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Beschreibung
vor 2 Monaten
In einer schmutzigen Ecke einer kleinen Bar stand ein
unscheinbarer, alter Dreieckstisch. „So ist gesichert, dass man
nicht allein sein Bier trinken muss, wenn man einsam ist!“,
meinte dieser Tisch im Stillen und war mit seiner selbst sehr
zufrieden. „An jeder Seite von mir kann jemand sitzen, sind also
erstmals drei Personen, wenn dann noch Sessel an die Enden meiner
dünnen, spitzen Ecken geschoben werden, dann sind es sechs
Menschen, die sich näherkommen, allein dadurch, dass ich hier
bin. Das ist schön!“
Der Tisch leuchtete matt in einer ausgebleichten, hellschwarzen
Farbe. Auf der Oberfläche des Tisches waren Myriaden winzig
kleiner, weißer Punkte verteilt. „Es ist, als würde es schneien,
es ist, als würden sich Lichtflöckchen selbstständig gemacht
haben, um die Liebe zu entdecken, es scheint, als wären alle
weißen Farbkleckse von zu Hause ausgerissen, um eine Party zu
feiern und wohin ausgerissen? – natürlich zu mir!“ Der Tisch war
sehr zufrieden mit sich.
Ein Aufkleber mit den geheimen Worten „Thank You!“ war an einer
der zulaufenden Spitzen des Tischchens geklebt. Jeden Tag
überlegte sich das Tischchen, was diese Worte in seinem Fall wohl
zu bedeuten hätten. „Heißt das, das ich mich bei den anderen
bedanke, dass sie sich zu mir gesetzt haben, oder heißt das,
„Danke Tisch, dass es dich gibt“, eben weil es bei mir so
gemütlich und kuschelig zugeht? Ich hoffe auf zweiteres, aber ich
bin nicht sicher!“ Der Tisch starrte dann immer ein wenig ins
Leere, denn in der Leere entdeckte er ab und an seltsame Dinge.
So lenkte er sich gut ab und musste die Frage nicht beantworten.
Manche Fragen sind nicht zu beantworten, auch wenn man noch so
oft darüber nachdachte, das wusste der Tisch und es tröstete ihn
ein wenig. So ist es besser, ins Leere zu starren.
An diesem Abend blieb das Tischchen allein, die Bar war
geschlossen. „Von wegen, zwei, drei oder sechs Menschen die es
sich rund um gemütlich machen, keiner kommt, keiner bewundert
meine Stabilität und meine Gastfreundschaft!“ An solchen Abenden
war der Tisch traurig, seiner Daseins Berechtigung wurde nicht
entsprochen. Weißt du, was dein Wohnzimmertisch denkt, wenn du
mal wieder nicht zu Hause bist?
Was das Tischchen nicht wusste – Jack Daniels, eine etwas achtlos
weggeworfene Dose, übergeblieben nach der letzten Partynacht,
hatte ein Auge auf das Dreieckstischchen geworfen. „Endlich
genug Platz zum Üben für uns!“, murmelte Jack, die Luft war rein,
keine Party im Anmarsch. „Freunde, kommt heraus, die Bar ist
geschlossen, niemand wird sich an unserem Gesang stören!“
Wärest du in dem Raum gewesen, dann hättest du eine Freude
gehabt! Es knirschte, schepperte, blechte in allen Ecken,
Blechbüchsen sprangen aus alten Kisten, Blechbüchsen öffneten die
Deckel der Mülleimer, Blechbüchsen sprangen von der Schank in die
Freiheit und sie alle, sie alle bewegten sich in Richtung des
weiß gepunkteten Dreieckstischchens. Das Tischchen konnte es
nicht glauben – sie alle, sie alle wollten ausschließlich zu ihm,
mindestens 20 Büchsen und laufend wurden es mehr!
„Was für eine schöne Schrift an deiner Seite!“, machte eine rote,
schlecht aufgerissene Cola Dose einer silbernen Dosendame ein
Kompliment. „Champagner, perlend!“, stand prominent auf ihrem
Körper geschrieben. Die schmale Dame ignorierte die Bemerkung
einfach, Cola Dosen waren ihr einfach seit jeher unsympathisch
gewesen. „Einfach Prolo!“, dachte sie.
„Ich habe noch nie so viele schillernde, wunderschöne
Blechbüchsendamen gesehen!“, schepperte die große Heineken Dose
voller Hoffnung auf Körperkontakt. Heineken stellte sich
großflächig unter das Tischchen und half den anderen Dosen über
ihre Schultern den Tisch zu erreichen. Bald standen viele Dosen
eng aneinandergereiht auf dem Tischchen, irgendwann war zur
Freude des Dreieckstischchens dessen Fläche voll geworden. Andere
Dosen versammelten sich einfach unter dem Tischchen - ein
Chorkonzert der Blechdosen, das wollte sich keine Blechbüchse
dieser Welt entgehen lassen!
Es wurde ruhig im Raum, einmal noch ruhig, alle, wahrlich alle,
blickten zu Jack Daniel, es kam ihm zu, den Takt anzugeben, er
war es, der den Chor ins Leben gerufen hatte, nun galt es, das
Leben wollte es so, nun galt es, es galt zu singen!
Wäret ihr doch da gewesen, ihr hättet ein Erlebnis der anderen
Art gehabt, ihr hättet, ihr hättet erkannt, dass Musik, dass die
Musik der Blechbüchsen eine der Antworten auf Alles ist! Für das
Tischchen wurde es auch die Nacht der Nächte, das Leere war seit
diesem Abend immer mit Musik gefüllt...
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