Dr. Sabine Hopmann - Man muss sich immer weiter entwickeln
19 Minuten
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Beschreibung
vor 4 Jahren
Als studierte Zahnmedizinerin hat Dr. Sabine Hopmann ganz
klassisch die Praxis ihres Vaters am Dümmer übernommen. Schon
lange engagiert sich die erfolgreiche Dentistin auch außerhalb
ihres Berufsfeldes. Auf ihrer Initiative fußt der inzwischen
bedeutende Zahnärzte Kongress „Alles außer Zähne“, der jährlich
in Berlin oder München stattfindet. Als Vortragsrednerin ist sie
heute weltweit gefragt und unterwegs von Seattle bis Novosibirsk.
Obwohl kurz vor dem Rentenalter ist ihr Thema zukunftsweisend:
die digitale Zahnmedizin.
Vita:
1956 geboren in Osnabrück
Abitur: 1974 in Diepholz
Studium: Zahnmedizin in Köln
Übernahme der väterlichen Praxis 1984
1993-2006 Zweitpraxis in Meran/Südtirol
Referententätigkeit zu mehreren zahnmedizinischen Themen
Ausbildung zum Teamcoach
Wie darf ich Dich vorstellen?
Ich bin Landzahnärztin am Dümmer See. Dort habe ich – ganz
klassisch - die seit 1952 bestehende Praxis meines Vaters
übernommen. Ich liebe es, jeden Tag aufs Land zu fahren und dort
mit meinem Team von Mitarbeitern (die ich teilweise schon sehr
lange kenne) so wie mit Patienten, die schon seit Generationen
bei uns sind, zusammen zu arbeiten. Unsere Praxismanagerin etwa
hat vor 47 Jahren ihre Ausbildung bei meinem Vater
absolviert. Das ist ein tolles, engagiertes Team, mit dem
ich arbeite. Vor allem aber definieren wir uns darüber, dass wir
uns ständig weiter entwickeln. Das ist für mich auch der Ansporn,
den ich im Leben habe – nämlich sich immer weiter zu entwickeln.
Das gilt für das Team ebenso wie für mich beruflich wie privat.
Dein Lebensmotto?
Ich habe gleich zwei Lebensmotti: „Carpe Diem“ und „Jeder Tag ist
ein neuer Tag“, denn es gibt ganz viele Bereiche des Lebens, die
wirklich spannendend sind und die das Leben lebenswert machen.
Mein Thema ist deshalb „lebenslanges Lernen“. Das heißt: auch in
meinem Alter mache ich noch kontinuierlich neue Felder auf. So
habe ich beispielsweise vor fünf Jahren den Kongress „Alles außer
Zähne“ initiiert,
der wider Erwarten ein voller Erfolg wurde. Er belegt, dass auch
Zahnärzte immer dazu lernen müssen, denn bei dem Kongress geht es
nicht um die reine Zahnmedizin, sondern um Themen, z.B. wie man
eine Praxis erfolgreich führt. Dabei geht es um Praxismanagement,
Teamführung, Qualitätsmanagement usw. Zu den Zeiten meines Vaters
reichte es, ein guter Zahnarzt zu sein. Heute sind die
Anforderungen an eine Praxis ungleich höher.
In jeder starken Frau steckt bekanntlich auch eine
schwache. Was hat Dich zur starken Frau gemacht?
Man muss schon kontinuierlich an der Weiterentwicklung seiner
Persönlichkeit arbeiten. Das tue ich. Nur die Zahnmedizin hat
mich nicht dahin gebracht, sondern dazu gehören auch andere
Punkte wie Spiritualität, Weiterbildung über Seminare, Reflexion.
Außerdem umgebe ich mich gerne mit Menschen, die mich anspornen
und weiterbringen.
Was war Deine größte Herausforderung?
Ehrlich gesagt, habe ich es im Leben immer sehr gut gehabt.
Zunächst bin ich meinem Vater in die Zahnarztpraxis gefolgt. Dann
habe ich mir eine eigene Herausforderung geschaffen, indem ich in
Bozen/Meran eine eigene Zahnarztpraxis aufgemacht habe. Einer der
Gründe dafür war, zu zeigen, dass ich es alleine kann. Natürlich
auch bei mir nicht immer bergauf. Privat gab es schon einige
Rückschläge. So ist mein Mann vor 4,5 Jahren gestorben. Leider
bin ich auch kinderlos geblieben. Das sind Rückschläge, die man
natürlich einstecken muss.
Was würdest Du heute Deinem 18-jährigen ICH mit auf die
Lebensreise geben?
Für mich muss ich zunächst einmal sagen, dass ich nichts bereue,
was ich bisher getan habe, denn ich kann es so oder so nicht mehr
ändern. Es ist mir – glaube ich – ganz gut gelungen, mit meinen
persönlichen „Schicksalsschlägen“ umzugehen. Ich finde es einfach
wichtig, neugierig zu sein, viele Dinge lernen zu wollen,
Empathie zu erwerben und mit sich selbst gut umzugehen. Das sind
Dinge, die ich der 18-jährigen Sabine mitgeben würde, denn diese
Erkenntnisse haben sich erst im Laufe meines Lebens entwickelt.
Ich war zwar schon immer sehr neugierig, dennoch hätte ich
gerne ein paar mehr Sportarten gelernt. So ist das Segeln
bei mir zu kurz bekommen und ich würde gerne noch besser Ski
laufen. Es gibt einfach immer ein paar Dinge, die man besser
hätte machen können.
Wann hattest Du in Deinem Leben die größten
Selbstzweifel?
Selbstzweifel habe ich häufiger – nicht nur einmal im Leben! Ich
bemühe mich, mich ständig zu hinterfragen - privat wie
beruflich. In der Praxis arbeite ich mit einem Kompagnon, zwei
angestellten Zahnärzten und ungefähr 26 angestellten
Zahnarzthelferinnen zusammen. Ich bemühe mich immer, den
Helferinnen sehr viel freie Hand zu lassen. Aber wie in jedem
Betrieb, wo mehr als ein Mensch arbeitet, gibt es auch bei uns ab
und an Probleme. Natürlich kommen da auch Selbstzweifel auf, denn
schließlich machen wir alle Fehler. Wenn es einen Konflikt gibt,
hinterfrage ich mich natürlich kritisch: was ist mein Anteil
daran?
Wie motivierst Du Dich?
Mich motiviert die Freude, mich und andere Menschen
weiterzuentwickeln und mitzunehmen. Das ist für mich wie das Salz
in der Suppe. Für mich wäre es keine Option, auf dem Sofa zu
sitzen und rauszuschauen – auch wenn das ab und an durchaus schön
ist. Mich motiviert auch, wenn sich Patienten für meine gute
Arbeit bedanken, es in der Praxis gut läuft oder sich das Team
bedankt. Vor zwei Tagen kam beispielsweise eine Helferin spontan
rein und sagte: „Ich wollte mich einfach nur dafür bedanken, dass
sie so eine tolle Chefin sind“. Das motiviert mich schon sehr.
Solche Momente sind einfach schön.
Wie wichtig ist Selbstliebe für Dich?
Ich glaube, die ist vielleicht ein bisschen zu wenig ausgebildet.
Ich bin bemüht, mich selbst nicht allzu kritisch zu sehen, mir
auch Fehler zu verzeihen. An der Selbstliebe in Richtung
Spiritualität kann ich noch ein bisschen arbeiten. Es müssen ja
auch noch Felder offen sein, in denen man sich weiterentwickeln
kann.
Was können andere Frauen von Dir lernen?
Von mir kann man Durchhaltevermögen lernen, sich Ziele setzen,
nicht zu streng mit sich selbst zu sein und dennoch auf sich zu
achten, dass man sich wirklich vornimmt sich weiter zu
entwickeln. Ich finde es wichtig, dass man an der eigenen
Persönlichkeit arbeitet. Es gibt sehr viele Frauen, die sich zu
sehr aufopfern für ihre Familie und deshalb an der Möglichkeit,
sich weiterzuentwickeln nicht teilnehmen. Man kann aber nur für
andere Menschen Liebe entwickeln und etwas nach vorne bringen,
wenn man sich selbst wertschätzt und Zeit für sich nimmt.
Welche Menschen inspirieren Dich besonders?
Im zahnmedizinischen Bereich inspiriert mich Professor Gutowski.
Er war mein Mentor. Außerhalb des fachlichen Bereiches
inspirieren mich Menschen, die sich weiterentwickeln, wie z.B.
Beate Recker. Ich bewundere, wie sie sich seit 25 Jahren
entwickelt hat. Sie greift immer wieder neu an, kommt dadurch
immer wieder in neue Kreise. Das ist auch ein Teil meiner
Lebensführung. Ich ziehe mich bewusst etwas aus dem
zahnmedizinischen Alltag zurück, organisiere jetzt Kongresse,
gebe Fortbildungen, halte Vorträge und verfasse
Veröffentlichungen. Vielleicht gibt es irgendwann auch noch ein
Buch von mir. Das Thema steht schon fest: digitale Zahnmedizin.
Dabei unterstützt mir mein hochinnovativer, junger
Zahntechnikermeister Christian Hannker mit seinem fundierten
Wissen.
Wie gehst Du mit dem Thema „älter werden“ um?
Letztens kam ein Patient und sagte: „Ich habe mich an der
Rezeption erkundigt, wie alt sie sind. Dort haben sie mir
geantwortet: die ist leider schon 63“. Mein Motto ist: Wie
schaffe ich es, 20 Jahre lang 50 zu bleiben? Um dahin zu kommen,
ernähre ich mich gesund, treibe regelmäßig Sport und mache
darüber hinaus einiges, um im Kopf klar zu bleiben. Die
Voraussetzungen, dass ich noch ein paar Jahre mitmache, sind also
sehr gut.
Achtsamkeit: Modewort oder gesellschaftliche
Notwendigkeit?
Achtsamkeit ist natürlich wichtig. Ich glaube man darf heute gar
kein Thema mehr ausschließen. Ich stelle fest, dass im Laufe des
Lebens meine Achtsamkeit größer geworden ist. Ich bewundere
Menschen, die ganz viele (emotionale) Dinge nebenbei
„registrieren“. Sie erkennen und lesen das in den Gesichtern oder
der Körperhaltung von Menschen. Ich versuche immer davon zu
lernen. Eines ist aber sicher: Achtsamkeit ist mir nicht in die
Wiege gelegt worden.
Was machen starke Frauen besser als starke
Männer?
Ich bin ein großer Fan davon, dass Männer und Frauen
zusammenarbeiten. Ich kann es gar nicht gut heißen, dass jetzt
nur noch Frauen Zahnmedizin studieren. Bitte nicht falsch
verstehen: ich finde es toll, dass viele Frauen studieren, aber
uns fehlt der männliche Input. Männer können einfach andere
Sachen gut, in denen Frauen nicht so gut sind. Grundsätzlich sind
Frauen die besseren Teamleiter. Aber jeder hat Stärken und die
sollte man nutzen. Wir haben in der Zahnmedizin Abschlussklassen,
wo der Frauenanteil bei 90% liegt. Wenn jetzt noch die Generation
Work-Life-Balance kommt, frage ich mich, wie in Zukunft
Zahnarztpraxen geführt werden sollen.
Was ist das Geheimnis Deines guten Aussehens?
Danke für das „gute Aussehen“! Das ist natürlich alles relativ.
Es ist sicherlich ganz wichtig, wie man sein Leben geführt hat.
Das lässt sich mit 60 im Gesicht nicht mehr ganz verheimlichen.
Man muss also auf sich acht geben in psychischer Hinsicht, sich
bewegen und gut zu ernähren, die Dinge nicht zu engstirnig sehen.
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