"Wie Don Quijote und Sancho nach ihrem Dorfe kamen" (Miguel de Cervantes)

"Wie Don Quijote und Sancho nach ihrem Dorfe kamen" (Miguel de Cervantes)

Kapitel 72 aus dem 2. Band des Werks "Don Quijote de la Mancha"
17 Minuten
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Hochwertige Literatur, vorgelesen von professionellen Sprecherinnen und Sprechern

Beschreibung

vor 3 Wochen

Den Begriff „Fake“ gab es im 17. Jahrhundert sicher noch nicht
(„Fake News“ gibt es seit 1890). Doch es gab
Literatur-Fälschungen. So lagen im Jahr 1615 gleich zwei
Fassungen des zweiten Bandes des großen Erfolgs „Don Quijote de
la Mancha“ vor. Zunächst eine Fälschung, dann das Original von
Cervantes. Doch langsam, eins nach dem anderen.


Die Geschichte rund um Don Quijote und Sancho Pansa ist
Allgemeingut – wir müssen hier nicht referieren, dass ein Junker
durch die Lektüre ungeheuer vieler Ritterromane Wunsch und
Wirklichkeit, Literatur (des Mittelalters) und echtes Leben
dermaßen vermischte, dass er sich bald selbst als Ritter mit
lächerlichen Utensilien auf den Weg machte, um gegen allerlei
Feinde zu kämpfen. Doch da waren keine. Wer will, findet welche,
selbst wenn es Windräder sind … Natürlich ist alles in diesem
einzigartigen Werk der Weltliteratur komplexer, auch im 72.
Kapitel des zweiten Bandes des Romans – zehn Jahre nach dem
Erscheinen des ersten Teils veröffentlicht. Hier naht das Ende
der langen Geschichte vom Ritter von der traurigen Gestalt und
seinem Knappen. Und es wird noch einmal aufregend: Sie begegnen
auf dem Weg zu ihrem Heimatdorf einer Figur aus dem
Fälschungswerk. Wie das?


Über das gesamte Werk hinweg flicht Cervantes immer wieder
Anspielungen ein, die eben jene Fälschung betreffen. In dieser
war erzählt worden, dass die beiden Reisenden nach Saragossa
ritten, und zwar mit der Hilfe eines gewissen Don Alvaro Tarfe.
Diesem begegnen sie nun im hier vorgestellten Kapitel, der Figur
aus der Fake-Fassung! Don Alvaro findet das Ganze denn auch
„höchst verwunderlich“. So ist es. Und es wird denn auch vor
Gericht verhandelt. Das alles ist höchst originell, gewitzt,
gekonnt dargestellt. Ein literarisches Werk von Weltrang, das
sich selbst und hier sogar die Fälschung seiner selbst zum Thema
macht. Und das hunderte von Jahren vor der sogenannten
Postmoderne im 20. Jahrhundert, deren literarische Werke
Ähnliches versuchten, doch vergleichsweise verkrampft wirken.


Fiktion wird hier zur Schein-Realität, eine Fiktion mischt sich
in die andere ein. Der großartige Schriftsteller Miguel de
Cervantes lässt in diesem Text die Ebenen in eins gehen; es
gibt keine Grenzen mehr. Es ist ein Vergnügen, seinen Text zu
hören – auch dank der hervorragenden Interpretation durch Eva
Schröer!

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