Einsturz von Carolabrücke: Droht Deutschland der Brückenkollaps?

Einsturz von Carolabrücke: Droht Deutschland der Brückenkollaps?

Manfred Curbach kennt sich mit den Brücken in Dresden bestens aus - und ist bundesweit gefragter Experte. Im Podcast spricht der TU-Professor über das Unglück und den Zustand von Deutschlands Brücken.
43 Minuten
Podcast
Podcaster
Der Podcast über Thema, die Sachsen bewegen

Beschreibung

vor 3 Monaten
Für viele Dresdner hat der Mittwochmorgen mit einem verwunderten
Blick aufs Smartphone begonnen. Nachrichten-Apps berichten mit
Eilmeldungen über den Einsturz eines Teils der Carolabrücke, der
sich in der Nacht ereignet hat. Die Bilder schockieren und
beeindrucken zugleich. Ein etwa 100 Meter langes Stück der Brücke
liegt in der Elbe. Es ist ein großes Unglück - auch wenn keine
Menschen zu Schaden kamen. Dennoch stellen sich jetzt viele Fragen:
Wie konnte das passieren? Wie sicher sind Brücken in Dresden,
Sachsen und Deutschland? Und droht vor dem Hintergrund einer sich
aufstauenden Sanierungsbedürftigkeit vieler derartiger Bauwerke ein
Brückenkollaps? Antworten auf diese Fragen liefert Bau-Experte
Manfred Curbach im Podcast "Thema in Sachsen". Curbach leitet das
Institut für Massivbau an der Technischen Universität Dresden. Er
gilt bundesweit als renommierter Experte für Brücken - und kennt
sich zudem bestens aus mit den Brücken in der Stadt Dresden. Dass
die Carolabrücke in der Nacht zusammengebrochen ist, sei für den
Wissenschaftler überraschend. Die Elbquerung sei schon "seit vielen
Jahren mit einem sehr intensiven Monitoringsystem ausgestattet"
gewesen, sagt er. "Wir können auf diese Daten zurückgreifen bei der
Ursachensuche." Allerdings sei es auch so gewesen, dass keinerlei
Messwerte auf einen bevorstehenden Einsturz hingedeutet hätten.
Trotz des Unglücks betont Curbach, dass Bauwerke in Deutschland in
der Regel sicher seien. "Absolute Sicherheit gibt es nicht. Eine
Versagenswahrscheinlichkeit liegt allerdings bei 0,0001 Prozent.
Das ist sehr, sehr wenig." Die Wahrscheinlichkeit, dass sich ein
solches Ereignis in Deutschland in naher Zukunft wiederhole, hält
der Forscher für "äußerst gering". Aber: Curbach betont auch, dass
die Sanierung von Brücken in Deutschland zu langsam vorangehe.
Zwischen 4.000 und 6.000 Brücken würden als sanierungsbedürftig
gelten. "Jedes Jahr werden aktuell 200 Brücken gebaut oder
saniert", rechnet der Experte vor. Es würde zwei Jahrzehnte dauern,
bis der aktuelle Rückstand aufgeholt sei. Eine Möglichkeit, das
Tempo zu erhöhen, sei der Einsatz moderner Baustoffe. Curbach ist
in Dresden maßgeblich in die Entwicklung eines neuartigen
Carbonbetons involviert. Auf dem bereits sanierten und vom Einsturz
nicht betroffenen Teil der Carolabrücke ist der Beton auch verbaut.
Der Baustoff sei auch bereits erfolgreich bei weiteren
Brückensanierungen eingesetzt worden, sagt Curbach und bilanziert
zugleich, dass derart vielversprechende technologische
Entwicklungen oft an bürokratischen und vor allem finanziellen
Hürden scheitern würden. "Die Bauwirtschaft trägt 11,6 Prozent zum
Bruttoinlandsprodukt Deutschlands bei", erklärt er. Gerechnet auf
alle Forschungsmittel, die der Bund ausgebe, entfielen aber nur 0,6
Prozent auf das Bauwesen. "Sie können das noch mal runter rechnen,
was das dann für den Bereich Brückenbau bedeutet." Außerdem im
Podcast: Der Sächsische.de-Reporter Sandro Pohl-Rahrisch, der die
Lage am Tag nach dem Brückeneinsturz beobachtet hat und über Folgen
berichtet. Der Reporter erzählt unter anderem, wie knapp es war,
dass zum Zeitpunkt des Einbruchs keine Straßenbahn auf der Brücke
fuhr und was es mit einem explosionsartigen Knall kurz nach dem
Ereignis auf sich hatte. Weitere Schwerpunkte des Podcasts: -
Welche Umleitungen gelten jetzt in Dresden? - Wie geht es nach dem
Einsturz weiter und was sagt die Stadt? - Droht ein kommendes
Hochwasser die Räumung zu behindern? - Warum war von dem Einsturz
das Fernwärmenetz betroffen? - Wie ist die Lage an den übrigen
Brücken Dresdens - insbesondere an den zwei Problembrücken - Blaues
Wunder und Nossener Brücke?

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