Österreich hängt noch immer am Tropf von Gazprom

Österreich hängt noch immer am Tropf von Gazprom

29 Minuten

Beschreibung

vor 3 Monaten

Fast zweieinhalb Jahre sind seit dem russischen Angriffskrieg auf
die Ukraine vergangen, und noch immer ist Österreich extrem
abhängig von russischem Gas. Gabriel Felbermayr, Direktor des
Österreichischen Instituts für Wirtschaftsforschung (WIFO),
bringt es im Podcast "Wirtschaft Welt & Weit" auf den Punkt:
Ein paar Prozente erreichten das Land über Deutschland, aber "de
facto kommt das ganze österreichische Gas aus Russland."


Ein Blick auf die Pipelines erklärt, wie Österreich in die
Abhängigkeit geraten ist: Das Land befindet sich am Ende des
Ukraine-Transits, über den weiterhin russisches Gas nach Europa
kommt. Abgewickelt werden die österreichischen Importe über den
Öl-, Gas- und Chemiekonzern OMV, der Verträge mit der russischen
Gazprom bis zum Jahr 2040 unterhält. Um hier wirklich
durchzugreifen, bräuchte man schon einen "echten politischen
Akt", sagt Felbermayr in der neuen Podcast-Folge.


Bei der Abkehr von russischem Gas könnte Österreich jedoch ein
anderes Abkommen in die Hände spielen. Denn Ende des Jahres läuft
der Gastransitvertrag der Ukraine mit Gazprom aus. Ohne
Verlängerung könnte Österreich gar kein Gas mehr aus Russland
beziehen, erklärt Felbermayr: "Wenn Gazprom nicht mehr liefern
kann, wäre das eigentlich für Österreich und die OMV ganz gut",
so sein Fazit.


Angst vor einem kalten Winter ist seiner Ansicht nach aktuell
nicht nötig. Die österreichischen Gasspeicher sind gut gefüllt -
und alternative Versorgungswege längst ausgelotet. Allerdings
rechnet der Ökonom mit kurzfristigen Preissteigerungen um 20 bis
25 Prozent, die gerade bei energieintensiven Industrien für "eine
gewisse Nervosität" sorgen.


Georg Zachmann ist Experte für Energiemärkte bei der Brüsseler
Denkfabrik Bruegel. Für ihn wäre ein gemeinsamer europäischer
Schritt der "Königsweg", um von russischem Gas loszukommen.
Zachmann spricht sich dafür aus, russisches Gas auf europäischer
Ebene zu sanktionieren: "Russische Gasimporte politisch zu
stoppen, würde die Firmen aus der Verantwortung entlassen,
Strafzahlungen verhindern und es würde gleichzeitig dafür sorgen,
Glaubwürdigkeit für Investoren in der Zukunft zu schaffen",
erklärt Zachmann. Denn die EU-Staaten könnten dann nur gemeinsam
über die Wiederaufnahme von Gasimporten entscheiden.


Wie stehen die Chancen dafür? Wieviel russisches Gas kommt
überhaupt aktuell noch nach Europa? Und wie ist eigentlich die
Lage bei uns in Deutschland? Über diese und viele weitere Fragen
spricht Host Andrea Sellmann mit den Ökonomen Gabriel Felbermayr
und Georg Zachmann.


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