#223 Gert Mengel – Abschreiben gilt nicht!
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Beschreibung
vor 2 Monaten
Nehmen wir die Sprüche von Paulo Coelho doch mal
ernst. In Sonntagsreden rezitiert, in der Klassenarbeit
rot angestrichen. Von wegen "aus Fehlern lernen". Klassisch lernt
das Kind: Pünktlich sein, Arbeitsanweisungen zuverlässig
ausführen, der Obrigkeit zuhören. Damit kann ich anschließend 40
Jahre unfallfrei Traktor fahren. Aber eine Kompetenz für die Welt
von heute und morgen ist das nicht. Schule kann deshalb nie so
bleiben, wie sie war, sagt Gert Mengel, Schulleiter der
Don-Bosco-Schule in Rostock.
Heute muss es um eine Grundhaltung des Lernens
gehen: um Offenheit, Neugierde. Der Einzelkämpfer hat
ausgedient. Die Herausforderungen von heute lassen sich nur in
Kooperation lösen. Teilen ist eine zentrale Kompetenz. Die
Ressourcen werden knapper, wir werden es lernen müssen.
Ein tief gehender Veränderungsprozess in Schulen braucht
zehn bis 15 Jahre. Auch das geschieht wie im Lehrbuch:
Die einen befassen sich mit den Themen und entwickeln neue
Vorschläge – die anderen halten die Vorschläge für das Problem.
Für eine echte Entwicklung in der Schule braucht es Geduld und
Zeit – oder eine Krise. Gert betont: Viele der Schulen, die heute
ausgezeichnet und begehrt sind, standen zunächst vor dem Ende.
Gert arbeitet an einer anderen Prüfungskultur.
Warum ist die Klausur das Ende – es kann doch auch die Mitte
sein, oder? Arbeiten wir mit den Ergebnissen weiter, lassen wir
Schüler sich gegenseitig Feedback geben, eben: lernen. Der
Originalvorwurf, den Gert daraufhin bekam: „Ja, aber dann sind
doch am Ende alle gut“. Als wäre es die vornehmste Aufgabe der
Schule, permanent zu filtern, wer gut und wer schlecht ist –
anstatt dafür zu sorgen, dass alle lernen und sich entwickeln.
Schule als System mit selektierendem Charakter … Gert hält
dagegen: Schule soll nicht Grenzen aufzeigen, sondern Horizonte
öffnen.
Moderne Unternehmen arbeiten team- und
projektorientiert. In der Schule ist das ein
Täuschungsversuch; man sieht den Unterschied. Gert verweist auf
die Lernprozesse, die tief im System stecken. Da kann der
Schulleiter in der Abschlussrede sagen, was er möchte. Die Praxis
zeigt: Wer am besten den Ellenbogen einsetzen kann, um andere am
Abschreiben zu hindern, der bekommt die besten Noten, der wird
Karriere machen. Wir wundern uns dann, warum New Work nicht
funktioniert. Wir wundern uns, warum es den Vorgesetzten an
sozialer Kompetenz mangelt. Dabei braucht es gar nicht so
wahnsinnig viel Mut. Im Rahmenplan steht: Die Schüler sind in die
Gestaltung des Unterrichts einzubeziehen. Einfach mal an die
Gesetze halten.
Die Folge mit Micha Pallesche gibt es hier.
Zu Gast: Gert Mengel, Schulleiter der
Don-Bosco-Gesamtschule in Rostock. Seine Podcasts
„Kreide.KI.Klartext“ und „Große Hofpause“ sind auf allen
Podcast-Plattformen.
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