaben angehe. Damit hoffe ich
gleichzeitig, anderen Anregungen für ihren Umgang mit der Bibel
zu geben. Ich beginne mit einer Folge, in der ich mich mit einem
Phänomen beschäftige, das von Anfang an die Bibel begleitet hat.


(1) Auf der einen Seite wurden und werden der Römerbrief und
darüber hinaus die ganze Bibel sehr unterschiedlich verstanden.
Seit 2000 Jahren gibt es Christen, die ihre eigene Auslegung für
die richtige halten, denen aber von anderen Christen zum Teil
heftig widersprochen wird. Manchmal sind es einzelne Theologen,
manchmal ganze Denominationen, die über die angemessene Deutung
streiten. Manchmal debattieren sie über die Erklärung einzelner
Passagen, manchmal darüber, wie ganze biblische Bücher zu
verstehen sind. Und immer wieder gab und gibt es Neuerungen. (Was
Luther im Römerbrief sah, hatte in den 1500 Jahren vor ihm kaum
jemand in gleicher Weise gesehen, aber bis heute lesen viele
evangelische Christen diesen Brief so selbstverständlich nur mit
Luthers Augen, als ob es keine anderen Augen gäbe.) Die
Geschichte des Verstehens der Bibel war und ist oft eine
verwirrende Geschichte.


(2) Auf der anderen Seite haben in den vergangenen 2000 Jahren
Menschen trotz ihrer unterschiedlichen und einander
widersprechenden Deutungen erlebt, dass die Bibel sie zum Glauben
an Jesus gebracht, ihnen Heil vermittelt und ihr Leben verändert
hat. In den Erweckungsbewegungen des 18. Jahrhunderts waren John
Wesley und George Whitefield die beiden wichtigsten Prediger (mit
Ausnahme vielleicht von Jonathan Edwards). Beide gerieten in
heftigen Streit. Bestimmte Aussagen, die man im Römerbrief, aber
auch sonst findet, verstand Whitefield so, dass die
Vorherbestimmung und Erwählung durch Gott entscheidet, wer
gerettet wird. Wesley hingegen vertrat die Auffassung, dass es am
freien Willen des Menschen liegt. Doch unter der Verkündigung
beider machten Menschen ganz ähnliche tiefgehende
Bekehrungserfahrungen, die zu einer ähnlich intensiven
Jesus-Beziehung führten. Entgegengesetzte Erklärung – gleiche
Wirkung. Der Gott der Bibel wohnt oft beiderseits der
exegetischen Schützengräben. Bis heute verhindern
Missverständnisse und Irrtümer nicht, dass Menschen in der Bibel
ihm begegnen.


Was hat es mit der Bibel auf sich, dass sie seit 2000 Jahren die
Menschen beständig auf der Suche nach der richtigen Auslegung
hält, ohne dass diese Suche jemals endgültig abgeschlossen wäre?
Dass sie aber gleichzeitig beständig Menschen Heil und Leben
vermittelt, selbst wenn diese vieles falsch deuten? Ich habe dazu
ein Modell entwickelt, das ich in der neuen Folge von Hasophonie
vorstelle: „Wie man sich in der Bibel zurechtfindet und
Entdeckungen macht“. 

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