Folge 82: Gegen alle Widerstände
46 Minuten
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Beschreibung
vor 3 Monaten
Wir treffen uns mit Matthias Ulm in der Berliner Schwimm- und
Sprunghalle im Europasportpark (SSE), gerade finden noch die
letzten Wettkämpfe bei den Paralympics in Paris statt. Matthias
ist Stützpunkttrainer beim Berliner Schwimmteam, eine der
erfolgreichsten integrativen Trainingsgruppen
für paralympisches Schwimmen in Deutschland. Das Team
betreut die Spitze des Berliner Paraschwimmens vom Nachwuchs bis
zum Hochleistungstraining, auch Malte Braunschweig, Mira Maack
und Elena Semechin (geb. Krawzow) trainieren hier, alle drei
haben sich in Paris erfolgreich ins Finale gekämpft, Mira und
Elena sogar Medaillen geholt. Besonders freut sich der
Nachwuchstrainer aber, dass auch die 14jährige Johanna Döhler
schon in Paris dabei war: „Da konnte sie ganz ohne Druck schon
mal Olympialuft schnuppern - das wird ihr beim nächsten Mal
helfen“, davon ist er überzeugt.
Matthias ist Paraschwimm-Trainer mit Herz und Seele. Eher durch
Zufall ist er dazu gekommen, Menschen mit Beeinträchtigungen zu
trainieren, heute kann er sich gar nichts anderes mehr
vorstellen. Das merkt man, wenn man mit ihm durch die Halle geht
und er überall Menschen abklatscht, immer ein freundliches Wort
für sie hat. Aber auch, wenn er von seinem Job erzählt: „Ich
glaube, ich bin der erste hauptberufliche Paraschwimmtrainer in
Deutschland!“, sagt er.
Deshalb weiß er auch, dass es für Menschen mit Behinderungen ganz
schön schwer ist, überhaupt zum Schwimmen zu kommen. Längst nicht
alle Bäder sind barrierefrei und bis vor rund 10 Jahren gab es
auch praktisch keinen Berliner Verein, der Menschen mit
Behinderungen aufgenommen hat. Das hat sich zum Glück geändert
und auch das Berliner Schwimmteam hilft Menschen mit
Beeinträchtigungen bzw. ihren Eltern, einen passenden Verein für
sie zu finden. Denn „schwimmen lernen sollte einfach jeder und
jede!“, findet Matthias - und wer einmal gesehen hat, wie
Menschen, die beispielsweise gelähmt sind, im Wasser plötzlich
aufleben und sich bewegen können, der kann ihm nur zustimmen.
Auch in punkto Förderung von Para-Leistungsschwimmern hat sich in
den letzten Jahren einiges getan, sagt Matthias - allerdings
immer noch auf niedrigem Niveau. „Von 700 Euro Fördermitteln kann
man nicht leben, vor allem nicht bei 10x Training die Woche!“
Jedes Trainingslager, das Equipment, Trainingsbegleiter - all das
muss selber bezahlt werden - „da kommt man schon mal locker auf
10.000 Euro im Jahr, die man zum Teil auch aus der eigenen Tasche
bezahlen muss!“ Deshalb wundert ihn nicht, dass Deutschland
sowohl bei Olympia wie auch bei den Paralympics nicht sonderlich
gut abschneidet. Auch wenn das Geschrei kurz danach immer groß
sei - passieren würde dennoch nichts.
Er würde sich freuen, wenn Olympia 2040 in Berlin ausgetragen
wird. Daran glauben tut er allerdings nicht. Und dann erklärt er
uns noch sehr anschaulich die unterschiedlichen Wettkampfklassen,
in denen Paraschwimmer:innen antreten und was es damit auf sich
hat. Wir haben es jetzt jedenfalls verstanden!
https://www.berliner-schwimmteam.de/Startseite/
https://www.teamdeutschland-paralympics.de/sportarten/details/para-schwimmen
https://de.wikipedia.org/wiki/Startklassen_im_paralympischen_Schwimmsport
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