Christiana Linke - Deutschlands bekannteste Juristin im Arbeitsrecht
22 Minuten
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Beschreibung
vor 5 Jahren
Sie gilt als Deutschlands bekannteste Anwältin für Arbeitsrecht.
Im Vergleich zu ihren „herkömmlichen“ Kollegen macht sie vieles
anderes: von ihr gibt es YouTube Videos, Checklisten zum
Downloaden und wenn man versucht, sie anzurufen, ist sie immer
irgendwo in der Welt unterwegs. Die Rede ist von Christina Linke.
Da fragt frau sich: Wie macht sie das eigentlich alles, denn ganz
nebenbei ist sie auch noch alleinerziehende Mutter.
1985 Abitur in Burgsteinfurt
1985 – 1992 Jura Studium, Uni Osnabrück
1992 – 1995 Referendariat Osnabrück
1995 – 2002 Assessorin Piepenbrock Dienstleistungsgruppe
2002 Zulassung als Rechtsanwältin
19975 Heirat, Zwei Töchter 2000 und 2003
2005 Trennung
200 6 – 2008 Angestellt beim Sozialverband
2008 – 2010 Dies und das
Seit 2011 selbstständig
2012 – 2014 Academy Hermann Scherer
Seit 2014 Kooperationspartnerin Dirk Kreuter
Wie darf ich Dich vorstellen?
Ich bin Rechtsanwältin, Speakerin, Unternehmerin, Querdenkerin
und meine Mitarbeiterin sagte gestern zu mir: Tsunami.
Worüber definierst Du Dich?
Ich definiere mich sicher nicht über Statussymbole oder den
Rechtsanwaltstitel. Ich definiere mich eher über die
Zufriedenheit, die ich empfinde, wenn ich Menschen helfen kann.
Ebenso wie über die Freude, die ich habe, wenn ich etwas positiv
verändern konnte.
Dein Lebensmotto?
Auch wenn es abgenutzt ist: Carpe diem! (Lat. f. Nutze den
Tag, Anm. d. Red.).
Wie lebst Du Dein Lebensmotto?
Es ist wirklich so, dass ich jeden Morgen mit guter Laune
aufstehe und gerne ins Büro fahre und immer neugierig darauf bin
was kommt. Diese Einstellung ist mir keineswegs in die Wiege
gelegt, sondern daran habe ich hart gearbeitet. Ich bin ein
„Weiterbildungsjunkie“ und habe darin in den letzten Jahren viel
Zeit und Geld investiert, um dahin zu kommen. Dadurch nutze ich
den Tag wirklich gut, bin gut strukturiert und mache mir jeden
Abend Gedanken, was ich am nächsten Tag konkret angehen möchte.
In jeder starken Frau steckt bekanntlich auch eine
schwache. Was hat Dich zur starken Frau gemacht?
Erst meine vermeidlichen Niederlagen haben mich stark gemacht.
Das hört sich vielleicht komisch an, aber das waren
Fehleinschätzungen und Fehltritte. Ich habe einen eher „krummen“
Lebenslauf. Das fängt damit an, dass ich Jura studiert habe,
obwohl ich nie Juristin werden wollte. Ich wollte auch nie
Karriere machen. Stattdessen habe ich einen Vorstandsvorsitzenden
geheiratet, mit dem ich eine Familie gegründet habe und zwei
süße, blonde Töchter bekommen habe. Bis ich festgestellte, dass
ich in diesem „goldenen Käfig“ nicht glücklich bin. Als die
Kinder ein und drei Jahre alt waren, habe ich mich getrennt und
damit ging die „Falltür“ auf. Danach ging es in einem
atemberaubenden Tempo bergab. Gesellschaftlich wie finanziell.
Ich habe mir eine Halbtagsstelle als Geschäftsführung beim
Sozialverband gesucht und musste zwei Jahre später und einen
Burnout weiter feststellen, dass dieser Job halbtags nicht zu
schaffen ist. Das war dann gefühlt die nächste Niederlage. Aus
heutiger Sicht muss ich sagen, ich habe den Job auch nicht gut
gemacht. Das war Sozialrecht und ich habe festgestellt, dass das
gar nicht zu mir passt. Diese gefühlte Niederlag hat mir aber die
Erkenntnis gebracht, dass mein Herz weiterhin fürs Arbeitsrecht
schlägt. Darin hatte ich schon sechs Jahre in einem Konzern
gearbeitet. Die Stelle beim Sozialverband habe ich später
gekündigt und war danach über ein Jahr lang arbeitslos. Das waren
schon echte Tiefschläge. Aber: Jede Niederlage war für mich immer
der Katalysator für „ganz nach oben“. Ohne diese Niederlagen säße
ich heute nicht hier. Heute bin ich gelassen, wenn etwas
Schlechtes passiert, denn ich weiß: das ist der Auslöser für ganz
was Gutes. Das Leben will mir dann etwas sagen – ich weiß nur
noch nicht: was?
Was hast Du daraus gelernt?
Mutig zu sein! Ich mag es überhaupt nicht, sich dauerhaft in der
so genannten „Komfortzone“ zu bewegen und Angst zu haben, diese
zu verlassen. Manche Leute bewegen sich nämlich fast nur in ihrer
Komfortzone. Aber so wie jeder Muskel nur wächst, wenn er bewegt
wird, so wachsen wir nur, wenn wir unsere Komfortzone verlassen.
Man darf dabei ruhig Angst haben, aber man muss sie überwinden
und das machen, was man machen möchte. Ich habe das Urvertrauen
dass alles gut wird.
Was würdest Du heute Deinem 18-jährigen ICH mit auf die
Lebensreise geben?
Heute würde ich strategischer an mein Leben gehen. Ich habe
gelernt, dass man die Dinge von hinten denken muss – vom Ergebnis
her. Heute überlege ich mir, wie soll mein Ergebnis aussehen, wie
soll es sich anfühlen. Und dann überlege ich mir die Schritte
dahin. Also: was ist das gewünschte Ergebnis und wie sind die
Schritte dahin. Das habe ich früher nie gemacht. Ich setze mir
hohe Ziele und scheitere mich nach oben. Dadurch, dass man sich
immer zu hohe Ziele setzt, die man doch nicht erreicht, bekommt
man aber das bestmögliche Ergebnis. Das ist immer noch viel mehr
als das, was man erreichen würde, hätte man sich kein hohes Ziel
gesetzt.
Wann hattest Du in Deinem Leben die größten
Selbstzweifel?
Lach. In den zwei Jahren beim Sozialverband hatte ich nur
Selbstzweifel. Da war ich in einer Phase, da fand ich nichts
Gutes an mir. Ich habe lange gebraucht, um da heraus zu kommen.
Wie motivierst Du Dich?
Dass ich mich manchmal nicht motivieren kann, war z.B. in der
Zeit beim Sozialverband Teil meines Problems. Ich habe eher eine
intrinsische Motivation. Das, was ich mache, mache ich
leidenschaftlich gerne. Dafür brauche ich gar keine Motivation.
Was ist Dein Geheimtipp für mentale Stärke?
Selbstvertrauen. Tatsächlich muss ich mir selber vertrauen. Das
ist ein Thema, wo gerade wir Frauen immer wieder Probleme haben.
Wir müssen aufhören zu denken, wir müssten erst ein anderer
Mensch sein, um gewisse Ziele zu erreichen. Das ist völliger
Blödsinn. Wichtig ist: einfach machen! Und wenn es dann mal
schief geht – mein Gott. Das ist doch nicht schlimm!
Wie wichtig ist Selbstliebe für Dich?
Selbstliebe musste ich lernen – wie fast jede Frau. Heute bin ich
gut darin. Ich darf aber noch ein bisschen an den Prioritäten
arbeiten. Manchmal vergesse ich aber, gut für mich zu sorgen. Das
heißt mir Zeit für Sport und gutes Essen zu nehmen. Früher habe
ich immer gesagt: ich habe die Zeit nicht. Heute weiß ich: ich
nehme mir die Zeit nicht.
Was können andere Frauen von Dir lernen?
Attacke machen! Mutig sein, nach vorne gehen, quer denken,
Selbstzweifel weglassen und Spaß am Leben haben. Ganz wichtig ist
es auch ein Vorbild zu sein. Das merke ich gerade bei den
Menschen in meinem Büro.
Welche Menschen inspirieren Dich besonders?
Ich habe das Glück zwei ganz große Mentoren zu haben: Dirk
Kreuter und Hermann Scherer. Beide sind in der Speaker Szene
echte Leuchttürme. Gerade Dirk Kreuter ist inzwischen ein guter
Freund geworden. Das Umfeld dort zieht mich einfach mit. Ich
verdanke den beiden einfach unglaublich viel, insbesondere was
die Einstellung betrifft. Auch Hermann Scherer ist sehr
bereichernd. Ich war gerade noch bei ihm und er hat mir
unglaublich viel mitgegeben, z.B. wie er Auftritte und Reden
gestaltet. Und dann gibt es da noch jemanden, den ich ganz frisch
kennengelernt habe und der für mich das Highlight des Jahres ist:
Thorsten Kreutz. Ich kenne niemanden, der so
intelligent ist und so um die Ecke denkt wie er. Er ist mit gut
35 Jahren sogar noch sehr jung, aber er ist echt genial.
Alle Drei ziehen mich einfach unglaublich mit.
Wie gehst Du mit dem Thema „älter werden“ um?
Das Alter macht mir generell nichts aus. Immerhin bin ich auch
schon über 50. Ich merke aber, dass ich ein schnelles Leben führe
und dass es viel Kraft zehrt, gerade, wenn man so viel unterwegs
ist wie ich. Diese Anstrengung stecke ich nicht mehr so gut weg
wie noch mit zwanzig. Deshalb nehme ich mir ab an mal einen
halben Tag frei. Ich schaffe mir da einfach kleine Inseln und
erlaube mir inzwischen, den Kalender nicht mehr ganz so voll
zuladen.
Das mit dem Alter ist gemein: wenn man jung ist, macht man alles
Mögliche, aber hat das Wissen nicht. Wenn man älter ist, hat an
dann das Wissen, aber es steht einfach nicht mehr unendlich viel
Zeit zur Verfügung. Ich werde deshalb knauserig mit meiner Zeit.
Ich verschwende keine Zeit mehr mit Zeitfressern,
oder Menschen, denen ich entwachsen bin.
Was machen starke Frauen besser als starke
Männer?
Das ist ganz klar Empathie. Das entscheidende Erfolgskriterium
ist heute Empathie – und darin sind Männer in der Regel schlecht.
Also zuhören ist z.B. nichts für Männer, die wollen lieber
machen, tun, bauen, reparieren etc. Hier sind wir Frauen einfach
stark.
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