BVG-Reform: nötig oder unfair?

BVG-Reform: nötig oder unfair?

Am 22. September stimmen die Schweizer Bürgerinnen und Bürger über die Reform der beruflichen Vorsorge ab. Die Reform soll die Finanzierung der 2. Säule stärken, das Leistungsniveau insgesamt erhalten und die Absicherung von Personen mit tiefen Einkom ...
57 Minuten

Beschreibung

vor 3 Wochen
Am 22. September stimmen die Schweizer Bürgerinnen und Bürger über
die Reform der beruflichen Vorsorge ab. Die Reform soll die
Finanzierung der 2. Säule stärken, das Leistungsniveau insgesamt
erhalten und die Absicherung von Personen mit tiefen Einkommen
sowie Teilzeitbeschäftigten verbessern. Bundesrat und Parlament
haben sich für die BFG-Reform ausgesprochen. Der Schweizerische
Gewerkschaftsbund hat das Referendum ergriffen, weshalb die Vorlage
nun zur Abstimmung kommt. Das verändert sich mit der BVG-Reform *
Der Umwandlungssatz definiert die Höhe der ausbezahlten BVG-Rente
aus dem angesparten Altersguthaben. Mit der Reform wird der
Umwandlungssatz in der obligatorischen beruflichen Vorsorge von
6.8% auf 6% gesenkt. * Um eine Kürzung der künftigen Renten
möglichst zu verhindern, gibt es verschiedene Ausgleichsmassnahmen.
Einerseits wird der versicherte Lohn erhöht, indem der heute fixe
Koordinationsabzug (25725.-) durch einen Prozentualen Abzug (20%)
ersetzt wird. Dies führt insbesondere bei tiefen Einkommen zu einer
höheren Rente. Andererseits gibt es für die Übergangsgeneration
(Personen, die in den nächsten 15 Jahren pensioniert werden) einen
Rentenzuschlag (abgestuft nach Jahrgang und Altersguthaben). Dieser
gleicht die tiefere Rente aufgrund des tieferen Umwandlungssatzes
aus. * Die Eintrittsschwelle für den Zugang zur Beruflichen
Vorsorge wird von 22050.- auf 19845.- gesenkt. So werden
schätzungsweise 70 000 Personen zusätzlich in der 2. Säule und 30
000 mit einem höheren Lohn versichert. Vor allem Frauen würden
davon profitieren. * Die prozentualen Lohnabzüge werden für die
25-34-Jährigen leicht erhöht, für die älteren Arbeitnehmenden
werden sie leicht gesenkt. Damit werden ältere Personen auf dem
Arbeitsmarkt weniger benachteiligt. Pro Argumente Die Reform wird
breit von den politischen Parteien (SVP, FDP, Die Mitte, GLP, EVP),
Wirtschaftsverbänden und Fachverbänden unterstützt. Die
Finanzierung der 2. Säule werde damit langfristig gesichert, das
Leistungsniveau wird ingesamt erhalten. Teilzeitarbeitende,
Personen mit mehreren Jobs, und Personen mit tiefen Einkommen
erhalten neu eine Rente. Davon profitieren vor allem auch viele
Frauen. Und ältere Arbeitnehmende haben bessere Chancen auf dem
Arbeitsmarkt. Contra Argumente Die Nein-Kampagne wird
vom Schweizerischen Gewerkschaftsbund koordiniert. Auch SP,
Grüne und Travail.Suisse lehnen die Initiative ab. Von der
Reform würden nur die Banken, Versicherungskonzerne und
Pensionskassen profitieren, welche noch mehr Geld in der Kasse
hätten. Die Gegner sprechen vom "BVG-Bschiss". Alle Generationen
müssten mehr bezahlen für weniger Rente. Vor allem Personen mit
tiefen Löhnen wären stark betroffen. Gerade Frauen würden nicht
bessergestellt, denn es fehlten Lösungen für familienbedingte
Erwerbsunterbrüche und Teilzeitarbeit. Viele Mehrfachbeschäftige
wie z.B. Tagesmütter oder Reinigungskräfte hätte weiterhin keine
Pensionskasse. Die Vorlage ist komplex und umstritten. Wie viele
Menschen profitieren tatsächlich von der Reform und wer sind die
Verlierer? Ist die Reform nun von Vorteil für die Frauen oder
nicht? Ist die BVG-Reform nötig oder unfair? Darüber diskutieren im
"Forum": * Ja zur BVG-Reform: Barbara Zimmermann-Gerster, Leiterin
Sozialpolitik, Schweizerischer Arbeitgeberverband * Nein zur
BVG-Reform: Gabriela Medici, Zentralsekretärin für
Sozialversicherungen, Schweizerischer Gewerkschaftsbund

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