Episode 25: Unsichtbare Herkunft, stiller Migrationsschmerz – was bleibt von der Identität? // mit Nina Löwen

Episode 25: Unsichtbare Herkunft, stiller Migrationsschmerz – was bleibt von der Identität? // mit Nina Löwen

1 Stunde 21 Minuten

Beschreibung

vor 2 Monaten

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Blond, mit einem deutschen Namen und akzentfreiem Deutsch – Nina
Löwen erfüllt keine der klassischen „Dreifaltigkeitsfaktoren“,
Hautfarbe, Name und Sprache, die sonst zur Frage „Woher kommst du
wirklich?“ führen. Doch die Migrationsgeschichte ihrer Familie
als Russlanddeutsche erzählt eine andere Geschichte: das Gefühl,
in Russland als „die Deutschen“ abgestempelt zu werden und in
Deutschland trotzdem nicht ganz dazuzugehören.


Ninas Vater heißt Heinrich – ein Name, der ihn in Russland sofort
als „den Deutschen“ erkennbar machte. Doch in Deutschland wurde
er oft als „der Russe“ wahrgenommen. Diese doppelte
Fremdzuschreibung zieht sich durch Ninas gesamte
Familiengeschichte. In der neuesten Episode spricht Nina Löwen
über diese Zerrissenheit und teilt mit uns, wie es war, zwischen
zwei Welten aufzuwachsen.


Ein zentraler Punkt in unserem Gespräch ist die emotionale
Sprachlosigkeit in ihrer Familie. Generationen von Entwurzelung
und Migration haben dazu geführt, dass über Gefühle kaum
gesprochen wurde. Nina erzählt, dass Zuneigung oft auf praktische
Weise ausgedrückt wurde – in Handlungen, nicht in Worten. Das
erinnert mich stark an meine eigene Erfahrung. Auch meine Mutter
drückte ihre Liebe oft durch Kochen für uns aus, statt über
Gefühle zu reden. Diese Art der emotionalen Distanz ist etwas,
das viele migrantische Familien teilen und das oft
unausgesprochen bleibt.


Es gibt Dinge, die Nina sehr vermisst. Besonders stark ist die
Sehnsucht nach der „russischen Seele“, dieser tiefen Melancholie,
die durch Musik und Filme transportiert wird. Sie spricht
darüber, wie diese Nostalgie ein Teil ihrer Identität geblieben
ist, auch wenn sich ihr Leben verändert hat und sie teilweise
einen Bruch mit ihren Wurzeln erlebt.


Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Unsichtbarkeit, die viele
Russlanddeutsche erleben. Sie leben oft im „Stealth-Modus“, wie
Nina es nennt – sie passen sich an und verbergen ihre Herkunft.
Das ist für sie möglich, weil sie äußerlich und mit Namen als
Deutsche durchgehen. Doch was geht verloren, wenn man sich
ständig anpasst? Wie viel von der eigenen Identität bleibt, wenn
man sich unsichtbar macht, um nicht aufzufallen?


 Wie stark prägt uns unsere Herkunft? Und wie geht man damit
um, wenn man nach außen hin als „normale Deutsche“ wahrgenommen
wird, innerlich aber den Migrationsschmerz mit sich trägt?


Wir haben festgestellt, dass das Gefühl, verstanden zu werden und
sich einer Community anzuschließen, helfen kann, den Schmerz der
Entwurzelung und die Fragen der Identität zu bewältigen.


Dieser Podcast ist auch eine Community, und ich lade euch alle
ein, gemeinsam diese Episode anzuhören und über die eigene
Identität zu reflektieren.

Infos über Nina:
Nina Löwen ist eine Psychotherapeutin und forscht im Bereich User
Experience (UX) und Nutzerverhalten, speziell im Zusammenhang mit
digitalen Gesundheitslösungen. Sie legt großen Wert auf
gendersensible und antirassistische Arbeit in der Therapie. Neben
ihrer Tätigkeit als Therapeutin ist sie auch in der Entwicklung
von digitalen Lösungen für psychische Erkrankungen aktiv und
setzt sich für die Einbindung von Patienten in diese Prozesse


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Musik & Postproduktion:
Joscha Grunewald

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