B2P014 Micha Beiglböck (nahgenuss) – Der entspannte Verbinder
Mit seiner Plattform Nahgenuss bringt Micha Beiglböck
ProduzentInnen und KonsumentInnen seit mittlerweile fünf Jahren
zusammen. Die Idee: Es werden Fleischpakete verkauft, nicht nur
Einzelteile und geschlachtet wird erst, wenn das Tier verkauft ist.
1 Stunde 8 Minuten
Beschreibung
vor 4 Jahren
Mit Micha haben wir mit dem tiefenentspanntesten Jungunternehmer
gesprochen, den wir bisher kennengelernt haben. Von seinem
täglich wechselnden Schreibtisch in einem Grazer
Gemeinschaftsbüro vulgo Co-Working-Space schupft Micha seine
Plattform als One-Man-Show und das noch, wie er meint, zu völlig
vernünftigen Arbeitszeiten.
Eigentlich hat Micha Philosophie und Rechtswissenschaft studiert
und seine erste Karriere auch in einer Wiener Kanzlei gestartet.
Obwohl die Juristerei eigentlich ganz lustig war und dieser Weg
wohl auch ein erfülltes Leben geboten hätte, wollte Micha doch
etwas anderes, wie er sagt. Und so hat es ihn und seinen Bruder
Lukas letztlich in Richtung Landwirtschaft getrieben.
Ein wichtiger Aspekt für den Weg in Richtung Nahgenuss dürfte
wohl die elterliche Praxis gewesen sein, sich beim Bauern des
Vertrauens immer wieder ein halbes Schwein nach Hause zu holen
und dieses nach und nach zu verarbeiten. Geprägt wurde er sicher
auch von seinen Eltern, beides studierte Theologen, welche ihm
den Willen zum Gestalten bereits in die Wiege legten, immer
verbunden mit dem Anspruch, Dinge auch zum Besseren zu wenden. Am
vorläufigen Ende stand dann Nahgenuss. Am Anfang waren es viele
Gespräche mit LandwirtInnen und viel Überzeugungsarbeit, die zu
leisten war. Schließlich haben sich dann vier Betriebe aus
Mitleid entschlossen, die Idee zu unterstützen, lacht Micha. Der
Anfang war geschafft. Nach und nach kamen dann weitere Betriebe
hinzu.
Michas Aufgabe war und ist es, die Plattform und die Prozesse so
einfach wie möglich zu gestalten, damit es seinen Kunden am
Anfang der Wertschöpfungskette leicht gemacht wird, ihre Produkte
an die Kunden am Ende der Wertschöpfungskette zu verkaufen.
Daneben sind eine gute Öffentlichkeitsarbeit und Kommunikation
wesentliche Erfolgsfaktoren. Beides dürfte bisher gut gelungen
sein, denn die Plattform wächst. Die Grundidee war, dass man
keine Einzelteile verkauft, da es für die Landwirte sehr
schwierige war, das ganze Tier zu vermarkten. Es werden nur die
„Gustostückerl“ verkauft und die weniger bekannten Teile waren
schwer absetzbar. Mit dem Schritt, gemischte Fleischpakete zu
verkaufen, war es den Bäuerinnen und Bauern nun möglich, das
ganze Tier im Prinzip schon vor der Schlachtung zu verkaufen und
somit höhere Erträge und eine bessere Planbarkeit zu
erreichen.
War die Skepsis anfangs noch groß, hat sich nach und nach jedoch
gezeigt, dass dieser Weg funktioniert, der sog. „Proof of
Concept“ war gelungen. Während Corona kam nun mit dem Wein ein
weiteres „Grundnahrungsmittel“ ins Sortiment, wobei der Fokus von
Nahgenuss ganz klar auf Fleisch liegt und laut Micha auch gar
nicht beabsichtigt ist, das Sortiment großartig zu erweitern. Er
und seine Kunden sind mit dem aktuellen Angebot sehr zufrieden.
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