Liebe als Grundfarbe
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Beschreibung
vor 2 Monaten
Alles was ihr tut, geschehe in Liebe.
1.Korinther 16,14
Immer Liebe – wie soll das gehen? „Ihr liebt euch doch!“ „Seid
lieb!“ Eher hilflos klingen solche Appelle. In der Jahreslosung
heißt es allerdings auch etwas anders: „Alles, was ihr tut,
geschehe in Liebe.“ Das klingt wie: Liebe als Grundfarbe. Oder
als bilde sie den Hintergrund, die Liebe.
Früher Samstagmorgen in der S-Bahn. Ein paar Fahrgäste sitzen
verstreut im Wagen. Die Zeitung vor sich. Den Blick auf’s
Smartphone gerichtet. Versunken vor sich hinblickend – es sind
noch nicht viele unterwegs. Die Tür geht auf. Drei Kinder stürmen
herein, irgendwo zwischen Kindergarten – und Grundschulalter. Ein
Mann folgt ihnen. Der Vater? Er sinkt auf einen freien Sitz. Die
3 Kids nehmen den ganzen Wagen in Beschlag, rennen hin und her,
klettern über Sitze und Rückenlehnen, außer Rand und Band. Ein
paar Leute schütteln den Kopf. Eine versucht den Kindern Einhalt
zu gebieten – vergeblich. „Das gibt’s doch nicht“, sagt eine Frau
zu ihrer Nachbarin mit Blick zum vermuteten Vater, der „kann die
doch nicht einfach machen lassen! Diese Eltern heutzutage...“ Sie
steht auf und geht zu dem Mann. „Können Sie sich mal bitte um die
Kinder kümmern!“ sagt sie laut und deutlich. Der Mann schreckt
zusammen. „Oh entschuldigen Sie“, sagt er, “wissen Sie, wir
kommen grad aus dem Krankenhaus. Wir haben heute Nacht unsere
Mutter verloren.“
Betretene Stille. Die Kinder schauen herum. Eine Kekstüte taucht
aus einer Tasche auf, gerne greifen die Kinder zu. Dann setzen
sie sich still zu ihrem Vater.
Auf einmal ist da ein ganz anderer Hintergrund. Statt eines
Urteils über verfehlten Erziehungsstil beherrscht Anteilnahme die
Atmosphäre. Wie kommt’s, dass Kinder so drauf sind? Diese Frage
hat eine ganz andere Antwort bekommen als vermutet. Man schien zu
wissen, wie das kommt.
Doch es war anders.
Wie kommt’s, dass jemand so drauf ist? Mir scheint, wer diese
Frage einspielt, nähert sich der Grundfarbe. Dem Hintergrund. Es
ist, als öffne sich dadurch der Raum der Liebe. In ihm nehmen wir
Anteil. Wir verzichten auf Urteile und Abwertungen.
Dahinter sehen. Oft lasse ich mich blenden oder abschrecken von
dem, was mir entgegenschlägt. Schnell und impulsiv reagiere ich.
Anders Jesus.
Viele Erzählungen von ihm malen mir vor Augen: Er sah dahinter:
was ist los mit diesem Menschen, was braucht er, was schreit in
ihm?
Das setzte so viel frei in seinen Gegenübern.
Selbstachtung kehrte zurück. Verletztes begann zu heilen.
Die Jahreslosung lädt ein, diesen göttlichen Liebesblick auf mir
selbst ruhen zu lassen. Statt mich zu verurteilen: „Wie doof
warst du eigentlich?“ gebe ich der Frage Raum: „Wie kam es dazu,
dass du das gemacht hast? Und was brauchst du jetzt?“
Und wenn der Andere was sagt, was mich nervt, frage ich: „Was
könnte bei ihm los sein, dass er mir so begegnet? Was braucht er
jetzt?“ Anteilnahme, liebevolle Blicke statt Verurteilungen.
„Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe!“ Ich möchte die
Jahreslosung als Anstoß nehmen, den Raum dahinter zu suchen, in
dem wir ins Anteilnehmen kommen. Vielleicht geht es ja doch:
Eintauchen in die Grundfarbe Liebe.
Pfr. Susanne Edel/ gelesen von Damaris Friedrich
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