Folge 398 - Materielle Intelligenz
3 Minuten
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Berlin
Beschreibung
vor 3 Monaten
Mein Eindruck ist, dass wir in einer Gesellschaft leben, die
wenig Geduld hat und auf Konsum ausgerichtet ist. Werbung wirkt.
Ich bin mir sicher, jeder kennt mindestens drei Werbesprüche. Ob
es nun um Würstchenketten, Reinheit beim Waschen oder einen
Schokoriegel vom anderen Planeten geht. Bereits Kinder wissen,
dass man sich immer zwei statt nur einem nehmen darf, wenn man
ein bestimmtes Produkt kauft, und dass kleine Überraschungen in
Verbindung zu Schokolade stehen.
Wenn Werbung verheißt, man könne sich doch etwas gönnen oder
müsse mal wiederanpacken, dann wird man erinnert, wieder zu
konsumieren. Und wenn jeder alles hat, dann kommt einfach eine
neue Technologie, eine neue Gerätegeneration, ein neues Design.
Werbung gibt es aber nicht nur in der Werbung. Auch in Filmen
wird indirekt geworben. Als damals Michael J.-Fox im Film “Zurück
in die Zukunft” auf einem Skateboard fuhr, stand eben dieses
Skateboard bei vielen Jugendlichen auf dem Wunschzettel.
Wenn man ältere Menschen fragt, wie es bei Ihnen als Kind war,
dann hört man Geschichten aus einer Zeit, in der es wenig bis
nichts gab.
Zum Beispiel: "Ob ich etwas vermisse, das habe ich mich gar nicht
gefragt. Wir hatten kaum Wünsche. Wir haben viel selbst genäht
und ausgebessert. Aber die Dinge hielten auch länger. Die
Produkte von heute taugen dagegen nichts."
Bei jungen Menschen stelle ich fest, dass sie sich mit vielen
Dingen umgeben, von denen ihnen die meisten wenig bedeuten. Und
während sie sich in virtuellen Welten gut auskennen, sinkt ihre
Fähigkeit, mit der realen Welt umzugehen.
Nur wenn wir uns in der realen Welt auskennen, fühlen wir uns
auch mit ihr verbunden. Und deshalb ist materielle Intelligenz
von Bedeutung. Wir benötigen sie, um zu entscheiden, wie wir
leben wollen. Wir brauchen Dinge bei deren Herstellung sich
Klugheit, gutes Material, Einsatztauglichkeit und Langlebigkeit
vereinen. Leider sind viele Produkte das Gegenteil davon. Und
dennoch opfern wir ihnen Ressourcen, Zeit und Platz.
Ich merke es auch bei mir selbst. Meine Großeltern, meine Eltern
reparieren viel mehr Dinge in Eigenregie als ich. Teilweise lohnt
es finanziell gar nicht, eine Stunde Zeit zu investieren, um
etwas zu reparieren, weil man es so günstig nachkaufen kann, und
es dann doch wieder nur einen begrenzten Zeitraum durchsteht. Und
somit werden immer mehr Ressourcen verbraucht und immer mehr Müll
produziert.
Du musst verstehen: um reparieren geht es in der Werbung nicht,
es geht um kaufen.
Du musst entscheiden, ob du willst, dass dein Geld wegen diesem
Produkt nicht mehr bei Dir, sondern woanders ist. Und dazu
brauchst du Bewusstsein in der realen Welt und materielle
Intelligenz.
Ich wünsche Dir eine erfolgreiche Woche.
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