Vom Friedenskind zum Bellizisten | Von Roberto J. De Lapuente
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Beschreibung
vor 1 Monat
Vor genau 22 Jahren warnte die EU die Amerikaner noch vor einem
völkerrechtswidrigen Krieg im Irak. Kurz schien es, als
emanzipiere sich Europa — heute ist es Kolonie und die EU ein
totes Projekt.
Ein Kommentar von Roberto J. De Lapuente.
„Besuchen Sie Europa, solange es noch steht“ sang in den
80er-Jahren die Band „Geier Sturzflug“. Nun, Europa gibt es noch,
aber eigentlich nur noch als leere Hülle aus Gesetzen und
Institutionen. Die Seele des Kontinents ist aus seinem Körper
unversehens entwichen. Neben anderen Formen des Selbstverrats —
etwa auf den Feldern „Soziales“ und „Bürgerliche Freiheiten“ —
fällt vor allem eines ins Gewicht: Die EU hat aufgehört, ein
Friedensprojekt zu sein. Dabei war es gerade der auf den Trümmern
des Zweiten Weltkriegs gefasste Entschluss, dergleichen dürfe es
auf europäischem Boden nie mehr geben, was den Kontinent lange
ausmachte und zusammenhielt. Die frühen Politikergenerationen der
Nachkriegszeit hatten häufig Lebenserfahrungen, die durch Krieg,
Flucht und Trümmerlandschaften, mindestens aber durch
Traumatisierung der Eltern geprägt waren. Entsprechend verhielten
sie sich meist vorsichtig, was mögliche Verwicklungen in Kriege
betraf und riefen einer allzu forschen Schutzmacht USA schon mal
ein deutliches „No!“ entgegen. All das ist Vergangenheit. Eine
neue Generation unerfahrener und unverantwortlicher
Polit-Lehrlinge verspielt, was ihre Vorfahren aufgebaut haben.
Heute wird Europa nicht mehr durch die gemeinsame
Friedensabsicht, sondern durch kriegerische Frontstellung
gegenüber Russland zusammengehalten.
Die Europäische Union (EU) hat einen gemeinsamen Nenner: Russland
zu ruinieren. Das ist es, was dieser Tage vom europäischen
Projekt übrig blieb. In den Jahren zuvor geriet es an die Grenzen
der Überlebensfähigkeit — der Austritt Großbritanniens war nur
die Spitze des Eisberges. Schon vorher zeigte sich, dass die nach
Osten aufgeblasene EU sich übernommen hatte. Sie ging als
Bürokratiemonster ins neue Jahrtausend — zu jener Zeit war das
noch der größte Vorwurf an die Union. Aus Brüssel kämen nur
Verordnungen, teils groteske Vorgaben. Beliebtes Beispiel dafür:
Die Gurkenverordnung. Schon damals hatte die EU ihren
eigentlichen Geist verwirkt — aber um das Jahr 2000 herum ahnte
das noch keiner...
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Bildquelle: Francisco Duarte Mendes / shutterstock
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